Neue Ausstellung in Kaldenkirchen Vier Freunde zeigen ihre jungen und sinnlichen Arbeiten

Nettetal · „Viktor Nono und Freunde“ heißt die neue Ausstellung in der Alten Fabrik in Kaldenkirchen zu Nonos 60. Geburtstag. Was sie den Besuchern bietet.

  
 Stellen in der Alten Fabrik aus (v.r.): Günter, Krajewski, Jón Thor Gíslason, Viktor Nono  und für seinen verstorbenen Bruder Winfried Jochen  Schmitz-Linkweiler. 
  RP-Foto: J. Knappe

Stellen in der Alten Fabrik aus (v.r.): Günter, Krajewski, Jón Thor Gíslason, Viktor Nono  und für seinen verstorbenen Bruder Winfried Jochen  Schmitz-Linkweiler. RP-Foto: J. Knappe

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

„Viktor Nono und Freunde“ ist die neue Ausstellung in der Alten Fabrik in Kaldenkirchen überschrieben. Nicole Terstappen und Nettekultur veranstalten sie gemeinsam zum 60. Geburtstag von Victor Nono, Künstler und Autor aus Neuss. Dabei ist Nono noch der jüngste, die anderen drei befreundeten Künstler sind 1952, 1954 und 1957 geboren. Doch die Ausstellung der vier Freunde ist alles andere als angegraut, abgeklärt und moderat. Überraschend, wie jung, sinnlich und aktuell ihre Werke sind.

Victor Nono nimmt die beiden kleineren Räume links vom Eingang in Beschlag. Sofort ins Auge fallen große Leinwände mit Zweigen und Äpfeln. Sie korrespondieren mit Holzskulpturen, die dasselbe Motiv ins Dreidimensionale übertragen. Doch da kommt der promovierte Philosoph hinzu. Denn der Apfel ist ein Bild für den Sündenfall. Im Paradies haben Adam und Eva die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen. Und als sie sich in ihrer Geschlechtlichkeit erkennen, versuchen sie, mit Zweigen des Baumes ihre Nacktheit zu verhüllen. So haben es die Künstler der Renaissance dargestellt. Nono interessiert dieser Widersinn aus Zeigen und Verbergen. Indem sie ihre Scham verbergen, zeigen sie, dass sie zur eigenen Erkenntnis gelangt sind. Als Künstler erschafft Nono sinnliche Ansichten von Äpfeln an ihren Zweigen, freischwebend auf einem diffusen Untergrund. Aber der Apfel dient selbst in seiner sinnlichen Darstellung lediglich als Vehikel für Erkenntnis oder für Sünde. Sein Interesse für die Kunstgeschichte zeigt sich auch in den Arbeiten um den flämischen Barockmaler van Dyck. Das Porträt seiner Frau zeigt zwei Hörner, ein zeitgenössischer Kopfschmuck – oder die Rache des gehörnten Malers an seiner untreuen Frau? Nono nimmt Reproduktionen der alten Gemälde und kommentiert sie mit Hinzufügungen. So entsteht auch ein neues Bestiarium mit Reproduktionen von Tieren.

In den hinteren Räumen findet man Bilder von Günter Krajewski, experimentell mit Zeichnungen auf unbelichteten Polaroids, dokumentarisch mit Dschungelfotos aus Surinam, literarisch mit Fotos aus dem Thalys und der Pariser Metro. Verbunden werden die Komplexe mit zerknüllter Goldfolie aus dem Verbandskasten. Im Gang mit dem roten Teppich hängen die kleinen Grafiken von Winfried Schmitz-Linkweiler, ein rastloser Künstler, unentwegter Sammler und engagierter Kulturpolitiker für die Grünen in Meerbusch. Schmitz-Linkweiler, ein Lieblingskünstler von Hausherrin Nicole Terstappen, starb bereits 2011 im Alter von 57 Jahren.

Einen zweiten Schwerpunkt der Ausstellung bilden die Gemälde von Jón Thor Gíslason, einem isländischen Künstler aus Düsseldorf. Auf seinen weißgrundigen Bildern, mitunter mit Mustern verziert oder mit Neonfarben ins grell Plakative akzentuiert, schweben geisterhafte, verletzte wie verletzliche Wesen, zumeist Kinder oder Frauen. Ihm geht es ganz in der Tradition der Romantik um eine existenzielle Ambivalenz.

Info Bis zum 11. September geöffnet freitags 17 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 13 17 Uhr. Alte Fabrik, Venloer Straße 38, Kaldenkirchen.

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