Dänischer Vizemeister gewinnt Skaterhockey-Europacup Die Eagles zahlten Lehrgeld

Der Europacup in Kaarst war Werbung für Skaterhockey. Die acht besten Mannschaften Europas standen sich gegenüber und boten hochklassigen Sport mit einer faustdicken Überraschung.

Mit dieser Mannschaft hatten wohl die wenigsten gerechnet: Vesterbro Starz. Der dänische Vize-Meister überraschte die versammelte Skaterhockey-Elite Europas, spielte sich mit seinem atemberaubenden Tempo-Hockey in die Herzen der Zuschauer und holte den Europacup nach Dänemark.

Für die Gastgeber, die Crash Eagles, gab es hingegen an diesem Wochenende nichts zu bestellen. Sieglos in allen Spielen, blieb den Adlern am Ende nur der neunte und letzte Platz. Ein harter Schlag für die Hausherren, die erkennen mussten, dass es für europäische Meriten momentan einfach nicht reicht. Aber die Adler sahen auch schon vor dem ersten Gruppenspiel ziemlich gerupft aus.

Stürmer Artur Drichel hatte im Abschlusstraining den Ball mit dem Gesicht "gestoppt", er ging quasi einäugig in das Turnier. Zwei Stunden vor Anpfiff hatte Trainer Ingo Kondla die nächste Hiobsbotschaft zu verdauen: Martin Fonken musste nach einem Autounfall absagen. Und kaum hatte das Turnier für die Eagles begonnen, folgte der dritte Nackenschlag.

Tobias Nuth rollte mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Feld, Diagnose: Schultereckgelenk-Sprengung. Somit war schon nach wenigen Minuten klar, die Eagles würden es schwer haben, standen sie doch im ersten Spiel dem späteren Sieger, den Vesterbro Starz gegenüber. Dennoch hielt der Gastgeber gut mit, zwei Minuten vor Ende der Partie stand es noch unentschieden 2:2.

Dann der erste von zahlreichen Schiedsrichter-Blackouts an den drei Tagen. Nach einem vollkommen harmlosen Zweikampf an der Bande entschieden die Referees auf Zeitspiel und Penalty. Der dänische Vizemeister ließ das Geschenk nicht ungenutzt und siegte glücklich mit 3:2. "Es ist wirklich erstaunlich, was die Schiedsrichter hier so alles pfeifen", flachste Uwe Reiß.

Nahezu in jedem Spiel sorgten die Referees für Kopfschütteln, die teilweise indiskutablen Leistungen hatten sogar eine Sondersitzung am späten Samstagabend zur Folge. Schließlich waren in Giovanni Gioncetta und Ingo Goerke sowohl der europäische als auch der nationale Verbandspräsident in der Halle - für Gesprächstoff war gesorgt.

Freilich hatte die Aussprache wenig Erfolg, die Schiedsrichter blieben auch am finalen Sonntag ziemlich schlecht. Ganz im Gegensatz zu den sportlichen Darbietungen. Waren in den vergangenen Jahren, zum Beispiel beim Eagle-Cup, die Leistungsunterschiede teilweise eklatant, präsentierte sich der Europacup 2004 als hochwertige Werbung für den Sport. Die Zuschauer in der ausverkauften Dreifachhalle sahen hochklassiges Skaterhockey.

Dabei wurden auch verschiedene Philosophien deutlich, Parallelen zum Fußball blieben waren offensichtlich. Der amtierende Deutsche Meister, die Duisburg Ducks - späterer Finalgegner von Starz - und auch die Eagles praktizieren ein körperbetontes, erfolgsorientiertes Spiel. Technische Leckerbisse sind selten, das taktische Konzept wird konsequent beibehalten.

Wie rasant, spektakulär, teilweise aber auch ein wenig zu optimistisch wirkt da das Spiel der englischen und schweizerischen Teams? Sie suchen ihr Heil in der Offensive, lange Ballstafetten sind überflüssige Zeitverschwendung, das Ziel liegt im schnellen Torerfolg. So mussten auch die Adler lernen, dass eine Führung gegen Mannschaften wie die Borehamwood Crusaders noch lange keinen Sieg zur Folge haben muss.

Am Samstagnachmittag setzte es für das Kaarster Team eine bittere 3:5 Niederlage, die dritte in Folge und spätestens da war allen klar, dass es für die Eagles nur um Schadensbegrenzung ging. Doch die wollte einfach nichts gelingen, am Ende reichte es nur zum letzten Platz. "Ich denke, unsere Mannschaft konnte viel lernen. Hoffentlich nimmt sie etwas davon mit in die Meisterschaft", resümierte Teammanager Wolfgang Dietrich.

Und lernen konnte sie wirklich etwas. Zum Beispiel von Markus Bak: Der Duisburger Stürmer war in Sachen Effektivität kaum zu überbieten, hatte großen Anteil am Finaleinzug des Meisters. Oder vom Schweizer Titelträger La Tour. Die Eidgenossen hatten nicht nur die lautesten Fans, sie überzeugten mit blitzsauberem Hockey, auch wenn sie sich im kleinen Finale den angriffslustigen Hallamshire Hornets mit 3:5 geschlagen geben mussten.

Den fulminaten Schlusspunkt setzte das Überraschungsteam aus Dänemark. In einem spannenden Finale bezwangen sie die Ducks mit 5:4. bött

(NGZ)
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