Kultur in Radevormwald Monolog über das Scheitern einer Liebe

Radevormwald · Das Landestheater Detmold präsentierte auf der Bühne des Bürgerhauses das Theaterstück „Ansichten eines Clowns“ nach dem Roman von Heirich Böll.

 André Lassen spielt den Protagonisten Hans Schnier überzeugend und einnehmend.

André Lassen spielt den Protagonisten Hans Schnier überzeugend und einnehmend.

Foto: Jürgen Moll

Das Theaterstück „Ansichten eines Clowns“ nach dem Roman von Heinrich Böll wurde am Mittwoch von dem Landestheater Detmold auf die Bühne gebracht. Im Bürgerhaus war das Interesse an dem Stück groß, das unter der Leitung des Radevormwalder Kulturkreises aufgeführt wurde.

Die Bearbeitung von Konstanze Kappenstein spielt auf einer leeren Bühne, auf der das Licht Räume, Stimmungen und Requisiten schafft. Schauspieler André Lassen spielt den Protagonisten Hans Schnier, der 27 Jahre alt ist und auf seine Tätigkeit als Clown, sein Leben und seine große Liebe zurückblickt. Der Roman von Heinrich Böll hat Anfang der 1960er-Jahre eine Debatte um die katholische Kirche angezettelt, doch eigentlich steht ein ganz anderes Thema im Fokus des Romans, auf das sich auch die Inszenierung aus Detmold konzentriert. „Es geht um das Scheitern einer großen Liebe“, sagt Dramaturgin Sophia Lungwitz.

Themen des Romans, der dem Genre der „Trümmerliteratur“ zugeordnet wird, sind aber auch das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft und die Folgen des Todschweigens traumatischer Ereignisse aus dem zweiten Weltkrieg. „Böll spricht damit vielen Deutschen aus der Seele, die dieses Schweigen selber erlebt haben“, sagt die Dramaturgin.

Protagonist Hans Schnier trauert um seine Schwester, die ihm und seiner Familie durch den Krieg genommen wurde und um seine große Liebe Marie, die gläubige Katholikin ist und die ihn auf seinen Reisen als Clown begleitet. Der Komiker stammt aus einer nationalsozialistisch orientierten Industriellenfamilie, die nach dem Krieg von dem Wirtschaftswunder profitiert. Als Clown will Hans der Gesellschaft den Spiegel vorhalten und dafür trainiert er hart. Marie, die Hans aus seiner Heimat Bonn kennt, verlässt ihn nach einigen Jahren. Für den Clown liegt Maries seelisches Leiden in ihrem Glauben begründet. Hans strandet nach seinen künstlerischen Reisen durch ganz Deutschland wieder in seiner Heimatstadt, zieht Bilanz und denkt an seine verlorene Marie, die sich für den konservativen Heribert Züpfner entschieden hat.

In den Lichtbildern von Andreas Rehfeld wird Hans Schnier von all diesen Erinnerungen überwältigt. André Lassen spielt diesen 80-minütigen Monolog überzeugend und einnehmend. Mal ist das Licht sein Atelier, mal ein Hotelzimmer, mal die Erinnerung an Marie. Neben der schauspielerischen Leistung setzt der Schauspieler auch viele Elemente von modernem Tanz dazu ein, um die wiederkehrenden Traumata zu verkörpern. Die Choreografie von Lucy Flournoy geht eine Symbiose mit dem Text von Heinrich Böll ein, der selber in Bonn gelebt hat und Katholik war. „Der Roman hat viele autobiografische Elemente“, sagt Sophia Lungwitz.

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