Hinsbeck Ausstellung mit Schmunzelfaktor

Hinsbeck · Im Info-Zentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen werden kreative Werke gezeigt: Geistig behinderte Künstler haben bei einem Inklusionsprojekt lustige Bilder und Skulpturen erstellt.

 Isabelle Lorenz (links) vom Info-Zentrum der Biologischen Station mit (v.l.) Brigitte Minten-Rathner, Jürgen Cox, Roswitha Eichorn und Salvatore Minten.

Isabelle Lorenz (links) vom Info-Zentrum der Biologischen Station mit (v.l.) Brigitte Minten-Rathner, Jürgen Cox, Roswitha Eichorn und Salvatore Minten.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Kuscheln mit der Biberfrau? Oder ein Tänzchen mit dem Igel? Mit etwas Fantasie ist alles möglich, und wie das geht, ist jetzt im Info-Zentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen in Hinsbeck zu erleben: Dort zeigen Künstler mit geistiger Behinderung Bilder und Skulpturen mit Naturmotiven. Schon bei der Vorbereitung der außergewöhnlichen Schau wurde klar: Kunst kann Spaß machen, und bei dieser Ausstellung ist Schmunzeln durchaus erwünscht.

„Mensch, Tier und Natur“ ist die Präsentation betitelt, die mehr ist als eine Ansammlung von Kunstwerken. „Es handelt sich um ein von der Aktion Mensch gefördertes Inklusionsprojekt, das in Kooperation der Lebenshilfe Kreis Viersen und der Biologischen Station Krickenbecker Seen entstand“, erklärt Brigitte Minten-Rathner. Die Künstlerin und ihr Mann Salvatore Minten, ebenfalls Künstler, haben das Konzept entwickelt. Unter ihrer Anleitung wirkten seit Herbst 2018 neun geistig behinderte Bewohner aus den Wohnstätten der Lebenshilfe Kreis Viersen mit am Projekt.

Zu sehen sind rund 20 Bilder mit tierischen Motiven und flotten Sprüchen, dazu fünf Skulpturen, alle erstellt nach dem Motto „Die Natur gibt den Rahmen vor, aber die Fantasie kennt keine Grenzen“, wie es Salvatore Minten formuliert. Die Kunstwerke können gekauft werden, aus dem Erlös werden Materialien für das Kunstprojekt der Lebenshilfe finanziert.

Beglückt scheinen die Teilnehmer, aber auch erleichtert, dass sich all die Mühe gelohnt hat. „Das war ja auch harte Arbeit, immer wieder neue Skizzen, dann vorsichtig malen, viele Wochen lang“, erzählt Roswitha „Rosi“ Eichhorn aus der Gruppe. Ihr Künstler-Kollege Jürgen Cox ergänzt: „Wir mussten uns schon konzentrieren, aber in erster Linie hat es uns allen Riesenspaß gemacht.“

Am Anfang standen Besuche im Info-Zentrum, das Verarbeiten aller Eindrücke über die Vielfalt der Natur – anhand der Info-Tafeln, der Schaukästen oder der Exponate. „Wir durften ausgestopfte Tiere fühlen, Fledermäuse zum Beispiel. Die haben ein so weiches Fell wie eine Fleecejacke“, schwärmt Rosi Eichhorn. Es folgten Exkursionen in die Natur, um auch Flora und Fauna vor Ort besser kennenzulernen.

Dann ging es ab ins Kunsthaus Nettetal, dem Atelier des Künstlerpaares Minten. „Brainstorming, Entwürfe, Ideen sammeln, das alles über mehrere Nachmittage, dabei motorische Fähigkeiten entwickeln, etwa mit Farben umgehen, bis es endlich ans richtige Malen ging“, schildert Minten. Für die Skulpturen haben die Projektteilnehmer erst mal den Umgang mit Hammer und Nägeln lernen müssen. „Aber auf den Finger gehauen hat sich keiner“, sagt Rosi Eichhorn und lacht.

Mit eingebunden war Isabelle Lorenz von Info-Zentrum mit ihrem Team aus jungen Leuten, die dort Freiwilligendienste leisten. „Einerseits passt das Inklusionsprojekt prima in unser Konzept, weil das Info-Zentrum ja barrierefrei eingerichtet ist“, erläutert Lorenz, „andererseits war das alles für uns Neuland.“ Über den Eifer und die Begeisterung der Künstler im Atelier habe das Team gestaunt. „Wir haben großen Respekt vor der Kreativität der Behinderten und waren freudig überrascht, was dabei herausgekommen ist“, sagt Lorenz.

Und das ist herausgekommen: Da sitzt eine lustige Eule mit beinahe menschlichem Gesicht auf einem Ast, darüber der Spruch: „Schlaue Eule spricht: Nachts, da ist kein Licht.“ Auf einem anderen der 50 mal 70 Zentimeter großen Bilder aus Acryl und Ölkreide auf Baumwoll-Leinwand ist ein fröhlicher Igel zu sehen, umringt von flatternden grünen Vögeln: „Tanzt der Igel Cha-Cha-Cha, lacht die ganze Vogelschar.“

Zwischen den Bildern stehen skurrile Skulpturen, vermenschlichte Stelen, die Haare aus Nägeln, Münder und Augen aus Flaschendeckeln und Knöpfen, groß der Schmunzelfaktor. Und dann ist da noch das Bild von Rosi Eichhorn, das ein kuschelndes Biberpaar zeigt: „Biber sitzt im Biberbau, neben ihm die Biberfrau.“

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