Nettetal Ein Olympiasieger zu Gast in Schaag

Nettetal · 40 Kinder trainieren auf der Anlage des SuS Schaag unter der Leitung von Hockey-Nationalspieler Philipp Zeller.

 Ein so berühmter Gast kommt nicht alle Tage nach Schaag: Die Kinder wichen Olympiasieger Philipp Zeller (hockend im roten Kapuzenpullover) nicht von der Seite.

Ein so berühmter Gast kommt nicht alle Tage nach Schaag: Die Kinder wichen Olympiasieger Philipp Zeller (hockend im roten Kapuzenpullover) nicht von der Seite.

Foto: Franz Heinrich Busch

Die Liste der Weltklassesportler, deren großer Wunsch nach einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen unerfüllt bleibt, ist lang. Basketball-Star Dirk Nowitzki etwa ist nur einer von ihnen. Was der Spieler der Dallas Mavericks bislang nicht schaffte, gelang Philipp Zeller schon zwei Mal. Gemeinsam mit seinem Bruder Christopher gewann der 31-Jährige bei den Olympischen Spielen in Peking und London Gold mit den deutschen Hockey-Herren. Damit gehört er zu den derzeit erfolgreichsten deutschen Sportlern.

Gestern war der 31-Jährige zu Gast in Schaag. Auf der Platzanlage des Spiel- und Sportvereins trainierte er gemeinsam mit 40 Kindern aus der Fußballjugend. "Zwischen Hockey und Fußball gibt es größere Parallelen, als man meinen will", entgegnete SuS-Jugendleiter Marco Tüffers. Hintergrund des Besuchs war aber ein ganz anderer:

Sportvereine wetteifern mehr und mehr um den Nachwuchs für ihre Mannschaften. Vielerorts gibt es nicht genügend Kinder, um in allen Altersklassen eine Mannschaft zu stellen. "Mit der Aktion wollen wir die Jugendlichen für den Sport begeistern und für unseren Verein gewinnen", bekräftigt Tüffers, der seit wenigen Wochen Leiter der Jugendabteilung des Vereins ist. Was die Jugendarbeit anbelangt, sieht er noch Nachholbedarf. "Der Verein hat drei Jahre alle Kräfte gebündelt, um den neuen Kunstrasenplatz zu realisieren. Da ist die sportliche Arbeit etwas zu kurz gekommen", erklärt er.

Philipp Zeller trug zumindest einen kleinen Teil dazu bei, den Rückstand aufzuholen. "Wir haben im koordinativen Bereich und auch an der Fitness gearbeitet", entgegnete Zeller. Auch er selbst kam gestern ins Schwitzen. Als Abschluss seines Besuchs trat er im Sprint gegen eine Flugdrohne an - und der zweifache Goldgewinner siegte. Ansonsten lässt es der 200-fache Nationalspieler momentan ruhiger angehen.

Für Leistungssportler in Randsportarten ist das in Jahren nach Olympia ganz normal, sie rechnen in Olympiazyklen. Die beiden Jahre vor dem sportlichen Großereignis dienen der Vorbereitung. In den beiden Jahren danach widmen viele sich die meisten ihrer beruflichen Ausbildung. Das tut derzeit auch Zeller. Der 31-jährige ist Rechtsreferendar am Landgericht Köln, dort hat er auch Jura studiert.

Für seine berufliche Laufbahn hat er seine Karriere in der Nationalmannschaft vorübergehend auf Eis gelegt. "Leistungssport und Beruf zu vereinbaren ist nicht leicht", kommentiert Zeller. Deswegen wird er auch nicht an der kommenden Weltmeisterschaft, die vom 31. Mai bis zum 15. Juni in den Niederlanden stattfindet, teilnehmen. Vor Ort wird er aber trotzdem sein - um die Spiele seines Bruders Christopher zu beobachten.

Philipp spielt momentan lediglich in der Hockey-Bundesliga. Mit Rot-Weiß Köln wurde er vor zwei Jahren Deutscher Vizemeister. Trainiert wird dort drei bis vier Mal die Woche, das Pensum hält sich damit in Grenzen. Im Juni steht dann sein Staatsexamen an. "Wie es danach weitergeht, halte ich mir noch offen", sagt Zeller, der aber keinen Hehl daraus macht, dass eine dritte Olympiateilnahme etwas Besonderes wäre. "Mehr als ein Olympiasieg geht nicht, das ist für einen Sportler der absolute Höhepunkt", sagt der 31-Jährige. Im kommenden Jahr wird er wohl erneut vor der Wahl stehen: Sport oder Beruf?

(RP)
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