Einrichtung in Neuss Geschwister-Scholl-Haus wird 70 Jahre

Nordstadt · Für viele Kinder und Jugendliche ist das Geschwister-Scholl-Haus mit seinen Angeboten eine beliebte Anlaufstelle. Zum Jahrestag gibt es eine Ausstellung, die sich mit dem Leben von Hans und Sophie Scholl beschäftigt.

 Im Geschwister-Scholl-Haus ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die sich der Geschichte von Hans und Sophie Scholl widmet.

Im Geschwister-Scholl-Haus ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die sich der Geschichte von Hans und Sophie Scholl widmet.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

70 Jahre gibt es das Geschwister-Scholl-Haus am Ende der Leostraße auf der Neusser Furth. Zwar wurde das Haus erst am 7. November 1952 eingerichtet, „aber weil Bürgermeister Reiner Breuer unbedingt dabei sein wollte, wurde das Jubiläum vorverlegt in die vergangene Woche“, sagt Niklas Mandel (35), seit Januar 2020 der Leiter der Einrichtung. Mit zwei weiteren Diplom-Sozialpädagogen engagiert er sich hauptamtlich, 14 weitere und künstlerisch versierten pädagogischen Kräfte unterstützen sie.

In der offenen Einrichtung für Kinder und Jugendliche findet tägliche Arbeit statt, für Grundschüler von 13 bis 19 Uhr, für die Schüler von weiterführenden Schulen bis 20 Uhr. 80 bis 120 Kinder und Jugendliche besuchen täglich das Geschwister-Scholl-Haus, das eine städtische Einrichtung ist. „Wir sind hier von Schulen umzingelt“, betont Niklas Mandel, „aus allen sozialen Schichten kommen die Kinder und Jugendlichen freiwillig zu uns.“ Denn anders als Kinder in KiTas oder der OGS hätten Kinder hier eine „intrensische Motivation“, betont der Diplom-Sozialpädagoge, was nichts anderes heißt als: Sie kommen aus freien Stücken in das Haus und weil ihnen die Aktivitäten zusprechen.

Unabhängig davon organisiert das Team, vornehmlich in den „kurzen“ Ferien Ausflüge zu thematisch relevanten Themen. Aber auch das Phantasialand bei Brühl ist auf Wunsch der Kinder schon mal dabei. Ein Highlight anlässlich „70 Jahre Geschwister-Scholl-Haus“ ist zweifellos die Sonderausstellung zu Hans und Sophie Scholl, die dem Haus ihren Namen geben und bedeutende Protagonisten des deutschen Widerstandes im Naziregime waren. Friederike Reimer (25) hat die Ausstellung mit viel Herzblut kuratiert, ist sogar nach München gefahren und hat einen späteren Aufseher des Strafgefängnisses in München-Stadelheim getroffen. 

Die Ausstellung, die besonders für Schulklassen geeignet ist – „wider das Vergessen“, wie Jule Rödiger (34), die stellvertretende Leiterin des Hauses sagt –, zeigt in beeindruckenden Bildern das Leben von Sophie und Hans Scholl. Sogar ein Zimmer mit Schreibmaschine und Druckautomat ist eingerichtet.

Weitaus mehr Empathie erfordert die Zelle, in der Sophie Scholl ihre letzten Stunden verbrachte. Ein Betschemel und ein Kreuz symbolisieren die „Arme-Sünder-Zelle“ der gläubigen Protestantin. Im Flur hängen die vielfältigen Flugblätter, mit denen sie und ihr Bruder in Telefonzellen oder parkenden Autos zum Widerstand aufriefen. Sophie Scholl wurde vom Volksgerichtshof München unter Vorsitz des aus Berlin angereisten Roland Freisler am 22. Februar 1943 zum Tode verurteilt und noch am selben Tag enthauptet. An demselben Tag wurde auch ihr Bruder Hans durch das Fallbeil hingerichtet. Auch auf andere Mitglieder der „Weißen Rose“ macht die Ausstellung aufmerksam, etwa Alex Schmorell, der wenige Monate später in München-Stadelheim hingerichtet wurde, oder Christoph Probst sowie Willy Graf und Nikolaus Groß. Der Widerstandskämpfer und ehemalige Zentrumspolitiker Bernhard Letterhaus wurde am 14. November 1944 in Berlin-Plötzensee erhängt. Nach ihnen sind viele Neusser Straßen, vor allem in Weckhoven, benannt.

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