Jüchen Realschüler sammeln für Stolpersteine

Jüchen · Erstmals werden in der Gemeinde Jüchen Stolpersteine verlegt, die an die Schicksale von jüdischen Menschen erinnern.

 Ihr Projekt mündet in Jüchens ersten Stolpersteinen: Einige der 32 Realschüler mit ihren Lehrerinnen Monika Streger und Habibe Spieß.

Ihr Projekt mündet in Jüchens ersten Stolpersteinen: Einige der 32 Realschüler mit ihren Lehrerinnen Monika Streger und Habibe Spieß.

Foto: L. Berns

Zunächst war es ein Thema beim Projekttag "Gemeinde Jüchen — Geschichte lebendig halten": 32 Realschüler der Klassen 6 bis 9 beschäftigten sich mit dem Schicksal von Jüchenern jüdischen Glaubens während der NS-Zeit. Daraus entstand eine Idee: Vielleicht wäre es möglich, Stolpesteine vor den letzten bekannten Wohnhäusern in Jüchen verlegen zu lassen?

Das Ergebnis wird voraussichtlich im Mai 2013 im Jüchener Zentrum zu sehen sein: 13 Stolpersteine will der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegen. Er will damit an das Schicksal jüdischer Menschen erinnern, die von Nationalsozialisten verschleppt, deportiert und ermordet wurden. "Wenn man sich mit Zeitzeugen unterhält und deren Gefühle sieht, erhält man einen ganz anderen Zugang zu dem Thema, als wenn man darüber nur in einem Buch lesen würde", sagt Christian Detke.

Die Lehrerinnen Monika Streger und Habibe Spieß betonen das große Engagement der Jugendlichen: "Sie haben sich auch in den Ferien für das Projekt eingesetzt." Worauf alle Beteiligten stolz sein können: Sie haben bereits die Finanzierung gestemmt.

Was steckt eigentlich hinter den Stolpersteinen, die Gunter Demnig bundesweit verlegt? Wie waren die Lebensbedingungen von Juden während der NS-Zeit in Jüchen? Wie sah es im Ghetto in Riga aus? So lauteten einige Themen, mit denen sich die Jugendlichen während der Projekttage beschäftigt hatten. Nach der Recherche wurde die Idee entwickelt, ob nicht auch Stolpersteine in Jüchen verlegt werden könnten, erinnert sich Monika Streger.

Zunächst hätten die Schüler recherchiert, über das Thema gelesen, im Archiv gearbeitet und auch den jüdischen Friedhof besucht und dort Grabsteine gereinigt. Sehr wichtig für die Realisierung der Projektidee seien die Gespräche mit Zeitzeugen gewesen. Auch Gespräche mit Hauseigentümern seien geführt worden, vor deren Eigentum die Stolpersteine ihren Platz finden könnten.

Während der Schulferien hätten die Schüler dann den Antrag für den Kulturausschuss formuliert. Inzwischen hatten sie sich auch um die Finanzierung gekümmert. "Jeder Stein kostet rund 120 Euro", sagen Monika Streger und Habibe Spieß. Bereits beim Sponsorenlauf seien rund 600 Euro zusammengekommen; das fehlende Geld soll durch Spenden von Privat- und Geschäftsleuten aufgebracht werden.

17 letzte Wohnstätten von Juden konnten die Realschüler im Jüchener Zentrum ermitteln. Von 13 Hauseigentümern haben sie die Zustimmung erhalten, dass vor ihrer Tür Stolpersteine verlegt werden können. "Wir haben auch Kontakt zu Gunter Demnig aufgenommen, der bis auf zwei Jahre fast ausgebucht ist. Er wird vermutlich im Mai die Stolpersteine in Jüchen verlegen", sagt Monika Streger. Für die gebürtige Jüchenerin war dieses Projekt auch eine Herzensangelegenheit: "Durch meine Mutter habe ich viel über diese Zeit erfahren. Ich freue mich, dass jetzt auch in Jüchen erstmals Stolpersteine an das Schicksal der jüdischen Menschen erinnern werden."

(NGZ/rl)
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