Ratinger Steinmetz wird 90 Als Lepper mit Grass Motorrad fuhr

RATINGEN  · Der Ratinger Steinmetz wird am Mittwoch 90 Jahre alt. Während seiner Ausbildung in Düsseldorf lernte er den späteren Schriftsteller kennen, der dort zeitgleich ein Praktikum absolvierte.

 Friedel Lepper in seiner Werkstatt an der Werdener Straße mit seinen Kunstwerken.

Friedel Lepper in seiner Werkstatt an der Werdener Straße mit seinen Kunstwerken.

Foto: Achim Blazy (abz)

Genau heute vor 90 Jahren kam ein Kind zur Welt, dem die Eltern die in ihrer Familie üblichen Namen gab: Johannes, Friedrich, Jakob. Daraus entwickelte sich schlicht und einfach Friedel und dieser Name passte dann ein langes, spannendes Künstlerleben lang zum allseits bekannten Nachnamen Lepper. Friedel Lepper stellte schließlich die vierte Generation von Steinmetzen in seiner Familie dar – die fünfte Generation ist natürlich auch schon aus dem Gröbsten heraus und am steinigen Werk. Und wer von den vier Lepper-Kindern nicht in Stein haut, der ist mit Sicherheit irgendeiner schönen Kunst verbunden.

Der heutige Jubilar ist nun nicht derjenige allein, der Kunstbegeisterung und -kenntnis der familiären DNA zugefügt hat. Die Altvorderen waren es auch schon. Urgroßvater Johann war Steinmetz, Großvater Friedrich und Vater Johann ebenfalls. Der hatte schon das Kriegerdenkmal im Ehrenfriedhof gemeißelt, das beim verheerenden Angriff auf Ratingen im März 1945 zu Schaden kam. Tja, und dann lernte auch Friedel Steinmetz.

Das geschah erst beim Vater dort an der jetzigen Werdener Straße, wo er noch heute zu Hause ist, später in der Düsseldorfer Firma Göbel. Dorthin knatterte er, sozusagen in Fahrgemeinschaft, mit Günter Grass. Bei Wikipedia heißt es dazu erläuternd: „In den Jahren 1947/1948 absolvierte Grass ein Praktikum bei einem Steinmetz in Düsseldorf. Danach studierte er von 1948 bis 1952 an der Kunstakademie Düsseldorf Grafik und Bildhauerei bei Josef Mages und Otto Pankok. Seinen Lebensunterhalt verdiente er ….. als Türsteher im Lokal Zum Csikós auf der Andreasstraße in der Düsseldorfer Altstadt.“

Lepper hatte ein Motorrad mit Anhänger, aber keinen Führerschein. Bald hatte er auch einen Gesellenbrief und dann noch eine bestandene Meisterprüfung. Mit einem Freund fuhr er nach Italien – alles mit dem Motorrad. Er schaute sich in der Welt um. Dann aber gab es Grund genug, sich bei aller künstlerischen Freiheit niederzulassen, mit seiner Frau Rosemarie die vier Kinder in die Welt zu setzen, Grabsteine zu kreieren. Es waren Grabmale und es waren Findlinge. „Nicht sowas wie heute, wo sich alle Welt verbrennen lässt und dann seine letzte Ruhe unter einem Steindeckel findet.“ So spricht der Jubilar.

Später dann entdeckte er, dass ein Steinmetz auch mit Bronze und Kupfer arbeiten kann. Er fertigte Skulpturen, die bis zu 3,50 Meter hoch waren, er gestaltete Brunnen. So gewann er den Wettbewerb, der 1974 für eine Arbeit vor dem Ratinger Rathaus ausgeschrieben war, dazu kamen der metallene Brunnen, der lange vor dem Parkhaus an der Kirchgasse stand und nun an der Straßenbahn-Endhaltestelle zu Hause ist. Es entstanden das Wegekreuz in Angermund, Skulpturen für die Kreuzwege Burg Linn und Pegnitz, Brunnen auch in Essen, Wuppertal und Aachen und zuletzt 2018 fünf Arbeiten für die Kapelle auf dem Friedhof von St. Peter und Paul. Öffentliche Aufträge stützten das Lebenswerk, etliche Preise – zum Beispiel der NRW-Staatspreis im Jahr 1967 – ehrten den Meister.

Alles gut bis super, alles wohl geraten, alles lobenswert. Das Allerbeste aber ist, dass da ein Neunzigjähriger ist, der nicht nur Erinnerungen samt zugehöriger Jahreszahl runterspulen kann, der eine klare Meinung hat und sehr wohl auf dem Laufenden ist, der bei aller Eloquenz auch zuhört. Der weiß, was ein Hinkelstein ist. Und der sich als erwiesener Fachmann gepflegt aufregen kann: zu Recht über den einst von der städtischen Bauabteilung entworfenen, fehlkonstruierten und kitschigen Brunnen auf dem Ratinger Marktplatz. 

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