Schwimmen Ohne Training zur Schwimm-DM

Neuss · NSV-Chef Willecke beklagt mangelndes Verständnis für Leistungssport in Neuss

 Deutsche Jahrgangsmeisterschaften: (v.l.) Tobias van Aggelen, Trainer Francisco Frederico, Aaron Schmidt (alle Neusser SV)

Deutsche Jahrgangsmeisterschaften: (v.l.) Tobias van Aggelen, Trainer Francisco Frederico, Aaron Schmidt (alle Neusser SV)

Foto: Neusser SV/NSV

Platz sechs im A-Finale über 400 Meter Freistil bei seinen ersten Offenen Deutschen Meisterschaften, damit könnten Aaron Schmidt und der Neusser Schwimmverein gut leben. Wäre da nicht das Gefühl, dass bei den nationalen Titelkämpfen des Deutschen Schwimmverbandes in Berlin mehr drin gewesen wäre für das 18 Jahre alte Talent des NSV.

Denn die Trainingsbedingungen für ihn und die anderen vier DM-Teilnehmer waren im Vorfeld alles andere als leistungsfördernd. Weil das Stadtbad wegen Wartungsarbeiten geschlossen war, mussten sie nach Dormagen ausweichen. „Zum Glück konnten wir da Trainingszeiten bekommen, da die TSV-Schwimmer in Urlaub sind,“ sagt Siegfried Willecke. In seiner Heimatstadt waren dem Vorsitzenden des Neusser Schwimmvereins Ausweichzeiten für seine Schwimmer um 6 Uhr morgens und um 20 Uhr im Südbad angeboten worden. „Für den Leistungssport scheint man wenig Verständnis zu haben in Neuss“, schlussfolgert Willecke und sieht im kommenden Jahr ganz harte Zeiten auf seinen Verein zukommen.

Da wird das Stadtbad nämlich für zwei Jahre wegen Renovierung ganz dicht gemacht. „Dann geht es um täglichen Trainingsersatz für 80 Athleten, die beim NSV derzeit in vier Leistungsgruppen schwimmen und nicht ‚nur’ um fünf Sportler, die jetzt in Berlin gestartet sind,“ sagt Willecke. Dessen ungeachtet war er von den Leistungen seiner Athleten durchaus angetan.

Das galt insbesondere für Aaron Schmidt. Der hatte sich über 400 Meter Freistil mit der viertbesten Zeit aller Starter (3:57,47 Minuten) für das A-Finale qualifiziert. Hier steigerte sich der 18-Jährige noch einmal auf 3:56,88 Minuten, was ihm Platz sechs einbrachte. Das war die zweitbeste Zeit seiner Karriere, nachdem er sich fünf Wochen zuvor den Titel eines Deutschen Jahrgangsmeisters über diese Distanz in persönlicher Bestzeit von 3:54,28 Minuten gesichert hatte. Damit unterbot Schmidt auch die Norm für die Olympischen Jugendspiele (Youth Olympic Games), die vom 6. bis 18. Oktober in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires ausgetragen werden. 2Da er die Norm ein Mal geschwommen ist, hoffen wir auf eine Nominierung“, sagt sein Trainer Francisco Frederico. Der sich gemeinsam mit seinem Schützling über eine neue Bestzeit über 200 Meter Freistil freute: In 1:53,94 Minuten belegte Schmidt Rang 24 in der offenen Klasse und verbesserte den Vereinsrekord des NSV um fast eine Sekunde. „Die Steigerung bedeutet den vierten Vereinsrekord nach 400, 800 und 1500 Meter Freistil innerhalb der letzten zwei Monate“, bilanziert Willecke nicht ohne Stolz.

Zwei neue Bestzeiten gab es in Berlin auch für Simon Hüsges. Der 23-Jährige steigerte sich über 100 Meter Freistil auf 52,18 Sekunden und belegte damit Rang 33. Über die halb so lange Distanz stellte er in 24,13 Sekunden ebenfalls eine neue Bestmarke auf und verpasste den 18 Jahre alten Vereinsrekord nur um eine Zehntelsekunde. Knapp an ihrem Hausrekord vorbei, den sie vor drei Wochen bei den NRW-Meisterschaften aufgestellt hatte, schwamm die 18-jährige Lara Beckers in 32,17 Sekunden über 50 Meter Rücken. „Mit diesen Leistungen hatten wir zum jetzigen Zeitpunkt so nicht gerechnet, da die Saisonplanung eindeutig auf die Deutschen Jahrgangsmeisterschaften ausgerichtet war“, zieht Siegfried Willecke Bilanz, „für den NSV sind das tolle Ergebnisse.“ Bleibt die Frage, was bei besseren Trainingsbedingungen möglich wäre.

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