Fußball Thomas Geist geht in den Trainer-Ruhestand

Moers/Sonsbeck · Der 55-Jährige, zuletzt Coach des FC Meerfeld, hört nach 37 Jahren auf. In seiner Laufbahn ist er viel herumgekommen. Einst trainierte er auch den SV Sonsbeck. Nun blickt er auf bewegende Zeiten zurück.

 „Die Schiedsrichter werden mich vermissen, weil ich Emotionen gezeigt habe“, sagt Thomas Geist.

„Die Schiedsrichter werden mich vermissen, weil ich Emotionen gezeigt habe“, sagt Thomas Geist.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

So mancher Schiedsrichter wird es vielleicht nicht gerne hören, dass Thomas Geist künftig nicht mehr als Fußball-Trainer arbeiten wird. Für die Assistenten an der Seitenlinie, die seinen Arbeitsbereich vor der Bank kreuzten, hatte der 55-Jährige oft genug eine kleine Süßigkeit parat. Für die Unparteiischen auf dem Platz gab es dagegen auch schon mal Saures. „Die werden mich vermissen, weil ich Emotionen gezeigt habe“, sagt Geist. Nur, „nach dem Spiel gab man sich die Hand – und alles war wieder vergessen.“

Es bleibt kein Ärger zurück, keine offenen Rechnungen. „Ich habe ja nie jemanden beleidigt und auch nie vor einer Spruchkammer gestanden“, blickt Geist auf 37 Jahre als Trainer zurück, „in denen ich mit Begeisterung dabei war und die mir immer sehr viel Spaß bereitet haben.“ Die Begeisterung sei geblieben, sagt er, aber den Spaß erlaubt er sich jetzt zu hinterfragen. „Ich möchte es jetzt anders haben“, so Geist. Es muss nicht mehr Training bei Minus-Graden sein, keine Spiele im Dauerregen, das hat er alles zur Genüge gehabt. Dafür zu wenig Urlaub, weil der Fußball-Kalender die freie Zeit vorgab. Thomas Geist möchte auch mal ans Meer, während in der Heimat der Ball rollt.

Das war als junger Bursche – mit 18 Lenzen – natürlich noch ganz anders. Ein Kreuzbandriss beendete bereits in der A-Jugend des SV Neukirchen die aktive Karriere – und öffnete dafür neue Tore. Der inzwischen verstorbene Werner Hable, damals Jugendleiter am Klingerhuf, verhalf Thomas Geist zum ersten Trainerschein und vertraute ihm die B-Junioren des SVN an.

Der Nachbar aus Vluyn sah die gute Arbeit und durfte sich bald darüber freuen, dass Geist die Preußen aus der Kreisliga B wieder nach oben führte. Dann ging es Schlag auf Schlag. VfB Homberg, SV Straelen, SV Sonsbeck, Hamborn 07, manche dieser Stationen auch gleich zweimal. Es war vieles dabei, was im Fußball des Niederrheins einen klangvollen Namen hat.

Damit nicht genug: Mehr als zwei Jahrzehnte lang war Thomas Geist parallel auch für A-Junioren-Mannschaften verantwortlich. Macht in der Summe fünf Trainingstage pro Woche und zwei Spiele am Wochenende. „Fußballbekloppt“, nennt es Geist. „Aber es hat mir sehr viel gegeben. Ich habe vielleicht nicht immer alles richtig gemacht, aber viel kann auch nicht verkehrt gewesen sein“, sagt er und freut sich über Nachrichten, die er nun von ehemaligen Spielern per Facebook bekommt. Seine Schützlinge von damals wünschen ihm nicht nur alles Gute für die Zukunft, sondern bedanken sich auch oft genug bei „ihrem Coach“, der vor zehn Jahren sogar den Sprung auf den Balkan wagte.

Der FK Laktasi, im Winter 2010 in Bosnien-Herzegowinas erster Liga ohne Trainer, trat damals mit seinem Sportdirektor, dem ehemaligen Duisburger Bundesliga-Profi Slobodan Komljenovic, an Thomas Geist heran, der den Tabellenletzten sportlich auch noch vor dem Abstieg rettete.

„Ich wollte wissen, ob ich auch unter Profi-Bedingungen und im Ausland bestehen kann“, sagt der Trainer. Konnte er, durfte es nach nur einem halben Jahr aber nicht mehr. „Laktasis Präsident verkaufte die Lizenz, kassierte das Geld ein, die Mannschaft musste absteigen“, beschreibt Geist das Dilemma in einem Land, dessen Fußball zu jener Zeit immer noch unter den Folgen des Bürgerkriegs litt, in dem Offizielle mit ihren Bodyguards auch schon mal durch einen Besuch in der Schiedsrichter-Kabine Spielen zum gewünschten Ergebnis verhalfen, das ihn mit seiner Gastfreundlichkeit aber offenen Armes aufnahm.

„Ich habe viel gelernt, meine Arbeit wurde akzeptiert und respektiert“, sagt Thomas Geist, der auch heute nicht von einem Abenteuer, sondern von einem Riesenerlebnis spricht.

Seine Trainerkarriere wird ihr Ende beim FC Meerfeld finden, den Thomas Geist vor fünf Jahren in der Kreisliga übernommen hatte und in die Bezirksliga führte. „Ein kleiner, familiärer Club“, sagt er, den die Ankündigung seines nahenden Abschieds von der Trainerbank überraschte. Doch Geist bleibt dabei: „Dem Fußball werde ich treu bleiben. Ich werde mir viele Spiele in allen Spielklassen anschauen, aber als Trainer in absehbarer Zeit nicht mehr arbeiten.“

Ihm bliebe nun nur noch, sich bei allen Klubs und den vielen Spielern, die er in den vergangenen Jahrzehnten trainiert hat, für die gute Zusammenarbeit zu bedanken. Aber wenn er jetzt Süßigkeiten in der Tasche hat, dann wird er sie sich selbst gönnen.

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