Justiz in der Grafschaft Notorischer Beleidiger vor Gericht

MOERS/NEUKIRCHEN · 28 Anklagepunkte liegen gegen einen Neukirchener vor. Möglicherweise ist er krank.

 Justitia (Symbolbild)

Justitia (Symbolbild)

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

(got) Dreimal begegnete Michael Darda dem Mann, gegen den am Montag ein Prozess in Moers begann. „Das erste Mal hat er mich als A…loch beschimpft“, erzählt der Firmenkundenberater der Sparkasse am Niederrhein und Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung. Damals sei er an dem Haus des Mannes in Neukirchen vorbei gelaufen. „Das zweite Mal hat er mir den Weg versperrt“, blickt er zurück. „Er hat mich wieder beschimpft. Dann hat er mich getreten. Das dritte Mal hat er mich an der Niederrheinallee mit dem Fahrrad überholt und wieder beschimpft.“

Darda ist nicht der einzige, der von dem 52-Jährigen aus Neukirchen beleidigt und körperlich verletzt wurde. 28 Anklagen gegen den einstigen Krankenpfleger liegen aus der Zeitspanne zwischen März 2017 und Mai 2018 vor. Diese vor der Auswärtigen Strafkammer des Landgerichtes Kleve zu verlesen, dauerte gute 20 Minuten. In fast allen Fällen beleidigte der Angeklagte mit obszönen Bezeichnungen. Darüber hinaus beging er Unfallflucht und besaß Marihuana, wenn auch in einer sehr geringen Menge. Mehrfach drohte er zusätzlich zur Beleidung mit körperlicher Gewalt, manchmal trat und schlug er auch zu, oder bewarf Leute mit Steinen – fast immer lag der Tatort auf der Straße vor dem Einfamilienhaus seiner Eltern, in dem er bis zum Oktober 2018 lebte.

Ein Mann und eine Frau aus der Nachbarschaft, die als Zeugen geladen waren, verkauften sogar ihr Haus und zogen weg, weil sie die Beleidigungen nicht mehr ertrugen. Ein Mädchen aus der Nachbarschaft, das als Zeugin gekommen war, weinte, als es den Angeklagten sah, von dem sie immer wieder beleidigt worden sei.

Vor der großen Strafkammer unter dem Vorsitzenden Johannes Huismann sagte der Angeklagte fast gar nichts. „Darf ich gehen?“, fragte er nur. Und: „Kann ich zurück in die Anstalt?“ Da nicht klar war, ob der Angeklagte verhandlungsfähig ist, beantragte Pflichtverteidiger Markus Kniffka eine Sitzungsunterbrechung für ein Rechtsgespräch. In diesem nichtöffentlichen Gespräch verhandelten Richter, Schöffen, Staatsanwältin, Verteidiger, Angeklagter und Gutachter Torsten Grüttert das weitere Verfahren. Wie Richter Huismann anschließend berichtete, habe das Gericht nicht ausreichend Information, um entscheiden zu können, ob der Angeklagte verhandlungsfähig sei. Dies habe der Gutachter festzustellen. Der Gutachter sagte, das könne er nur, wenn er in die Unterlagen der Einrichtung des Landschaftsverbandes Rheinland in Essen einsehen dürfe, wo der Angeklagte seit Ende Oktober 2018 lebt. Mündlich stimmte der Angeklagte gestern dieser Einsichtnahme zu.

Am 1. und 4. April wird der Prozess fortgesetzt.

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