Kolumne „Mensch Gladbach“ Mönchengladbach kann auch Großkonzerte

Mönchengladbach · In Düsseldorf wird um eine Open-Air-Fläche für ein Konzert des Superstars Ed Sheeran gestritten. Da könnte sich ein Dritter freuen. Wir suchen schon mal Alternativen.

Mit dem Erfolg ist das ja so eine Sache. Erst strebt man danach. Ist er da, genießt man ihn. Wird er aber zu groß, ist es stressig. Ein rothaariger junger Mann aus Großbritannien könnte davon vermutlich ein Lied singen. Er heißt Ed Sheeran, ist Sänger - und damit in ziemlich kurzer Zeit ziemlich berühmt geworden. Jedenfalls sind seine Songs Dauerbrenner im Radio (Wer kennt nicht "Shape of You" und das kuschelige Kontrastprogramm "Perfect"?). Und zu seinen Konzerten strömen so viele Fans, dass es schwer ist, Open-Air-Veranstaltungsorte zu finden.

Aktuell entwickelt sich das in unserer Nachbarstadt Düsseldorf zu einem politischen Streit: Dort soll ein Teil des Messeparkplatzes für Sheeran und seine mehr als 80.000 Konzertbesucher freigeräumt werden. Weil dafür aber 100 Bäume fallen müssten und Anwohner Lärmbelästigung fürchten, fehlt aktuell die politische Mehrheit im Rathaus. Die müsste Grünes Licht geben. Die Grünen, die mit SPD und FDP in einer Ampel-Kooperation regieren, haben aber bereits abgewunken. In Essen war das Projekt übrigens zuvor aus Gründen des Vogelschutzes gescheitert. Sieben Wochen vor dem Konzert ist also noch immer offen, wo es stattfinden kann.

Schade, dass die Organisatoren Alternativstandorte kategorisch ausschließen. Denn Mönchengladbach hat das Potenzial. Unsere Stadt hat schon mal bewiesen, dass sie bei Großkonzerten kreativ umplanen kann. 1989 hatte der Gladbacher Horst Pawlik Herbert Grönemeyer gebucht. Die Bühne sollte im Stadion am Bökelberg aufgebaut werden. Doch wegen drohender Lärmbeschwerden von Anwohnern wurde Ersatz gesucht - und eine besondere Kulisse gefunden: Grönemeyer sang schließlich vor Zehntausenden auf einer Fläche des Mönchengladbacher Flughafens. Das wäre auch jetzt perfekt geeignet, ließe sich nur leider in der Form nicht wiederholen. Denn damals war der Flughafen "unkontrolliert", also nicht unter der Kontrolle der Flugsicherung. Das ist seit Mitte der 1990er Jahre anders. Die Freiflächen des Airports unterliegen seitdem strengsten Sicherheitsregeln - Konzerte sind damit ausgeschlossen. Doch es gibt noch mehr in Mönchengladbach: Der Sparkassenpark ist ein klasse Open-Air-Areal - für Sheeran mit 10.000 Plätzen aber zu klein. Anders einige Kilometer westlich davon. Dort befindet sich eine Fläche mit immensem Potenzial: Das frühere britische Hauptquartier JHQ, das vor einigen Jahren schon mal als Alternative für "Rock am Ring", später für ein kleineres Zwei-Tages-Festival im Gespräch war. Beides platzte, die kleinere Variante wegen zu vielen Formalien seitens der Stadt und damit verbunden zu hohen Kosten für die Veranstalter. Angesichts des enormen Areals von 400 Hektar mit riesigen Freiflächen ist all das schwer nachvollziehbar. Mangelte es an echtem Willen? Dabei sind nicht nur neue Baugebiete wichtig für das Image einer Stadt. Konzerte von Superstars bringen per Internet weltweit Schlagzeilen.

Potenzielle Festival-Areale sind auch die Trabrennbahn, das Reme-Gelände oder City Ost. Bewährt hat sich für große Bühnen übrigens auch das Borussia-Stadion. Grönemeyer trat dort schon auf (eine besondere Form der verspäteten Genugtuung). Bruce Springsteen ebenfalls. Der Termin für Ed Sheeran am 22. Juli läge übrigens perfekt, nämlich in der spielfreien Zeit. Nur falls die Konzertveranstalter des Briten doch nach Alternativen suchen müssten. Immerhin stehen bei einer Absage mehrere Millionen Euro auf dem Spiel.

Mönchengladbach kann größer denken. Fangen wir doch damit an: Ein großartiges Wochenende!

(RP)
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