Kolumne Mensch Gladbach Von Harmonien und Sollbruchstellen

Mönchengladbach · Das Fest der Liebe ist vorbei. Die Groko im Rathaus genießt die Dauer-Harmonie. Doch für den Wahlkampf 2020 müssen die Haupt-Akteure auf Dissens umschalten. Die Frage ist nur: Wobei?

 Zwei, die sich gut verstehen: CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch (links) und SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs.

Zwei, die sich gut verstehen: CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch (links) und SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs.

Foto: Ilgner

Jetzt ist ja Weihnachten wieder vorbei. Und wen man auch fragt, wie es war, die häufigste Antwort ist sinngemäß: „Naja ...“ Gemeint ist meist: Nun ist aber auch wieder mal gut mit Familie und so. Das Fest der Liebe beginnt oft mit Wiedersehensfreude und endet nicht selten mit Überdruss oder gar Streit.

Ganz anders ist das bei den Bündnispartnern im Mönchengladbacher Rathaus. Dort regiert seit 2014 eine Groko aus CDU und SPD. Und wie im Berliner Bundestag war es anfangs nicht leicht, sich zusammenzuraufen. Schließlich hatten die Sozialdemokraten zuvor im Rathaus in einem nicht ganz geschmeidigen Ampel-Bündnis regiert, während die Christdemokraten  die harte Oppositionsbank drückten.

Doch wie so oft im Leben hing alles von den Hauptakteuren ab. Und die verstehen sich bis heute prächtig. Und das ist definitiv anders als in Berlin, wo man sich nur noch deshalb krampfhaft aneinander klammert, weil man Neuwahlen noch mehr fürchtet als den eigentlich ungeliebten Partner.

Und in Mönchengladbach? Rund neun Monate vor der Kommunalwahl herrscht schier ungetrübte Groko-Harmonie. Ob Digitalisierung, Elektromobilität, Wohnpolitik, neues Müllsystem oder die alles überstrahlende Strategie namens „MG + – Wachsende Stadt“: Zwischen CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch und sein SPD-Pendant Felix Heinrichs passt nicht mal ein Hauch Chiffon. Was ja an sich erfreulich und allemal der Dauerstreiterei vergangener Jahre vorzuziehen ist. 

Jedenfalls könnte alles so weitergehen mit einer komfortablen breiten Mehrheit im Stadtrat. Wäre da nur nicht dieser ärgerliche Wahltermin am 13. September. Das Problem ist nicht die OB-Wahl, für die auch Heinrichs kandidiert. Als Vertrauter Schlegelmilchs wäre er ihm auf dem Posten sicherlich nicht unrecht. Zumal Frank Boss beim CDU-internen Zweikampf Petra Heinen-Dauber und damit Schlegelmilchs Favoritin aus dem Rennen um das Amt geworfen hat. Schwieriger wird der Wahlkampf. Denn dann müssen die Parteien ihre Profile schärfen und für den Wähler unterscheidbar sein. Groko-Glückseligkeit ist in dieser politischen Szenerie nicht vorgesehen.

Spannend wird also, wo die Sollbruchstelle für die Kooperation sein wird. Kurz sah es so aus, als würde das gut gemeinte, aber leider unglücklich umgesetzte E-Sharing-Projekt „Sven“ die Stimmung verhageln, doch im Aufsichtsrat gegen den Sturm der Entrüstung vereint hielt die Groko-Spitze. Ein wenig hakte es bei der Stadtteilbezuschussung, ebenso beim Klimanotstand. Aber bisher war nichts dabei, das eine glückliche schwarz-rote Ehe glaubwürdig in die Brüche gehen lassen könnte. Am Geld wird es auch nicht scheitern, der gemeinsam verabschiedete Doppelhaushalt trägt bis nach der Wahl.

Lassen wir uns also überraschen und begegnen wir dem drohenden Dissens mit einem Mut machenden jüdischen Sprichwort: Wenn alle Menschen an einem Strang ziehen würden, würde die Welt umkippen.

In diesem Sinne: Ein ausbalanciertes Wochenende!

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