Ehemaliger Alleinunterhalter aus Vorst Alois Kaulen trägt Musik im Herzen

Vorst · Der 86-jährige Vorster war 15 Jahre lang als Alleinunterhalter unterwegs. Die Musik ist sein Leben. Angefangen hat er mit der Mandoline, doch besonders bekannt ist er für sein Akkordeon-Spiel.

 Alois Kaulen macht noch immer drei bis viermal in der Woche je eine halbe Stunde in seinem Keller Musik.

Alois Kaulen macht noch immer drei bis viermal in der Woche je eine halbe Stunde in seinem Keller Musik.

Foto: Wolfgang Walter

Alois Kaulen sitzt vor seinem Keyboard im Keller, das Akkordeon in der Hand. Er spielt das Weihnachtslied „Leise rieselt der Schnee“ an, seine Augen beginnen zu leuchten. Der 86-Jährige ist voll in seinem Element. Drei bis viermal in der Woche kommt der Vorster in den Keller hinunter und spielt immer rund eine halbe Stunde lang. „Es macht mir immer noch Spaß und hält mich am leben“, sagt Kaulen bei einem Besuch unserer Redaktion.

Die Musik begleitet ihn schon sein ganzes Leben. Kaulen, einer von insgesamt neun Geschwistern, erinnert sich gern an die Weihnachtsfeste in seinem Elternhaus zurück. Damals haben immer alle Kinder irgendein Instrument gespielt, und die Mutter hat dazu gesungen. Sie war nebenbei Sängerin am Stadttheater in Mönchengladbach und hat ihren Sprösslingen die musikalische Ader vermacht, glaubt der Rentner. Kaulen selbst hat mit 17 begonnen, ein Instrument zu lernen. Angefangen hat er mit der Mandoline, später kamen Gitarre, Saxophon und Akkordeon dazu. Letzteres spielt er bis heute noch. Das Akkordeon in seinem Keller ist mit dem Keyboard verbunden. Diese Kombination gibt es nicht mehr sehr oft.

Gemeinsam mit seinem vier Jahre älteren Bruder und einem weiteren Bekannten bildete Kaulen die Band „Die flotten Drei“, aus denen nach dem Tod eines Mitglieds „Die flotten Zwei“ wurden. 15 Jahre lang war Kaulen zudem als Alleinunterhalter unterwegs, bis er vor sechs Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgehört hat. „Ich kann das nicht mehr“, sagt er. In ganz Neuss gibt es kaum eine Gaststätte, ein Pfarrzentrum oder ein Hotel, in dem Kaulen noch nicht gespielt hat. Auch auf Weihnachtsfeiern, Karnevalsveranstaltungen oder Krönungsbällen von Schützenzügen hat er oft gespielt. In einem Monat wurde Kaulen mal für 32 Karnevalsveranstaltungen gebucht. Zudem war er 20 Jahre lang Vorsitzender in seiner Nachbarschaft und hat kostenlos für seine Nachbarn Musik gemacht.

Als Kaulen im Juni dieses Jahres in der Reha in Korschenbroich war, zeigte er den Bewohnern seine musikalische Ader und spielte gemeinsam mit einem Trompeter an insgesamt fünf Tagen. Anfangs hörten rund 25 Menschen zu, am zweiten Tag waren es bereits 75. „Das hat mir viel sehr Spaß gemacht“, resümiert Alois Kaulen. Eine Bewohnerin brachte er mit dem Song „Lili Marleen“ sogar zum Weinen. Kaulen hat „über 2000 Lieder im Kopf“ – zum Teil auch mit Texten. Professionell hat er aber nie Musik gemacht, obwohl er immer den Traum hatte, Musik zu studieren. Das war damals aber zu teuer.

Dann fangen seine Finger wieder an, über das Akkordeon zu tanzen. „Ich bin froh, dass es noch so gut klappt. Manchmal habe ich das Gefühl, es geht ganz von alleine“, so Kaulen, der die Musik nicht nur im Keller hat, sondern im Herzen trägt.

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