Gymnasium an der Gartenstraße Schüler starten spannendes Gedankenexperiment

Mönchengladbach · Wie würden Sie entscheiden, wenn es eine Katastrophe gäbe und nur sieben von 15 Menschen gerettet werden könnten? Der Literaturkurs des Gymnasiums an der Gartenstraße hat mit der Frage auseinandergesetzt.

 Bei der Aufführung des Literaturkurses wurde auch das Publikum mit einbezogen – und vor schwierige Entscheidungen gestellt.

Bei der Aufführung des Literaturkurses wurde auch das Publikum mit einbezogen – und vor schwierige Entscheidungen gestellt.

Foto: GAG

Stellen Sie sich vor, die Welt geht unter. Es gibt eine Rettung: einen Bunker mit genug Sauerstoff und Nahrung – allerdings nur für sieben Menschen. In Ihrer Gruppe sind aber 15 Personen. Wie entscheiden Sie? Diese Frage stellte sich auch der Literaturkurs des Gymnasiums an der Gartenstraße bei seinen Aufführungen. In ihrem Szenario sollte im ersten Akt eine gelangweilte Schulklasse sich diesem Gedankenexperiment stellen. Die Lehrerin Frau Dalila (wunderbar frustriert gespielt von Mona Jaoudi-Neffati) überlässt diese Entscheidung komplett der Klasse. Nur Berufe werden zugelost. Die Klasse entscheidet auch gleich wild drauflos. Der Anführer (Florian Marx), der Landwirt gezogen hat, will natürlich seine Freundin (Hannah Kuhn) als Pfarrerin und seine Schwester Ella (Miriam Buschmann), die Zuhälterin gezogen hat, im Bunker haben. Der reiche Richtersohn (Max Doré) möchte nach dem Gehalt, der Fußballer Tommy (Ilyas Elouardani) nach Coolness entscheiden.

Nach vielen augenzwinkernden Diskussionen steht am Ende eine recht logisch erscheinende Entscheidung. In einer Publikumsbefragung werden aber auch die Zuschauer in das Theaterstück mit einbezogen. Die meisten können die Auswahl der Klasse verstehen, auch wenn ein Pärchen dadurch getrennt wird. Aber das war ja nur der erste Akt.

Der zweite Akt beginnt mit einer Einladung zum Klassentreffen nach zehn Jahren. Es folgt erster Smalltalk. Aus dem Anführer ist ein Soldat geworden, der Emo ist Informatiker usw. Auf einmal erfolgt eine wichtige Durchsage. Eine akute, tödlich verlaufende Seuche breitet sich aus. Aber in der Schule ist ein Bunker mit Platz für zehn… es sind 17 Personen in der Klasse. Das Gedankenexperiment wird Realität. Und schnell zeigt sich, es geht mehr um verletzte Gefühle, um egoistische Motive. Die Situation eskaliert und zurück bleibt im Publikum die Frage, wie man selbst entschieden hätte.

Die Eigenproduktion des Gymnasiums hatte viele überraschende Einfälle und Wendungen. „Viele Ideen kamen von den Schülerinnen und Schülern. Wir mussten sie nur ein wenig anleiten“, berichtete die Lehrerin Lisa Kemper. Es war ihr erster Literaturkurs, den sie zusammen mit Jan-Henrik Buchholz geleitet hat.

(gap)
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