Neue Wohnformen in Neuss „Wohn-Werk-Statt“ begräbt Hoffnung auf neues Wohnprojekt

Neuss · Mit einem offenen Brief an alle Fraktionen im Stadtrat hat der 2015 gegründete Verein „Wohn-Werk-Statt Neuss“ seine Auflösung zum Jahresende bekannt gegeben. Das sind die Gründe.

In dieser Baulücke sollte der Traum des Vereins wirklich werden.

In dieser Baulücke sollte der Traum des Vereins wirklich werden.

Foto: Christoph Kleinau

Der Kreis um den Vorsitzenden Norbert Funk hat jede Hoffnung aufgegeben, sein Satzungsziel doch noch erreichen und den Traum von der modernen Großfamilie als Gemeinschaft leben zu können.

Nicht ohne Bitternis stellt der Verein Politik und Verwaltung ein schlechtes Zeugnis aus. „Dies ist jetzt die siebte Gruppe, die in Neuss und seinem Umfeld aus unterschiedlichen Gründen ihre Aktivitäten zur Realisierung einer neuen Wohnform in den vergangenen beiden Jahrzehnten aufgegeben hat“, rechnet Funk zusammen und hält Politik und Verwaltung vor, dass in Hilden gerade erst „die überglückliche Gruppe Trialog“ ein Objekt bezogen habe und Düsseldorf immer wieder Grundstücke für solche Projekte zur Verfügung stelle. „Sind die Wege in Neuss so eingefahren, eine solche Idee nur etablierten Wohnungs- und Dienstleistungsanbietern zuzutrauen?“, fragt Funk.

2020 hatte der Stadtrat beschlossen, alternative Wohnformen besonders fördern zu wollen. Die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft mit der ersten Demenz-Wohngruppe und auch der Neusser Bauverein reagierten darauf. Und auch in der „Wohn-Werk-Statt“ schöpfte man Hoffnung, nach etliche vergeblichen Anläufen doch noch zum Zug zu kommen. So waren zum Beispiel Gespräche mit einem Bocholter Projektentwickler in dem Moment beendet, als dieser entschied, an der Gielenstraße einen Supermarkt bauen zu wollen – aber darüber keine Wohnungen mehr vorzusehen.

Dichter als im vergangenen Jahr, so muss man in der Rückschau feststellen, kam der Verein der Erfüllung seines Traumes nie. Der Sozialausschuss hatte ein Konzept erarbeit, um Investoren für ein Neubauvorhaben an der Augustinusstraße zu interessieren. Das Bauland sollte deutlich unter Marktwert abgegeben werden, wenn sich der Investor im Gegenzug verpflichtet, Vorgaben zu berücksichtigen. Die sollten sich am Bild einer Hausgemeinschaft orientieren – selbst organisiert, demokratisch und sozial ausgerichtet. Die GWG – mit der „Wohn-Werk-Statt“ als möglichem Partner – beschäftigte sich mit dem Vorhaben, gab aber kein Angebot ab. Weil sich auch sonst kein Investor fand, wurde das Vorhaben im Februar aufgegeben. Fortsetzung ungewiss.

(-nau)
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