Moerser Faustkämpfer will 2022 wieder angreifen Boxer Aybay nimmt neuen Anlauf im Ring

Moers · Der Profi-Boxer aus Moers hat die umstrittene Niederlage vor TV-Publikum in Posen gegen Robert Parzeczewski verarbeitet. Sein Ziel hat sich nicht verändert: alsbald um eine Millionen-Euro-Gage kämpfen und von seinem Sport gut leben zu können.

 Sahan Alpay (hinten) kassierte in Posen gegen den Polen Robert Parzeczewski eine umstrittene Niederlage.

Sahan Alpay (hinten) kassierte in Posen gegen den Polen Robert Parzeczewski eine umstrittene Niederlage.

Foto: Tymex

Es hat einige Wochen gedauert, bis Sahan Aybay diese Niederlage verarbeitet hatte. Der Kampf im Supermittelgewicht in Posen im Westen Polens, live im Fernsehen übertragen, sollte seiner Profi-Karriere als Boxer einen großen Schub geben, ihn auf dem Weg zum Durchbruch noch bekannter machen. Doch es kam anders. Robert Parzeczewski, der WBO-Junioren-Weltmeister, verließ den Ring Ende September als Sieger. Der Moerser Aybay, aufgewachsen in Meerbeck, verlor vorzeitig in der fünften Runde. Der 26-Jährige fühlte sich ungerecht behandelt vom Ringrichter.

Anfang 2022 gibt er sich kämpferisch, ist aufgeräumt, wieder voll fokussiert. „Ich nehme einen neuen Anlauf. Mein großes Ziel ist es weiterhin, in nächster Zukunft um eine Millionen-Euro-Gage zu kämpfen und von meinem Sport gut leben zu können“, sagt Aybay. Im März soll‘s einen Hauptkampf geben, das habe ihm sein Promotor versprochen. Der Rückkampf gegen Parzeczewski sei für Ende 2022/Anfang 2023 geplant.

„In der Halle war‘s nach der Entscheidung ziemlich ruhig“, sagt Aybay, während er sich nochmals die entscheidenden Szenen auf seinem Smartphone anschaut. Den zurückhaltenden Beifall für den Sieger Ende September in Posen erklärt sich der Vater eines 17 Monate alten Sohnes mit dem abrupten Ende des hochklassigen Kampfs. Zuvor habe er zwar erstmals in seiner Karriere in der dritten Runde nach einem Leberhaken zu Boden gehen müssen, in Summe nach Punkten aber vorne gelegen. Zwischenzeitlich sei ihm zweimal der Mundschutz rausgeflogen, der Ringrichter habe ihm daraufhin mit der Disqualifikation gedroht. „Das hat meine Psyche extrem beeinflusst.“ Sekunden vor dem Gongschlag in der fünften Runde ging der Moerser nochmals zu Boden, allerdings nicht nach einem Treffer, sondern weil er ausgerutscht sei. Daraufhin wurde er angezählt – und der Kampf um die internationale polnische Meisterschaft schließlich abgebrochen. Es war seine erste Niederlage seit 2015.

Rund dreieinhalb Monate später will Sahan Aybay, der türkische Wurzeln und einen deutschen Pass hat, verbal nicht nachtreten. „Der Gegner hatte sehr viel Glück, ich sehr viel Pech.“ Hinzu kam, dass erstmals sein Vater nicht am Ring saß. Der 26-Jährige versucht, optimistisch zu sein. Zumal die Resonanz nach der Niederlage positiv gewesen sei: „Man wollte mir gleich wieder einen Hauptkampf geben. Und in der Rangliste bin ich nicht zurückgefallen.“ Er möchte die schönen Erinnerungen mitnehmen. Die vielen aufmunternden Worte, das Erlebnis vor dem Kampf, als die deutsche Nationalhymne gespielt wurde. Und dann ist da auch noch der lukrative Vertrag mit dem polnischen Boxpromotor Tymex.

„Ich habe im Vorfeld des Kampfs sicherlich auch Fehler gemacht, bespielsweise war die Vorbereitung von sieben Wochen zu kurz“, gibt sich Aybay, dessen Karriere als Elfjähriger beim ABC Rheinkamp begann, selbstkritisch. Der Faustkämpfer vom Niederrhein, der bei der Veranstaltung in Polen als „The German Puncher“ angekündigt wurde, unternimmt einen neuen Anlauf mit einem veränderten Betreuerteam. Erstmals holte er sich einen Athletiktrainer dazu. Demnächst ist ein Aufbaukampf geplant, bis März will Aybay topfit sein. Bis zum Idealgewicht müssen noch acht Kilogramm runter. Dann steht der nächste Kampf auf großer Bühne an, Gegner wird jemand sein, der sich schon einen Namen gemacht hat.

Sahan Aybay ist weiter davon überzeugt, dass er das Zeug dazu besitzt, sich in die Weltspitze hinein zu boxen. In den Momenten, in denen Zweifel aufkommen, denkt er gerne an den Tag zurück, als ihn Henry Maske im Ring sah. Während der Deutschen Amateur-Meisterschaft 2012. Der Weltmeister und Olympiasieger beglückwünschte den Moerser zu seinem U19-Titel und fand lobende Worte. „Wenn Du so weiter machst, wirst Du einer der besten deutschen Boxer“, habe Maske damals gesagt.

Aybay blickt auf sein Smartphone, schaut sich nochmals die letzten Szenen aus dem Kampf gegen Robert Parzeczewski an. Er ballt eine Faust und sagt mit fester Stimme: „Im Rückkampf werde ich ihm den Gürtel abnehmen.“

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