Nobelpreisträger in Mönchengladbach Der Anfang vom Ende der Atomwaffen

Mönchengladbach · Beatrice Fihn, Generalsekretärin der mit dem Friedensnobelpreis 2017 ausgezeichneten Organisation ICAN, fordert die Stadt Mönchengladbach in einem inspirierenden Vortrag dazu auf, sich gegen Atomwaffen zu engagieren.

 Beatrice Fihn sprach im Audimax der Hochschule Niderrhein über  "Ein Europa ohne Atomwaffen". Sie Generalsekretärin von ICAN, der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen.

Beatrice Fihn sprach im Audimax der Hochschule Niderrhein über  "Ein Europa ohne Atomwaffen". Sie Generalsekretärin von ICAN, der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Beatrice Fihn findet klare Worte. Wer auf Abschreckung durch Atomwaffen setze, drohe letztendlich mit Massenmord. „Man hat sich auch auf ein Verbot biologischer und chemischer Waffen geeinigt“, sagt die charismatische Juristin und Generalsekretärin von ICAN, der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen. Das müsse auch bei Atomwaffen gelingen. „Produktion und Besitz von Atomwaffen müssen stigmatisiert werden“, fordert sie im Audimax der Hochschule Niederrhein, wo sie im Rahmen der Nobelpreisträger-Reihe des Initiativkreises Mönchengladbach spricht.

Bei aller Klarheit ist die Leiterin der mit dem Friedensnobelpreis 2017 ausgezeichneten Organisation weder naiv noch einseitig. „Es geht nicht um einseitige Abrüstung“, sagt sie im Gespräch mit dem TV-Journalisten Stefan Schulze-Hausmann. Vielmehr müsse sich die Weltgemeinschaft auf eine Ablehnung dieser Massenvernichtungswaffen einigen. „Nicht der einzelne Staat, sondern die Waffe als solche ist das Problem.“

Beatrice Fihn nahm für die von ihr vertretene Organisation im Dezember 2017 in Oslo den Friedensnobelpreis entgegen. ICAN ist ein internationales Bündnis, hinter dem rund 500 Einzelorganisationen in mehr als 100 Ländern stehen. Der größte Erfolg war die 2017 gegen den Willen der Atommächte durchgesetzte Konferenz, an der 135 Staaten teilnahmen. Hier wurde ein Vertrag verhandelt, der Atomwaffen verbietet und inzwischen von 50 Staaten unterschrieben wurde. Deutschland gehört wie die meisten NATO-Staaten und die neun Atommächte nicht dazu. Ein Fehler, wie Fihn meint. In Deutschland, genauer gesagt im rund 160 Kilometer von Mönchengladbach entfernten Büchel in der Eifel, lagern nicht nur Atomwaffen. „Unter dem Befehl von Donald Trump“, wie Fihn hinzufügt. Deutschland wäre auch wie schon im Kalten Krieg mögliches Schlachtfeld, wenn es nach der Kündigung der Verträge durch die USA und Russland wieder zu einem atomaren Wettrüsten mit ungewissem Ausgang kommt. Nuklearwaffen dienten zur Vernichtung von Städten, betont die schwedische Juristin. „Bei einem Nuklearschlag, der Mönchengladbach träfe, gäbe es innerhalb der ersten Minuten 75.000 Tote.“ Und hunderttausende von Verletzten in der Region. Humanitäre Hilfe sei dann nicht möglich. „Wer leidet, leidet allein.“ Deshalb fordert die Vertreterin der Nobelpreis-Organisation die Stadt Mönchengladbach auf, sich den Resolutionen anzuschließen, die von anderen deutschen Städten wie München, Hannover oder Dortmund bereits verabschiedet wurden und die die Abschaffung von Atomwaffen fordern.

ICAN geht es darum, in der Öffentlichkeit Druck aufzubauen, um Regierungen zum Handeln zu bewegen und es unrentabel zu machen, in Atomwaffen zu investieren. Große Pensionsfonds haben ihre Gelder schon zurückgezogen. „Die Deutsche Bank hat auch reagiert, bei der Commerzbank warten wir noch auf die Umsetzung des Versprechens“, sagt Fihn. Das Mönchengladbacher Publikum feiert die ICAN-Generalsekretärin am Ende der Veranstaltung, für die Martina Schäckel von der Kanzlei Dr. Backes + Partner die Schirmherrschaft übernommen hatte, für ihren inspirierenden Vortrag, der aufzeigt, dass und wie Veränderung möglich ist.

 Vormittags hatte Fihn einen Vortrag vor Schülern und Studenten gehalten. Sie sagt, dass junge Leute immer die richtigen Fragen stellen.

Vormittags hatte Fihn einen Vortrag vor Schülern und Studenten gehalten. Sie sagt, dass junge Leute immer die richtigen Fragen stellen.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Am Vormittag hatte Beatrice Fihn bereits vor Schülern und Studierenden gesprochen. „Die jungen Leute stellen immer die richtigen Fragen“, sagt sie hinterher. Erreicht das Thema Atomwaffen die Jugend, die sich gerade beim Thema Klimawandel engagiert? Ja, sagt Fihn. „Das sind Zwillingsthemen, beide mit unsichtbarer Bedrohung verbunden.“ Aber für das Thema Atomwaffen sei die Lösung viel einfacher.

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