Blumen pressen in Neuss Wie ein alter Trend neu aufblüht

Neuss · Ob in Bilderrahmen, in Schlüsselanhängern oder auf Grußkarten – aktuell bieten viele Läden Dekoartikel mit gepressten Pflanzen an. Einiges kann man ganz leicht nachmachen. Christine Vogel verrät, wie es gelingt.

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So werden Blumen gepresst

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Foto: Andreas Woitschützke

Christine Vogel hat das Frühjahr festgehalten. Zwar ist die Blütezeit von Narzissen, Schneeglöckchen und Traubenhyazinthen längst vorbei. Doch strahlen die ersten Frühlingsboten weiterhin – die Neusserin hat sie gesammelt, getrocknet und zu einer blumigen Collage zusammengelegt.

Gepresste Blumen sind seit einigen Jahren wieder im Trend: Die hiesigen Einrichtungsläden verkaufen sie fertig angeordnet in Bilderrahmen oder Fensterbildern, aber auch auf Grußkarten, Lesezeichen oder als Schmuckanhänger werden sie angeboten. „Generell ist gerade alles, was mit Trockenblumen zu tun hat, sehr gefragt“, sagt auch Christine Vogel. Sie ist die Sprecherin des Netzwerks Neuss Agenda 21 und verrät, wie jene Dekorationsartikel ganz leicht selbst nachgemacht werden können.

Los geht es mit dem Sammeln der Blumen. „Im Prinzip kann man das ganze Jahr seine Augen offenhalten und Blumen vom Wegesrand oder aus dem eigenen Garten pflücken“, sagt Vogel. „Natürlich sind Naturschutzgebiete tabu. Ich persönlich würde auch nie eine Blume pflücken, von der nur eine einzige zu sehen ist.“

Und da sich die Blumen am besten pressen lassen, wenn sie nicht zu nass sind, bietet sich ein milder Vormittag besonders gut für einen Streifzug durch die Natur an. Dann ist einerseits der Morgentau bereits getrocknet, andererseits hat die Blume meist schon ihre Blüte geöffnet. Nach dem Pflücken sollte die Blume dann so schnell wie möglich gepresst werden, da sie ansonsten ihre Farbe verlieren könnte.

Am leichtesten geht das mit Blumen, deren Blüten nicht allzu dick sind. Das wären zum Beispiel Margeriten, Gänseblümchen, Kornblumen, Stiefmütterchen oder Jasmin. „Im Herbst kann man auch Blätter mit interessanten Formen sammeln“, sagt Vogel. Die ließen sich ebenso wie die dünnen Blumen gut in einem dicken Buch pressen. Auch, um die Seiten nicht zu beschädigen, wird empfohlen, Löschpapier oder, wenn nicht vorhanden, Druckerpapier dazuzulegen. Es soll die Feuchtigkeit aufnehmen. Küchenpapier saugt Feuchtigkeit zwar auch auf, könnte aber einen Abdruck auf den zarten Blättern hinterlassen. Ebenso sollte man bei frischen Zeitungen vorsichtig sein, da diese eventuell noch abfärben könnten. Das zugeklappte Buch kann dann mit weiteren Büchern beschwert werden. „Im Schnitt brauchen die Pflanzen dann ein bis zwei Wochen“, sagt Vogel. Sie selber arbeitet mit einer Blumenpresse, die man entweder fertig kaufen oder selbst nachbauen kann. Benötigt werden dafür zwei Sperrholzbretter, acht Flügelschrauben, acht Unterlegscheiben und vier Gewindestangen, mit denen die Presse weiter oder enger eingestellt werden kann. Es empfiehlt sich, den Druck der Presse Tag für Tag zu erhöhen.

„Der Vorteil einer Pflanzenpresse ist, dass man auch größere und dickere Blumen darin trocknen kann“, sagt Vogel. Vieles funktioniere dabei auch nach dem Versuch- und Irrtum-Prinzip. Dickere Blüten könnten leichter anfangen zu schimmeln, eine Idee ist es, sie zu halbieren oder in einzelne Blütenteile zu zerlegen. Und dann geht es darum, die getrockneten Blumen zu verwenden. „Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt“, sagt Vogel. Sie können entweder für Dekorationszwecke genutzt werden oder auch als kleine Mitbringsel. „Auch mit Kindern lassen sich da tolle Sachen daraus kreieren. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Kalender oder einem Jahreszeitenbuch?“ In einer Zeit, in der Drucke noch nicht so weit verbreitet waren, haben Menschen bereits Pflanzen auf diese Weise konserviert, um sich dann auch im farblosen Winter blühende Blumen ansehen zu können.

Die Neusserin Veronika Neumann hat in ihrer Ausbildung zur Wildkräuterexpertin ein solches Herbarium angelegt: Neben der entsprechenden Kräuterpflanze hat sie einiges dazu notiert, zum Beispiel den Fundort, Blütezeit, den Familienname und eigene Anmerkungen. Ihre bewährte Trocknungsmethode: Telefonbücher.

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