Asylbewerber in Radevormwald Flüchtlinge – Diakonie zieht Jahresbilanz

Radevormwald · Die Diakonie des evangelischen Kirchenkreises Lennep hat im März 2018 mit Beratung und Unterstützung der Flüchtlinge in Radevormwald begonnen. Nun berichteten die Mitarbeiter der Politik, was in dieser Zeit geleistet wurde.

 Die Zahl der Asylbewerber in Radvormwald ist durch Verteilung der Behörden leicht angestiegen.

Die Zahl der Asylbewerber in Radvormwald ist durch Verteilung der Behörden leicht angestiegen.

Foto: Bandermann/Bandermann (Archiv)

Ein Jahr ist es her, dass die Diakonie des Kirchenkreises Lennep die Flüchtlingsbetreuung in Radevormwald übernommen hat. In der Sitzung des Sozialausschusses zogen die Mitarbeiter nun eine Bilanz. Lozan Barmany und Thomas Homberg erläuterten, was die Diakonie in den vergangenen zwölf Monaten getan hat und mit welchen Problemen die Flüchtlinge und die Betreuer konfrontiert werden.

Derzeit leben in Radevormwald 145 Flüchtlinge. „Bei etwa hundert von ihnen läuft derzeit das Anerkennungsverfahren“, erläutert Homberg. Die übrigen befinden sich im Zustand der Duldung, was bedeutet, dass ihre Abreise bevorsteht oder Klageverfahren gegen den Bescheid laufen.

Das Bild, welches die beiden Betreuer zeichneten, war nicht geschönt. Sie räumten ein, dass einzelne Asylbewerber sich problematisch verhielten, so dass man eine gewisse Vorsicht walten lassen müsse. Manche sind straffällig geworden. „Das sind fünf bis acht Personen“, erklärte Homberg auf Anfrage unserer Zeitung. Man müsse freilich auch bedenken, was die Leute erlebt hätten. „Es gibt einen Mann, der hat durch eine Mine ein Bein verloren. Er ist aufs schwerste traumatisiert, und er ist nicht der Einzige.“ Zudem seien in manchen Herkunftsländern Dinge gängig, die hierzulande juristische Probleme aufwerfen. Das betreffe beispielsweise den Genuss von Drogen wie Cannabis. Hinzu komme, dass das Leben in Unterkünften, wo man nie seinen Rückzugsraum habe, viele Bewohner psychisch krank mache.

Doch Barmany und Homberg hatten auch viel Positives zu melden. Zunächst einmal wurden im vergangen Jahr durch die Betreuer 600 bis 700 Gespräche mit den Asylbewerbern in Rade geführt. Intensive Beratungen mit dem Anlegen von Akten gab es rund 275.

Manche Ausschussmitglieder hielten diese Zahl von Gesprächen für recht hoch geschätzt. Doch Thomas Homberg versichert, dass der Bedarf keinesfalls hochgerechnet werde. Er schildert eine typische Situation: „Einer der Flüchtlinge kommt mit einer ganzen Aldi-Tüte voller Briefe von Behörden oder Banken, die er wegen seiner Sprachdefizite nicht verstehen kann.“ Was sollen er oder sie damit machen? Worum geht es überhaupt? Auch das zähle natürlich als Beratung.

Die Sprache ist ein Schlüssel zur Integration. Doch es braucht Zeit, bis die Kompetenz im Deutschen erreicht ist. Die wichtigsten Sprachen, in denen bis dahin die Kommunikation mit den Asylbewerbern laufe, seien Englisch, Arabisch und Französisch. Betreuerin Lozan Barmany spreche zudem Kurdisch, was sehr hilfreich sei.

Zu den erfreulichen Entwicklungen zählen die Betreuer unter anderem die Einführung eines Kursus zum Bogenschießen für Männer und einen Frauen-Treff. Dankenswerterweise gebe es örtliche Firmen, die bereit sind, Asylbewerber beispielsweise Praktika anzubieten, auch wenn das Risiko bestehe, dass das Verfahren nicht positiv ausgehe.

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