Das Netz am Niederrhein ist ausgelastet IHK-Analyse sieht gravierende Lücken im Schienenverkehr

Mönchengladbach · Wegen eines Engpasses in Mönchengladbach scheitert der Ausbau wichtiger Linien. Auch die Ost-West-Verbindung wurde lange vernachlässigt.

 Laut der Analyse sind kaum Kapazitätssteigerungen möglich.

Laut der Analyse sind kaum Kapazitätssteigerungen möglich.

Foto: dpa/Tom Weller

Das Schienennetz am Niederrhein ist ausgelastet. Und nach einer jetzt von der Industrie- und Handelskammer vorgelegten Studie wird sich daran in absehbarer Zeit auch nichts ändern. Laut der Bedarfsanalyse für das Schienennetz Niederrhein sind weder beim Personen- noch beim Güterverkehr größere Kapazitätssteigerungen möglich. Außerdem zeigt die Analyse auf, warum im Bundesverkehrswegeplan keine Maßnahmen für die Region berücksichtigt sind. „Immer wieder werden Forderungen laut, dass mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden muss“, berichtet IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Mit unserer Analyse wollten wir untersuchen, was möglich ist.“

 Das Ergebnis ist ernüchternd. Beispielsweise würden im Bereich Personenverkehr die Planungen für die Universitätslinie zwischen Düsseldorf und Eindhoven über Mönchengladbach an einem Kreuzungskonflikt in Mönchengladbach scheitern. Auch eine Verlängerung der S 8 bis nach Erkelenz sei wegen eines Engpasses in Mönchengladbach/ Rheydt unmöglich. Weitere Verbesserungen im Ost-West-Fernverkehr stoßen ebenso auf Engpässe in Krefeld, Mönchengladbach und Neuss sowie die Planungen in Nord-Süd-Richtung zwischen Venlo und Köln.

Im Schienengüterverkehr sei die Lage ähnlich ernst, betont Steinmetz. „Dabei sind wir angesichts überlasteter Straßen und sanierungsbedürftiger Brücken und auch aus Gründen des Klimaschutzes dringend auf leistungsfähige Schienenverbindungen angewiesen.“

Laut Gutachten hat die Misere vor allem zwei Ursachen: Zum einen wurde aus geopolitischen Gründen in der Vergangenheit ein leistungsfähiges Ost-West-Netz als verzichtbar angesehen und damit wenig in den Ausbau dieser Verbindungen investiert. Nach der Wiedervereinigung lagen dann die Investitionsschwerpunkte im mittel- und ostdeutschen Netz.

Zum anderen hat das Gutachten einen grundsätzlichen Mangel in den Vorbereitungen zum Bundesverkehrswegeplan 2030 offengelegt: Der grenzüberschreitende Schienengüterverkehr wurde demnach nicht auf Basis der tatsächlichen Zahlen berücksichtigt. „So wurden die Leistungen ausländischer Eisenbahnunternehmen nicht einbezogen – und das sind rund zwei Drittel aller Güterverkehre mit den Häfen Antwerpen und Rotterdam“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Damit wurde der notwendige Ausbau des Netzes in unserem Raum nicht erkannt.“

Entsprechende Investitionsmaßnahmen für den Ausbau am Niederrhein fehlten somit in dem Grundlagenpapier, das den Schienenausbau in den Jahren von 2016 bis 2030 regelt. „Leider können wir kaum davon ausgehen, dass der Bundesverkehrswegeplan in den kommenden zehn Jahren angepasst wird“, sagt Steinmetz. Somit sei auch nicht mit notwendigen Neubaumaßnahmen zu rechnen.

 „Diese Erkenntnisse dürfen für uns kein Grund sein, die Situation einfach hinzunehmen“, betont Steinmetz. Wenn keine größeren Maßnahmen umzusetzen seien, sei es umso wichtiger, mit verschiedenen kleineren Maßnahmen die Situation etwas zu verbessern. Dazu werde die IHK Vorschläge erarbeiten.

Die Studie steht als PDF-Datei im Internet unter www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/21893 zum Download bereit.

(RP)
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