Kultur in Remscheid Märchenstunde mit Oscar Wilde

Remscheid · Matthias Habich und Christian Elsas begeisterten mit einer konzertanten Lesung dreier Werke des berühmten irischen Schriftstellers Oscar Wilde ihr Publikum im ausverkauften Teo Otto Theater.

 Pianist Christian Elsas begeisterte die Zuhörer im Teo Otto Theater gemeinsam mit dem Schauspieler Matthias Habich.

Pianist Christian Elsas begeisterte die Zuhörer im Teo Otto Theater gemeinsam mit dem Schauspieler Matthias Habich.

Foto: Rudolf Uhrig

Ausverkauft, des Veranstalters liebste Vokabel, konnte das Teo Otto Theater am Mittwochabend beim 4. Meisterkonzert mit dem Titel „Die Nachtigall und die Rose“ vermelden. Schon seit einiger Zeit habe es nur noch eine lange Warteliste für den Abend mit Pianist Christian Elsas und dem Schauspieler Matthias Habich gegeben, sagte Theater-Mitarbeiterin Constanze Mandt am Einlass, als sie einer Besucherin mitteilen musste, dass es leider keine Karten mehr gebe.

Gespannte Erwartung ließ das Foyer im Obergeschoss beinahe ein wenig vibrieren, ehe Elsas und Habich die Bühne betraten. Vor allem der Pianist freute sich: „Ich bin seit langer Zeit einmal wieder in meiner Heimatstadt Remscheid für einen Auftritt zu Gast.“ Mitgebracht hatte das Duo drei Märchen des großen irischen Schriftstellers Oscar Wilde sowie als enorm abwechslungsreiche musikalische Untermalung eine Vielzahl kleiner, aber sehr feiner Klavierstücke aus den verschiedensten Epochen.

Dabei war besonders das harmonisierende und timingsichere Zusammenspiel der beiden Künstler in ihren unterschiedlichen Genres beeindruckend. Habich, ein begnadeter Erzähler, dem Stimmen und Stimmungen einfach im Blut liegen, wechselte sich übergangslos mit dem virtuosen Spiel Elsas’ ab, so dass man sich als Zuhörer wie in einem Film fühlte. Denn Habich beherrschte die Kunst des großen Erzählens und schaffte es, vor dem inneren Auge des Zuhörers die von Wilde erschaffenen Welten zum Leben zu erwecken.

So etwa im ersten der drei Märchen: „Der selbstsüchtige Riese“. Da erzählte Habich etwa davon, wie der Riese sich nach seinem ersten kleinen Freund sehnte – und als Elsas dann George Gershwins „Andante con moto e poco rubato“ aus der „Prélude Nr. 2“ spielte, konnte man bei geschlossenen Augen den Riesen durch seinen Garten wandern sehen, immer Ausschau nach diesem ersten kleinen Freund haltend.

Die Stücke waren ganz hervorragend ausgewählt, ergaben mit der liebevollen Erzählweise ein harmonisches Ganzes, das völlig zurecht mit lautem Applaus des begeisterten Publikums bedacht wurde, nachdem es zuvor ganz still und beinahe ehrfürchtig gelauscht hatte.

Den Mittelpunkt des Abends nahm das titelgebende Märchen „Die Nachtigall und die Rose“ ein. Auch hier lebte der Auftritt von den blumigen Beschreibungen Wildes, die von Habich hingebungsvoll gelesen, nun, eher gelebt wurden. Und doch war das nur die Hälfte, wäre die Lesung für sich genommen zwar schön, aber doch nicht ganz vollständig gewesen, wäre da nicht Elsas gewesen. Denn der Pianist ergänzte Habichs Worte mit kurzen Stücken von Claude Debussy („The Little Shepherd“ aus dem Werk „Children’s Corner“), dem „Largo“ von Barock-Genie Johann Sebastian Bach aus dessen Klavierkonzert in f-Moll oder dem „Notturno“ aus den „Lyrischen Stücken“ des Norwegers Edvard Grieg.

Nach der Pause bekam das Publikum noch einen Nachschlag – in Form des dritten Märchens „Der glückliche Prinz“. Nicht nur war das Märchen sehr romantisch, wenn Habich von einem in ein Schilfrohr verliebten Schwälberich erzählte, der auf dem Weg in den Süden bei der Statue des Prinzen hängenblieb und in dessen Auftrag gute Taten erfüllte. Auch musikalisch ging es romantisch-schwelgerisch zu, schließlich waren vier der fünf Stücke, die Elsas in die Erzählung verwob, von Claude Debussy, das fünfte von Robert Schumann, ebenfalls ein romantisches Schwergewicht.

Auch für das dritte Märchen bekam das Duo lautstarken Applaus des Publikums. Und sicher, diese musikalische Lesung war letztlich kein wirkliches Konzert – aber meisterhaft, das war die tolle Darbietung dieser beiden so wunderbar harmonierenden Künstler fraglos.

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