Neusser Elektrogeschäft schließt nach über 50 Jahren „Corona war zu viel für das Geschäft“

Reuschenberg · Seit 1969 gehen Kunden zu Radio Steinwartz, um ihre Elektrogeräte reparieren zu lassen, doch bald ist das vorbei: Zum Ende des Monats schließt das Geschäft an der Bergheimer Straße 488.

Peter Feiser vor seinem Elektroreparaturgeschäft, das Ende November schließt.

Peter Feiser vor seinem Elektroreparaturgeschäft, das Ende November schließt.

Foto: Kim-Khang Tran

Die Corona-Pandemie sei zu viel für das Geschäft gewesen, erklärt der Inhaber Peter Feiser. Bereits zuvor sei die Nachfrage zurückgegangen: Fernseher und andere Elektrogeräte seien immer preiswerter geworden, sodass immer mehr Kunden sich für einen Neukauf und gegen eine Reparatur entschieden hätten. „Unsere Wegwerfgesellschaft ist schlimm geworden“, stellt Feiser fest. In den vergangenen zweieinhalb Jahren habe sein Geschäft noch mehr Kunden verloren, da es zwischenzeitlich aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich gewesen sei, das Geschäft zu besuchen, und aus diesem Grund viele Kunden zum Online-Handel gewechselt seien. Geändert habe sich auch die Dringlichkeit einer Reparatur: Früher habe jede Wohnung nur einen Fernseher gehabt, inzwischen sei es üblich, zwei oder drei zu besitzen.

Eine Rettungsinsel für Radio Steinwartz seien Altgeräte gewesen: „Radios der Fünfziger- oder Sechzigerjahre werden immer noch repariert“, erzählt Feiser. Das Original von Oma oder Opa lasse sich nicht einfach durch ein neues Gerät ersetzen und biete sich daher besonders gut für Reparaturen an. Beispielsweise habe er gerade einen 60 Jahre alten „Schneewittchensarg“ repariert. Gemeint ist eine Radio-Plattenspieler-Kombination mit Plexiglas-Abdeckung. „Damit haben wir uns die letzten zwei Jahre über Wasser gehalten, aber es wird immer weniger“, erklärt der Inhaber von Radio Steinwartz. Von den älteren Stammkunden seien viele inzwischen gestorben.

Zurückgegangen sei im Laufe der vergangenen Jahre auch die Anzahl der Mitarbeiter: „Wir waren einmal sechs“, erzählt Feiser. Inzwischen habe er nur noch einen einzigen Mitarbeiter. Diesen müsse er nicht entlassen, da er es geschafft habe, ihm einen neuen Arbeitsplatz bei der Firma Raddatz in Nievenheim zu sichern, mit der er zuvor bereits gut zusammengearbeitet habe. Einen Nachfolger für das Geschäft an der Bergheimer Straße 488 habe er nicht gefunden. Bereits vor 19 Jahren habe sein Vorgänger ihn lange darum bitten müssen, Radio Steinwartz zu übernehmen. Feiser selbst will nicht mehr arbeiten: „Ich möchte so viel machen, das ging ja, während ich hier selbstständig war, alles nicht“, so der 64-Jährige. Seinen Beruf habe er 47 Jahre lang gemacht.

Entschieden habe er sich damals für die Elektroreparatur, weil er darin eine Zukunft gesehen habe. Im Nachhinein bereue er seine Entscheidung nicht: „Ich mache den Beruf sehr gerne.“

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