Bogenschießen WM-Silber für Corny Schwarz

Neuss · Bei den in Yankton/USA ausgetragenen Weltmeisterschaften im Bowhunting trotzte die Neusserin mit ihrem Langbogen allen Schwierigkeiten und feierte mit dem zweiten Platz den größten Erfolg ihrer Karriere. Ihr Fazit: „Ich bin so glücklich. Besser geht es nicht.“

 An den vier Wettkampftagen verschoss die Neusserin Corny Schwarz auf dem abwechslungsreichen 3D-Parcours des „NFAA Easton Yankton Archery Centers“ in South Dakota genau 189 Pfeile.

An den vier Wettkampftagen verschoss die Neusserin Corny Schwarz auf dem abwechslungsreichen 3D-Parcours des „NFAA Easton Yankton Archery Centers“ in South Dakota genau 189 Pfeile.

Foto: CS

Der steinige Weg aufs Siegertreppchen begann mit präziser Heimwerkerarbeit: Damit ihrem sperrigen und leider auch ziemlich zerbrechlichen Sportgerät aus Holz auf den mehr als 7000 Kilometern zwischen Neuss und dem Mittleren Westen der vereinigten Staaten nichts zustieß, packte Corny Schwarz ihren 1,85 Meter langen Bogen in ein in einem benachbarten Baumarkt erworbenes, dann eigenhändig zurechtgesägtes und schließlich mit Luftpolsterfolie ausgeschlagenes Abwasserrohr. Selbst ist die Frau.

Patente Lösungen waren auch in den Tagen danach schwer angesagt, denn schon der Trip ins gefühlt am Ende der Welt liegende, nur knapp 14.500 Einwohner zählende Yankton, als Hauptsitz der „International Field Archery Association“ (IFAA) diesmal Gastgeber der „World Bowhunter Championships“, war eine Geschichte für sich. Die nahm ihren Ursprung mit dem verspäteten Abflug nach Dublin, wo die vom Recurvebogenschützen Yannic Arnold (Rommerskirchen) begleitete Neusserin nicht nur den Anschlussflug nach Chicago verpasste, sondern auch noch ziemlich entgeistert feststellen musste, dass ausgerechnet das mit den Koffern aufgegebene Gepäckstück mit dem Großteil ihrer speziell angefertigten Pfeile fehlte. Ein Horrorszenario, zumal in der mit (frustierend) fruchtlosen Telefonaten gefüllten Hektik keine Zeit für ein beruhigendes Guinness blieb.

Mit abermals dreistündiger Verspätung ging es schließlich ohne die Pfeile, aber mit einem dicken Hals über den großen Teich. Um es kurz zu machen: Trotz heftiger und teurer Bemühungen, die so kostbare Fracht fand nie den Weg in die von Corny Schwarz bei einem mehrtägigen Zwischenstopp auch mit dem Fahrrad erkundete „Windy City“ am Lake Michigan. „Eine faszinierende Metropole.“

Der Ärger übers fehlende Gepäck verlor ohnehin fürs Erste seinen Logenplatz, stand den beiden Bogenschützen aus dem Rhein-Kreis doch noch die rund 800 Kilometer lange Fahrt mit dem gemieteten Camper von Chicago nach Yankton bevor. Die blieb (natürlich) nicht ohne Pannen, wusste die 40-Jährige, die ihre Skills auf der Anlage des BSR Rheinallee in Neuss verfeinert hatte, dennoch zu begeistern. Dokumentiert durch ungezählte Fotos, die an etwas entspannteren Tagen erst noch gesichtet und sortiert werden müssen.

Während der vier Wettkampftage am Missouri River entwickelte sich die Story von der blonden Lady aus Germany schnell zu einem Running Gag unter den Athleten – mit freilich positiven Ausgang. Nein, ihre so sehnsüchtig erwarteten Pfeile brachte der FedEx-Kurier erst am letzten WM-Tag und damit zu spät, aber der so auf ihre Not aufmerksam gewordene Schweizer Schütze Mark Gehrig half uneigennützig aus.

Und das war wichtig, denn beim 3D-Bogenschießen gilt es an jedem der vier Umläufe, 28 Tiernachbildungen aus Schaumstoff zu „erlegen“. Die sind manchmal groß wie ein Bär und manchmal klein wie ein Eichhörnchen – im dichten Gehölz auf jeden Fall gut getarnt und oft nur mit einem Feldstecher genau auszumachen. Wer denkt, das sei leicht, sollte mal versuchen, einen in bis zu 54 Meter Entfernung hinter einem Baum kauernden Hirsch mitten ins Herz, im Fachjargon „Kill“, zu treffen. Da der Schütze die Distanz nur schätzen kann und auf nicht selten schlüpfrigem Untergrund keinen festen Stand hat, zerbricht so mancher Pfeil an einer stattlichen Eiche oder verschwindet gleich auf Nimmerwiedersehen im dunklen Wald. Corny Schwarz hielt bei der WM insgesamt 189 Mal an. Dass sie den Wettkampf mit sieben ihrer nur elf Pfeile beendete, grenzte deshalb fast an ein Wunder – und unterstrich ihre herausragende Leistung. Nicht zu gefährden war für sie nur Katerina Poprachova. Die in Österreich lebende Tschechin ist mit dem Langbogen das Maß der Dinge und von der Konkurrentin längst zur Freundin geworden. Darum stellt die „Vize-Königin“ klar: „Ich habe nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen.“ Ihr WM-Debüt 2017 in Italien hatte sie als beste Deutsche auf Rang 17 abgeschlossen, ein Jahr später belegte sie bei den im Erzgebirge ausgetragenen Europameisterschaften Platz 15.

 Die besten Drei bei den Weltmeisterschaften in Yankton/South Dakota mit dem Langbogen: (v.l.) Corny Schwarz, Cristina Leva und Katerina Poprachova.

Die besten Drei bei den Weltmeisterschaften in Yankton/South Dakota mit dem Langbogen: (v.l.) Corny Schwarz, Cristina Leva und Katerina Poprachova.

Foto: CS
 Der Spaß kam nie zu kurz.

Der Spaß kam nie zu kurz.

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 Volltreffer mitten in die Zielzone, dem „Kill“.

Volltreffer mitten in die Zielzone, dem „Kill“.

Foto: CS

Zurück aus dem von aufregenden Touren in den Badlands-Nationalpark, die nach dem 1876 in der Schlacht am Little Bighorn gefallenen General George Armstrong Custer benannte Stadt Custer und die Wind-Cave-Höhle gekrönten US-Abenteuer packte die DM-Dritte gleich ihren Bogen aus, startete beim Heimturnier des BSC Düsseldorf (Platz zwei) und im niederländischen Doorwerth (3.). Das Ticket für die EM im französischen Confolens (19. bis 27. Juni) ist schon gebucht.     

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