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Caritas im Rhein-Kreis Wie Eltern unterstützt werden können

Rhein-Kreis · Das Zusammenleben mit einem Kind, das unter Essstörungen leidet, ist auch für Eltern und Geschwister belastend. Die Caritas im Rhein-Kreis bietet dazu seit zwei Jahren ein Elternprogramm an. Eine Mutter erzählt.

 Andrea Groß-Reuter (Mitte) und Stephanie Lahusen (r.), die das Elternprogramm anbieten, im Gespräch mit einer Mutter.

Andrea Groß-Reuter (Mitte) und Stephanie Lahusen (r.), die das Elternprogramm anbieten, im Gespräch mit einer Mutter.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland im Alter von elf bis 17 Jahren zeigt Symptome von Essstörungen, heißt es in einer Mitteilung der Caritas im Rhein-Kreis. Das Zusammenleben mit einem Kind, das unter Essstörungen leidet, belastet die komplette Familie. Gespräche drehen sich nur noch ums Essen, um Gewichtszu- und abnahme. Im Mittelpunkt steht meist das betroffene Kind. Die Frage, wie es den Eltern geht, wie sie mit der Situation fertig werden, rückt in den Hintergrund – zumal, das weiß Andrea Groß-Reuter, Sucht- und Familientherapeutin bei der Caritas, viele Familien das Thema auch innerhalb der Familie lassen wollen. Daher bietet sie gemeinsam mit der Musiktherapeutin und Heilpraktikerin Stephanie Lahusen ein Elternprogramm an.

An dem hat auch eine Mutter (Name der Redaktion bekannt) teilgenommen, gemeinsam mit ihrem Mann. Sie sind Eltern einer magersüchtigen Tochter, die heute 18 Jahre alt ist. „Uns mit anderen, ebenfalls betroffenen, Eltern auszutauschen, hat sehr geholfen“, sagt sie. Und: „Schade, dass mir erst so spät klar war, dass auch wir Unterstützung brauchen.“ Das Ehepaar geht weiterhin, nachdem es am Elternprogramm teilgenommen hat, in eine Selbsthilfegruppe.

Ausgebrochen sei die Krankheit bei ihrer Tochter vor dreieinhalb Jahren“, erzählt die 54-Jährige. Damals habe sie als 15-Jährige ein dreiwöchiges Praktikum in England gemacht. „Vorher wollte sie auch plötzlich bestimmte Sachen nicht mehr essen“, berichtet die Mutter. „Sehr dünn“ sei sie dann zurückgekehrt. Und dann drehten sich die Gespräche fast nur noch ums Essen. Doch Drohen, Schimpfen, Verbieten nützte nichts. „Ich dachte, sie ist doch ganz vernünftig, sie fängt sich schon wieder“, erzählt die Mutter weiter. Dass ihre Tochter krank ist, war ihr da noch nicht ganz klar. Das wurde es erst, als sie mit einer Bekannten sprach, deren Tochter wegen Magersucht bereits in einer Klinik war. „Da habe ich sofort einen Termin vereinbart.“ Der behandelnde Arzt diagnostizierte Magersucht. Der „Deal“: Die damals 1,77 Zentimeter und 52 Kilogramm schwere Tochter sollte innerhalb von zwei Monaten drei Kilo zunehmen, um einem Krankenhausaufenthalt zu entgehen. Doch der wurde unumgänglich, als sie nach der Zeit nur noch 40 Kilogramm wog. Ein halbes Jahr blieb sie in der Klinik. „Es war ein Horror, mein Kind dort abzugeben“, sagt die Mutter. Nach der Entlassung (mit 56 Kilogramm) ging es zunächst gut. „Dann fing sie wieder an, abzunehmen und ich begleitete sie fortan bei fünf Mahlzeiten pro Tag.“ Es ist ein ständiges Auf und Ab. Heute hat die 54-Jährige nicht mehr ganz so große Ängste. Denn „meine Tochter will zunehmen“. Und sie weiß, dass sie lernen müsse, los zu lassen. „Wir wollen auf der einen Seite erreichen, dass die Eltern erfahren, dass sie mit ihren Problemen und Ängsten nicht allein sind, mehr noch, dass alle die selben Erfahrungen haben, sich Tipps geben können. Und dass sie andererseits wieder lernen, sich auf sich zu besinnen, ihre Wünsche wieder zu beachten“, erklärt Stephanie Lahusen.

„Auch wenn das Thema sehr ernst ist, wird in unserem Elternprogramm auch viel gelacht“, so Groß-Reuter. Und die betroffene Mutter meint: „Schade, dass ich das Angebot nicht eher gefunden habe.“

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