In Neuss geboren Norbert Hummelts Gedichte sind wie Bilder

Neuss · Der in Neuss geborene Lyriker Norbert Hummelt hat einen neuen Gedichtband herausgebracht: „Sonnengesang“ ist der Titel, hat 96 Seiten und stellt das Licht als Kraftquelle in den Fokus.

 Norbert Hummelt (hier im Stadtarchiv Neuss) wurde 1962 in Neuss geboren.

Norbert Hummelt (hier im Stadtarchiv Neuss) wurde 1962 in Neuss geboren.

Foto: Helga Bittner

Norbert Hummelt ist ein Neusser. Zwar lebt er schon seit vielen Jahren in Berlin, aber immer wieder kommt er zurück. Für Stippvisiten, auch wenn von seiner Familie niemand mehr in der Stadt lebt, aber dennoch immer wieder auf ihren Spuren. Und zwischendurch, so scheint es, hat er noch Zeit, seiner eigene Passion, die längst ein Beruf geworden ist, nachzugehen: die Veröffentlichung von Gedichten.

So ist in diesen Tagen wieder ein Band erschienen, mit dem schönen Titel „Sonnengesang“, im renommierten Luchterhand-Verlag. Fast drei Jahre, von 2016 bis 2019, hat es gebraucht, um die Gedichte zu schreiben, heißt es am Ende des 96 Seiten starken Buches. Dabei klingt nicht eines so, als ob es ihm schwer gefallen sei, Gefühle oder auch das, was er um sich herum sieht, in Wort zu fassen.

Doch was so einfach klingt, ist das Ergebnis eines langen Ringens mit der Sprache. Denn manches Mal ist es nur ein Augenblick, ein Moment, den Hummelt wahrnimmt – und erhält, indem er ihn in gedichtete Bilder fasst: „heute rauscht e vor meinem fenster, rauschte/sehr, u. ich öffnete das fenster u. es rauschte/nur noch mehr. u. das rauschen kam von außen...“ heißt etwa der Beginn des Gedichts „die berührung“, das eigentlich nichts offen lässt, aber jeden Leser dazu bringt, diesem Rauschen vor dem eigenen Fenster nachzuspüren.

Vermutlich ist es genau das, was den großen Reiz der Gedichte und die Qualität des Dichters ausmacht. Hummelt nimmt jeden an die Hand, seine Bilder sind klar, müssen nicht enträtselt werden und bringen doch jeden dazu, den eigenen Blick neu zu justieren.

In seinem neuen Band steht das Licht im Mittelpunkt. Licht, das die Natur erhellt, und sich ins Gemüt einschleicht. Von der Sonne durchdrungen fühlt sich die Welt an – ohne zu leugnen, dass Träume sie bestimmen.

In sechs Abschnitte hat er seinen Gedichtband unterteilt, im vierten etwa kehrt er zurück nach Neuss, erzählt von Erinnerungen, die schon damals Beobachtungen waren. „an einem jener verregneten tage kehrten/wir aus der stadt zurück mit der linie 41/ die weiter richtung handweiser fuhr“ beginnt das Gedicht „der wunsch“ und endet mit „was ich je mir teures habe wünschen/können, ist mir vollständig entfallen, zumal/das wünschen selber ganz umsonst war“. Und dazwischen sieht man den kleinen Jungen Norbert vor sich, wie er trotz der neuen Hose von C&A sehnsüchtig an etwas gedacht hat, das in der Welt seiner Familie einfach nicht vorkam.

Norbert Hummelt wurde 1962 in Neuss geboren, wuchs in der Stadt auf und ging nach dem Abitur nach Köln, um Anglistik und Germanistik zu studieren – auf Lehramt Die ersten literarische Texte entstanden  1984, erste Gedichte 1986. Er übertrug unter anderem den Gedichtzyklus „Wasted Land“ von T.S. Eliot neu ins Deutsche und ist auch Herausgeber der Gedichte von W.B. Yeats. Mehrfach wurde er ausgezeichnet – unter anderem mit dem Hölty-Preis.

Info Norbert Hummelt: Sonnengesang, Lucherthand-Verlag, Hardcover, 96 Seiten, 20 Euro

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