Foodsharing am THG in Radevormwald Gymnasium setzt auf Nachhaltigkeit

Radevormwald · In Kooperation mit der Foodsharing-Gruppe verteilen Gymnasiasten in den Pausen gerettete Lebensmittel und sorgen für gesunde Snacks auf dem Schulhof. Das schmeckt sowohl Schülern als auch Lehrern und schult die Schulgemeinde.

 Das Team um Sarah Marie, Theresa, Carina, Anna, Jana und Noah (v.l.) hatte am Mittwoch viel zu tun. Der Ansturm auf die geretteten Lebensmittel war groß.

Das Team um Sarah Marie, Theresa, Carina, Anna, Jana und Noah (v.l.) hatte am Mittwoch viel zu tun. Der Ansturm auf die geretteten Lebensmittel war groß.

Foto: Jürgen Moll

Eifrig nehmen die Oberstufenschüler die Ware unter die Lupe. Nur noch wenige Minuten, bis sich die Klassenraumtüren öffnen und hunderte Schüler in die Pause strömen. Die fleißigen Mitglieder der neuen Arbeitsgemeinschaft „THG goes Green“ müssen sich sputen. Während die einen das Obst waschen, schneiden die anderen die nicht mehr allzu ansehnlichen Bananen in kleine Scheiben, um sie zu dörren und für die nächste gesunde Pause vorzubereiten.

Der erste Wagen mit den prall gefüllten Obstkartons verlässt die Mensaküche und rollt in die Eingangshalle. Der zweite Wagen lässt nicht lange auf sich warten. Kaum sind die AG-Mitglieder wie professionelle Obstverkäufer vor ihrer Ware positioniert, beginnt auch schon die Pause. Binnen Sekunden füllt sich das Foyer, und die Schüler greifen geordnet beim Vorbeigehen nach Bananen, Mandarinen oder nehmen sich ein Päckchen Weintrauben mit. „Hmm lecker“, ist aus der großen Menge heraus zu hören. „Bringst du mir bitte eine Banane mit“, ruft ein Junge einem anderen an der Obstkiste zu. Der nickt und hält kurz danach zwei gelb-braun gescheckte Früchte in die Luft. Lara greift derweil zaghaft in die Brotkiste und nimmt sich ein kleines Körnerbrötchen mit. „Ich finde das richtig gut. Ich habe mir schon häufiger was in den Pausen mitgenommen“, erzählt die Elfjährige selbstsicher. Dass diese Lebensmittel ohne die Foodsaver möglicherweise im Müll gelandet wären, kann sie gar nicht glauben. „Das ist doch noch alles gut.“ Auch ein Lehrer hat sich mit einem leeren Kopierpapierkarton in die Schlange angestellt und langt kräftig zu. „Bananen fürs Lehrerzimmer“, sagt er, lacht und erhebt den Daumen als Zeichen der Zustimmung. „Das ist echt super mit der AG.“

Die AG „THG goes Green“ rief vor gerade einmal knapp acht Wochen Lehrerin Anne-Sophie Keller ins Leben und scharrte 14 freiwillige Oberstufenschüler um sich, die sie bei diesem Projekt tatkräftig unterstützen. „Ich bin in Remscheid schon seit drei Jahren in der Foodsharing- Gruppe aktiv, und wir sind immer auf der Suche nach Kooperationspartnern und Ausgabestellen“, erklärt Keller. „Warum nicht mein Ehrenamt und mein Beruf verbinden?“ In der Schule stieß sie mit ihrer Idee auf positive Resonanz, und die ersten Ausgaben in Kooperation mit der Foodsharing-Gruppe vor Ort waren gleich ein großer Erfolg. „Wir können hier Nachhaltigkeit und soziales Engagement zusammenbringen“, sagt sie. Denn auch innerhalb der Schulgemeinschaft gebe es sicherlich die eine oder andere Familie, bei der nicht täglich Obst und Gemüse auf den Tisch kommt. Ob aus einer gut betuchten oder einer bedürftigen Familie – bei der Ausgabe in der Pause, wo alle zugreifen, sei die Hemmschwelle niedrig, sodass durch die AG jedem Schüler gesunde Pausensnacks zur Verfügung gestellt werden können.

Anna und Jana machen seit Beginn der AG mit, helfen regelmäßig bei der Ausgabe. „Wir sind gegen Essensverschwendung und fanden es eine gute Idee, die wir gerne unterstützen“, sagen die 17-Jährigen. „Es gibt Schüler, die nicht so viel Essen mit in die Schule bringen, da ist es super, dass wir mit der AG zum einen das viele Obst und Gemüse retten und zum anderen andere Schüler damit satt machen können.“ Besonders beliebt, hat Jana festgestellt, seien Backwaren und seltenere Früchte, wie Erdbeeren und Himbeeren, „die im Laden normalerweise auch etwas teurer sind.“ Sie selbst hätte durch die Mitarbeit in der AG ebenfalls ihr Verhalten verändert. „Wenn ich jetzt einkaufen gehe, dann nehme ich mittlerweile auch die Bananen mit braunen Stellen mit, weil ich weiß, dass sie noch gut sind und sie sonst womöglich im Müll landen würden“, sagt Anna. Manchmal gibt es sogar Grünzeug, Kohlblätter und ähnliches, was die Schüler für ihre Haustiere, Kaninchen oder Pferde mitnehmen können.

Für Anne-Sophie Keller und ihre Kollegin Tanja Biermann, die die AG betreuen, ist das Projekt ein voller Erfolg. Nicht nur bei den Schülern käme die gesunde Pause gut an. „Wir haben mal vor einigen Wochen so viel Rosenkohl bekommen, dass eine Kollegin etwas mehr davon mitgenommen hat und daraus zum ersten Mal in ihrem Leben Rosenkohlauflauf kochte. Sie war begeistert“, erzählt Keller amüsiert.

Auch Antje Fischer, Botschafterin der Foodsharing-Gruppe für Radevormwald, Hückeswagen, Halver und Wipperfürth ist erfreut über die gute Umsetzung am THG. Sie würde sich freuen, wenn noch weitere Schulen ein solches Projekt ins Leben rufen würden: „Wir haben nämlich genug gerettete Lebensmittel, genug für alle.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort