Bedeutung des Osterfestes in Radevomwald Das große Fest der kleinen Gaben

Radevormwald · Ist Ostern das zweite Weihnachten? Je nach Perspektive fällt die Antwort auf diese Frage unterschiedlich aus. Für Christen ist Ostern jedenfalls das wichtigste Fest des Jahres. Auch die kommerzielle Bedeutung von Ostern wird wichtiger.

 Stefano Gallus vom Tortenatelier auf der Kaiserstraße präsentiert zu Ostern: Meggy, das Schaf, einen Oster-Donut, Frischkäse Rübli, Rumrammler, Simon, das Lämmchen, ein Nougatnest und ein Schokohäschen.

Stefano Gallus vom Tortenatelier auf der Kaiserstraße präsentiert zu Ostern: Meggy, das Schaf, einen Oster-Donut, Frischkäse Rübli, Rumrammler, Simon, das Lämmchen, ein Nougatnest und ein Schokohäschen.

Foto: Jürgen Moll

Für christliche Gemeinden ist Ostern das größte Fest des Jahres und damit wichtiger als Weihnachten. Für Geschäftsleute und Kreative ist Ostern, aus kommerzieller Sicht, nicht so wichtig wie das Weihnachtsgeschäft. Trotzdem erreicht auch Ostern immer mehr den Einzelhandel und ist für viele Menschen eine Gelegenheit, um sich oder anderen eine materielle Freude zu machen.

In den Wochen um Ostern blühen auch in Radevormwald zahlreiche Osterglocken, die Schaufenster des Einzelhandels sind festlich dekoriert – und Stefano Gallus aus dem Tortenatelier tüftelt in seiner Backstube an neuen Ideen. Das Cupcake-Schaf „Meggy“ war schon im vergangenen Jahr sehr erfolgreich und bekommt in diesem Jahr Gesellschaft von dem Brownie am Stiel mit dem Namen „Simon“, vom Rum-Rammler im dunklen Schokoladenmantel und der hellen Variante ohne Alkohol. Außerdem backen Stefano Gallus und seine Gesellen Osternester oder Donuts, in deren Mitte putzige Küken ruhen.

Die Kunden des Tortenateliers an der Kaiserstraße können sich diese kreativen Köstlichkeiten in der sogenannten „Oster-Box“ zusammenstellen. „An Ostern bringen die Menschen gerne eine Kleinigkeit mit oder decken ihren eigenen Kaffeetisch mit besonderen Gebäcken. Süßes steht an Ostern im Fokus“, sagt der Konditormeister aus Radevormwald. Stefano Gallus freut sich darüber, dass seine Kunden seine kreativen Ideen zu jedem Fest zu schätzen wissen. Dass Gebäck an Ostern eine Rolle spielt, bestätigt auch die Landbäckerei Fischer. Am Ostersamstag werden die Mitarbeiter der Bäckerei mit vier Fahrzeugen ausrücken, um alle Kunden vor Ostern zu beliefern. „Jedes Auto fährt 80 bis 100 Kunden an. An Ostern sind kleine Hefenester beliebt oder Osterlämmer als Sandkuchen. Ostern ist das Fest der kleinen Mitbringsel“, sagt Sonja Fischer.

Das bestätigt auch Armin Werker, der an der Kaiserstraße für viele Kunden kleine Geschenke packt. Vor seinem Geschäft „Garten Werk(er)“ blühen Osterglocken, im Inneren des Geschäfts gibt es Hasen, Küken und Ostereier in groß und klein, bunt, gestreift und gepunktet zu entdecken. „An Ostern wird lange nicht so viel gekauft, wie an Weihnachten. Trotzdem sind die Feiertage ein Anlass, um anderen eine Freude zu machen. Aber natürlich auch sich selbst. Besonders nach der Pandemie beschenken sich auch einige Kunden selber“, sagt Armin Werker.

Zu den kleinen Freuden des Lebens gehören auch Blumen. Die Kunden der „Blumenwiese“ an der Elberfelder Straße sind in diesem Jahr zurückhaltender. „Alles ist teurer geworden. Das ist auch bei den Blumen so. Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Menschen nachdenklich gemacht. Es wird weniger Geld ausgegeben“, sagt Kathrin Giunta. Die Floristin freut sich über alle Sträuße und Gestecke, die sie zu Ostern binden kann, denn die Blütenpracht ist im April besonders schön. Ranunkeln blühen in Orange, Gelb und Rot, es gibt Anemonen, Tulpen und Freesien. Die Vielfalt bei den Floristen in Radevormwald ist groß. Mit Blumen für sich selbst oder geliebte Menschen, macht man nie etwas falsch.

Auch auf den Friedhöfen herrscht vor Ostern ein friedvolles Hacken und Pflanzen. Die Gräber werden hergerichtet. Dass Ostern für Christen wichtig ist, merkt Pfarrer Philipp Müller im Gemeindealltag. „Unsere Gemeindeglieder freuen sich auf die Osternacht, die bei uns einen großen Stellenwert hat“, sagt der Pfarrer der lutherischen Kirchengemeinde. Dass Ostern auch ein Teil der Konsumgesellschaft ist, findet Philipp Müller unproblematisch. „Es ist schön, dass die österliche Freude so ausgedrückt wird und Geschenke für viele Menschen eine Möglichkeit sind, um ihre Freude mitzuteilen. Natürlich darf die Bedeutung von Ostern nicht in den Hintergrund rücken“, sagt er.

Pastor Marc D. Klein von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien bemerkt auch in seiner Gemeinde, wie zentral Ostern für den christlichen Glauben ist. „In dem Bewusstsein derer, die zur Kirche kommen, ist Ostern das wichtigste Fest. Ostern ist schwieriger als Weihnachten. Geburtstag haben wir alle, aber die Auferstehung ist nur Christus gelungen. In Ostern liegt die Begründung unseres Glaubens“, sagt Marc D. Klein. Er findet es wichtig, dass die Bedeutungen hinter den Osterbräuchen nicht verloren gehen und die Konsumgesellschaft, nicht nur an Ostern, hinterfragt wird. „Der christliche Glauben bedeutet Freiheit, die wir uns bewahren müssen. Freiheit für etwas und Freiheit von etwas. So sollten wir uns auch fragen, ob Konsum Freiheit schafft oder es befreiend ist, wenn wir uns von ihm lösen“, sagt der Pastor.

Die Passionsgeschichte und die Auferstehung Jesu stehen an Ostern im Mittelpunkt – mit oder ohne Geschenke.

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