Korschenbroich Hier sind die Kinder gesund

Korschenbroich · In Korschenbroich sind Fünfjährige erheblich fitter als im Kreisdurchschnitt. Das belegt die Schulneulingsuntersuchung des Rhein-Kreises. Ein Rätsel für die Fachleute: Immer mehr Kinder sind unterernährt.

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Foto: gms

Gerne spricht Carsten Rumpeltin zurzeit über Korschenbroich. Der Grund ist die jüngste Schulneulingsuntersuchung des Rhein-Kreises Neuss, die Rumpeltin von der Abteilung Gesundheitsplanung und -förderung mit herausgegeben hat.

Ob Übergewicht, Sprach-, Verhaltens- oder Koordinationsstörungen — in allen untersuchten Bereichen schnitten die Korschenbroicher Kleinkinder teils erheblich besser ab als der Kreisdurchschnitt. 4264 Kinder nahmen an der Untersuchung teil, damit im Kreis über 80 Prozent der Fünfjährigen, in Korschenbroich über 90 Prozent. Die Untersuchung soll sicherstellen, dass durch einen Arzt frühzeitig Erkrankungen und Entwicklungsstörungen erkannt und behandelt werden.

Stark angestiegen sind seit der letzten Studie aus dem Jahr 2007 insbesondere die Koordinations- und Sprachdefizite: So leiden inzwischen 18,7 Prozent der Kinder im Kreis an Koordinationsstörungen, 29,7 Prozent unter Sprachdefiziten. In Korschenbroich sind 10,9 beziehungsweise 21,7 Prozent der Fünfjährigen betroffen. Leicht zugenommen seit 2007 hat der Prozentsatz der übergewichtigen Kinder: Er stieg in Korschenbroich von 7,3 auf 8,2 Prozent, liegt damit allerdings ebenfalls unter dem Kreisdurchschnitt von 9,7 Prozent.

Bei Verhaltensstörungen rangiert der Wert für den Kreis bei 11,4, für Korschenbroich bei 7,5 Prozent. Ebenso wie bei den Koordinationsstörungen sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Eine weitere Erkenntnis der Studie: Immer mehr unterernährte Kinder werden eingeschult (Kreis: 9,6 Prozent, Korschenbroich: 5,8 Prozent). Gerade das stellt die Forscher vor ein Rätsel. "Wir können die Ursachen noch nicht eindeutig benennen", sagt Rumpeltin.

"Wir vermuten, dass der gestiegene Leistungsdruck eine Rolle spielt. Wenn sie Stress haben, essen manche Kinder mehr, andere Kinder vielleicht weniger." Viele Defizite, erläutert Rumpeltin, seien einem Mangel an klassischer Erziehung geschuldet. "Viele Eltern nehmen ihre Erziehungsfunktion nicht wahr, sie reden nur noch wenig mit den Kindern. Vereine und Schulen können das nur bedingt kompensieren." Insbesondere die Sprachstörungen bereiten Rumpeltin "große Bauchschmerzen".

Dr. Jürgen Funck, Sprecher der Kinderärzte im Rhein-Kreis, teilt die Sorge nicht. "In diesem Punkt ist die Studie nicht sehr aussagekräftig: Denn was ist eine Sprachstörung?" Koordinationsstörungen allerdings würde auch er zunehmend in seiner Praxis beobachten. "Viele Kinder sitzen zu häufig vor dem Fernseher oder dem Computer. Zu selten spielen sie im Freien."

(NGZ/rl)
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