Theater am Schlachthof in Neuss Eine frühlingshafte Lesung als digitaler Hausbesuch

Neuss · Das Theater am Schlachthof hat sein beliebtes Event didigital als Hausbesuch veranstaltet. „Frühling, ach! Verstand liegt brach...“ lautete das Thema – und dazu gab’s passende, überwiegend unbekannte Texte. Weitere Veranstaltungen folgen.

 Ein Foto von einer Probe des „literarischen Hausbesuchs“ mit Markus Andrae und Anke Jansen. 
  Foto: Dennis Prang

Ein Foto von einer Probe des „literarischen Hausbesuchs“ mit Markus Andrae und Anke Jansen. Foto: Dennis Prang

Foto: Dennis Prang

Jutta Dederichs chattete live: „So viele literarische Neuentdeckungen – ich bin erstaunt und ganz begeistert.“ Das konnte sie, weil das Theater am Schlachthof (TaS) seine beliebte Foyer-Lesung wegen Corona diesmal digital als Hausbesuch veranstaltete. „Frühling, ach! Verstand liegt brach...“ lautete das Thema, und der künstlerische Leiter des TaS Markus Andrae hatte eine Fülle dazu passender, beliebter und auch überwiegend unbekannter Texte ausgesucht.

Zusammen mit Anke Jansen moderierte er auch den Abend. Zunächst registrierte er erfreut, dass unter den zugeschalteten Besuchern auch Bekannte aus Frankfurt, Freiburg und Essen waren. Sie dürfte vor allem begeistert haben, dass etliche Lieder die Lesungen begleiteten. Mit ungemein schöner Stimme sang Anke Jansen, begleitet von Markus Andrae auf der Gitarre, so wechselvolle Lieder wie „The Rambles of Spring“ im Irish Folk eines Tommy Makem oder das wunderbare „Au printemps“ von Jacques Brel, dem Meister des modernen Chansons. „Veronika, der Lenz ist da!“ war da nur noch willkommene Zugabe.

„Das Schöne am Frühling ist, dass er gerade dann kommt, wenn man ihn am dringendsten braucht“, sagt der deutsche Romantiker Jean Paul. Seine „Frühlingsgedanken“ las Barbara Wegener, während Tim Fleischer mit Fernando Pessoa feststellte, dass auch in Lissabon der Frühling eine beliebte Jahreszeit ist. Weil die digitale Lesung auf der Bühne des TaS stattfand, nutzten dies Julia Jochmann und Wolfgang Wirringa zu amüsanten Spielszenen: „Wie sieht denn dein Frühling aus?“ Die Kulisse war dabei reichlich beblümt oder eine einzelne gelbe Tulpe dekorierte ein grünes Fenster, weil: Gelb ist die Poesie der Sinnlichkeit.

In beeindruckendem Erzählton las Karolin Stern das Märchen „Der selbstsüchtige Riese“ von Oscar Wilde. Der Riese verscheucht spielende Kinder aus seinem Garten und errichtet eine riesige Mauer um ihn herum. Sogleich herrscht ewiger Winter. Als der Riese erkennt, dass der ausbleibende Frühling unmittelbar mit dem Fehlen von Kindern zusammenhängt, wandelt sich seine Selbstsucht in Nächstenliebe. Aber „weil Worte nur wie Blätter im Frühling sind“, wie der amerikanische Dichter Ezra Pound sagt, „die ins Unbekannte fliegen auf der Suche nach einem Lied“, sang Anke Jansen noch das wunderbare „The Lullaby of Spring“ von Donovan.

Der viele Beifall auch nach diesem Hausbesuch mag das TaS verführt haben, diese Online-Reihe noch im Mai fortzusetzen. Darunter sind auch zwei Nachmittagsveranstaltungen für Kinder. Am Sonntag, 16. Mai, 15 Uhr, gibt es mit „Wissenschaft mit Witz für Kidz“ (ab acht Jahren) einen Hausbesuch zum Klimawandel. Der Comedyartist Guido Höhne wird in spannenden Experimenten die globale Erderwärmung erklären. Für Kinder ab fünf Jahren wird erneut Guido Höhne am Sonntag, 23. Mai, 15 Uhr zum Hausbesuch Fledermäuse mitbringen und diese intelligenten Flattertiere vorstellen. Auch Kabarettfans werden erneut verwöhnt: Am Samstag, 22. Mai (jeweils 20.15 Uhr), moderieren im Kabarett-Rathauskantinen-SpinOff „Nüssknacker“ Archivar Alfred Sülheim (Jens Spörkmann) und mit Sebastian Schwatz (Harry Heib) ein neuer Stern am Neusser Politikerhimmel. Am Samstag, 29. Mai, verbreitet dat Rosi „Lieder & gute Laune“. Die Ruhrpottproletin bringt zur Spaß-Verstärkung den Münsteraner Comedian Jens Heinrich Claassen mit.

Buchung unter www.tas-neuss.de.

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