An(ge)dacht Liebe über den Tod hinaus

Für die katholische Kirche ist der November der Monat des Totengedenkens. Was der Mensch daraus lernen kann, erklärt der Kaplan an St. Peter und Paul.

 Imanuel Renz , Pastorialreferent in St. Peter und Paul

Imanuel Renz , Pastorialreferent in St. Peter und Paul

Foto: Blazy, Achim (abz)

Vor einigen Tagen sagte mir ein Freund, der aus Spanien stammt, aber in Deutschland lebt: „Oh nein, jetzt kommt der November, da werde ich immer ein bisschen depressiv. Alles ist grau, dunkel und verregnet.“ Ja, es stimmt, der schöne und „romantische“ Teil des Herbstes ist vorbei, die Tage werden immer kürzer, und für gewöhnlich gibt es im November tatsächlich deutlich weniger Sonnentage als beispielsweise zwischen Mai und August.

Der November ist aber auch ein Monat, in dem ein Thema immer wieder in den Vordergrund gerückt wird, das die meisten von uns wohl lieber umgehen würden: der Tod. Für evangelische Christen ist der Totensonntag, der letzte Sonntag vor dem Ersten Advent, ein besonderer Tag der Stille und des Erinnerns an die Toten. In der katholischen Kirche beginnt der November nach dem Allerheiligenfest mit dem darauffolgenden Tag Allerseelen, an dem wir besonders all unserer Verstorbenen gedenken und für sie beten. So gehört vor allem der Besuch des Friedhofs für viele Menschen zum Monat November. Doch gerade hier, auf den Friedhöfen, können wir etwas Wichtiges lernen. Wir dürfen entdecken, dass eben nicht die Angst vor dem eigenen Sterben und der Auslöschung der eigenen Existenz überwiegt. Auch wenn es sicherlich oft mit Schmerz und wehmütiger Erinnerung verbunden sein mag – der Gedanke an die Menschen, die wir lieben und die gestorben sind, vermittelt uns doch umso mehr das Bewusstsein dafür, dass mein irdisches Leben ein einmaliges Geschenk ist, mit dem ich einen bleibenden „Eindruck“ auf dieser Erde, auf meine Familie und Freunde hinterlasse. Gleichzeitig wird sichtbar, dass unser jetziges Leben mit dem Tod nicht einfach endet, sondern von einer Hoffnung auf ein Leben über den Tod hinaus durchdrungen ist. Wenn wir am Grab unserer geliebten Verstorbenen stehen, dürfen wir wissen: Nicht nur wir lieben diese Menschen über den Tod hinaus. Gott, der Schöpfer unseres Lebens, der Herr über Tod und Leben, liebt jeden von uns auf eine Weise, die über den Tod hinausgeht und uns durch ihn hindurch trägt.

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