Hörspielabend in Zons Zuhörer lauschten „Schneider Wibbel“

Rhein-Kreis · Das Internationale Mundartarchiv in Zons wird regelmäßig Hörspielabende anbieten.

 Voll war’s im Gewölbekeller beim ersten Hörspielabend, den Achim Thyssen und Eva Schmitt-Roth vom Mundartarchiv veranstaltet haben.

Voll war’s im Gewölbekeller beim ersten Hörspielabend, den Achim Thyssen und Eva Schmitt-Roth vom Mundartarchiv veranstaltet haben.

Foto: Georg Salzburg(salz)

„Ich war mir nicht sicher, ob die Besucher auch alles verstehen.“ Am Schluss des in bester Rundfunkqualität wiedergegebenen Hörspiels war ein sehr erleichterter Achim Thyssen zu erleben. Der Leiter des Internationalen Mundartarchivs (IMA) in Zons: „Sie haben verstanden.“ Besucherin Regina Freytag brachte die über eine Stunde währende glänzende Unterhaltung auf den Punkt: „Sprache ist Identität.“ Dort hatte die rheinische Mundart mit dem Hörspiel „Schneider Wibbel“ von Hans Müller-Schlösser aus dem Jahr 1948 eine Mischung aus Annäherung, Wiedererkennung und Vertrautheit generiert.

Für Michael Freytag erwies sich der Verzicht auf die bunt flimmernde Mattscheibe als großer Gewinn. Das lag nicht zuletzt daran, dass diese Komödie, die ihre Uraufführung am 14. Juli 1913 am Düsseldorfer Schauspielhaus erlebte, heute so munter und fidel herüberkommt wie am ersten Tag. „Auf der Düsseldorfer Bühne wurde das Stück nach all den politischen Wirren ab 1948 ganze 10.000 Mal aufgeführt“, sagte Eva Schmitt-Roth vom IMA und sorgte für großes Staunen. Und jetzt waren also die berühmten Schauspieler Erich Ponto und Lucie Millowitsch, um nur die Hauptpersonen zu nennen, in verblüffender Klarheit und straffer Inszenierung zu erleben. Anfangs stellte die Mundart tatsächlich Verständnishürden auf, doch bei der mit augenzwinkernder Satire in Fahrt kommenden akustischen Turbulenz war jeder flugs mitten im Geschehen. 24 weitere solcher Hörspiele hat das Mundart-Archiv erworben, die „in loser Folge“, wie Achim Thyssen kundtat, auch im Zonser Gewölbekeller vorgetragen werden.

Der gute Besuch und die positive Resonanz am Dienstagabend haben die Verantwortlichen im Kreiskulturzentrum darin bestärkt. Nicht zuletzt werden (Sprach-)Wissenschaftler Gelegenheit erhalten, sich mit diesen Preziosen des rheinischen Dialekts zu beschäftigen. Elisabeth Fittgen war vom Start der Hörspielreihe sehr angetan. „Das war sehr spannend“, gibt sie den Hörspielmachern von damals ein großes posthumes Kompliment. Und Gerd Schlüter, Vize-Baas der Mundartfreunde Düsseldorf, hat die anfängliche Gewöhnungsphase schnell übersprungen: „Alles verstanden.“ Leider seien die Mundart-Pfleger eine aussterbende Zunft, war beim traditionellen Imbiss in der Runde zu vernehmen.

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