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Reitsport Weltmeister üben in historischen Gemäuern

Neuss · Auf dem Neusser Nixhof ist der erfolgreichste Voltigierverein der Welt zu Hause. Die Geschichte des Hofes reicht bis ins Mittelalter zurück.

 Pferde, Kinder und historische Gemäuer prägen das Bild des Nixhofs im Neusser Stadtteil Selikum (oben und unten r.). Der Geschichte des 1181 erstmals urkundlich erwähnten Hofes und der Erfolgsstory des dort ansässigen RSV Grimlinghausen (l.) widmet das neue Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss einen Beitrag.

Pferde, Kinder und historische Gemäuer prägen das Bild des Nixhofs im Neusser Stadtteil Selikum (oben und unten r.). Der Geschichte des 1181 erstmals urkundlich erwähnten Hofes und der Erfolgsstory des dort ansässigen RSV Grimlinghausen (l.) widmet das neue Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss einen Beitrag.

Foto: -woi/berns

Die Ehrfurcht hält sich in Grenzen. Wenn sich Voltigierer ausaller Welt auf dem Nixhof treffen, tun sie das eher unter pragmatischen Gesichtspunkten: "Weil hier die Trainingsbedingungen so gut sind wie kaum sonst wo", sagt Bundestrainerin Ursula Ramge, die dafür sogar aus der "Pferdestadt" Warendorf anreist.

Reitsport: Weltmeister üben in historischen Gemäuern
Foto: Woitschützke, Andreas

Dabei gäbe es auch genügend andere Gründe, an den Nixhütter Weg im schmucken Neusser Stadtteil Selikum zu fahren. Schließlich dürften nur wenige andere Sportler ihr tägliches Training in solch historischem Ambiente abspulen wie die des RSV Grimlinghausen. Noch dazu so erfolg- und ertragreich: Mit acht Welt- und neun Europameistertiteln im Einzel- und Gruppenvoltigieren ist der RSV der erfolgreichste Voltigierverein der Welt — Ende offen.

Reitsport: Weltmeister üben in historischen Gemäuern
Foto: Woitschützke, Andreas

Von den insgesamt 26 Deutschen Meistertiteln ganz zu schweigen. Dabei ist die Sportart noch relativ jung: Die Vereinschronik verzeichnet 1974 als das Jahr, in dem der RSV zum ersten Mal Kreismeister wurde, ein Jahr später qualifizierte sich die A-Gruppe mit Longenführerin Gaby Deneke erstmals für eine Deutsche Meisterschaft und belegte Rang elf.

Reitsport: Weltmeister üben in historischen Gemäuern
Foto: Berns, Lothar

Wesentlich älter ist die (nicht nur) sportliche Heimat des 1960 gegründeten Reitsportvereins: Ausgrabungen weisen auf erste Siedlungsspuren aus der jüngeren Hallstattzeit (etwa 700 bis 500 vor Christus) hin. Schriftlich erwähnt wird der Hof in der Niederung der Erft erstmals 1181 in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg.

Seinen heute zumindest in Pferdesportkreisen weltweit bekannten Namen erhielt das mittlerweile zu einem stattlichen Gut zwischen Kloster Gnadental und Schloss Reuschenberg herangewachsene Gemäuer jedoch erst Ende des 16. Jahrhunderts. Da pachtete nämlich ein gewisser Peter Nix das Gut von den Chorherren des Augustinusklosters. Seither heißen die Gebäude am Nixhütter Weg 105 "Nixhof".

Ihre sportliche Bestimmung erhielten sie jedoch erst Mitte der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Bis dahin war der Hof landwirtschaftlich betrieben worden, doch nachdem zwischen 1963 und 1969 auf der anderen Straßenseite, dem so genannten Nixacker, 360 Eigenheime gebaut wurden und damit die Keimzelle für den jungen Stadtteil Selikum legten, fehlte hierfür die Grundlage.

Dem Gemäuer drohten Verfall und Abriss, ehe Phillipp Meuter, damals Präsident des SC Grimlinghausen und später Vorsitzender des Kreissportbundes (KSB), die Idee hatte, dort die Reitsportler des Vereins unterzubringen. Deren Verbleib wurde allerdings erst 1972 durch einen Pachtvertrag mit der Stadt Neuss, die den Nixhof 1912 käuflich erworben hatte, endgültig sichergestellt.

Ein Vertrag, der vorerst bis zum Jahr 2036 läuft und dem RSV eine gewisse Planungssicherheit gibt. Nicht zuletzt deshalb hat der rund 300 Mitglieder zählende Verein in den vergangenen Jahren eine Menge in Instandsetzung und Instandhaltung des Hofes investiert. Keine Kleinigkeit, schließlich beläuft sich der Jahresetat ohnehin schon auf eine Viertelmillion Euro — eine Summe, für die der RSV auch eine Mannschaft in der Tennis-Bundesliga finanzieren könnte. Auf dem Nixhof stecken sie das Geld lieber in die Vierbeiner. Schließlich sagt nicht nur Ursula Ramge: "Es ist immer wieder beeindruckend, was die Neusser auf die Beine stellen."

(NGZ/rl)
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