Autonomes Frauenhaus Rheydt Ein Schutzraum für Frauen vor Gewalt

Rheydt · Das autonome Frauenhaus Rheydt feiert sein 40-jähriges Bestehen mit einem Benefizkonzert und einer Ausstellung.

 Die Fotografin Brigitte Kraemer setzt mit ihren Bildern mit dem Leben im Frauenhaus auseinander. Ihre Fotos werden in einer Ausstellung gezeigt.

Die Fotografin Brigitte Kraemer setzt mit ihren Bildern mit dem Leben im Frauenhaus auseinander. Ihre Fotos werden in einer Ausstellung gezeigt.

Foto: Frauenhaus Rheydt

Eine Auslastung von 98 Prozent wäre für viele Einrichtungen ein Grund zum Jubeln. Für das autonome Frauenhaus in Rheydt bedeutet eine solche Quote vor allem, dass es auch 40 Jahre nach seiner Gründung – nach vielen gesellschaftlichen Debatten über Gleichberechtigung, Rollenbilder und häusliche Gewalt – immer noch eine erschreckend hohe Zahl von Frauen gibt, die Schutz vor physischer, psychischer oder sexualisierter Gewalt suchen müssen. Von 1978 bis heute wohnten 2701 Frauen und 2855 Kinder im Frauenhaus Rheydt. Gäbe es mehr Plätze, könnten es noch viel mehr sein. Allein 2018 mussten 101 Anfragen wegen Vollbelegung abgelehnt werden.

Im Frauenhaus finden Frauen Schutz vor einem Partner, der sie misshandelt. Die Gewalt kann unterschiedlichste Formen annehmen. „Gewalt zeigt sich nicht nur durch blaue Flecke“, sagt Angela Alper, seit zwanzig Jahren Mitarbeiterin im Frauenhaus. „Wenn ein Mann seine Frau einschließt, das Handy kontrolliert oder mit Schlägen droht, ist das ebenso Gewalt.“ Oft entsteht Gewalt durch ein sich entwickelndes Ungleichgewicht zwischen den Partnern. Wenn die Frau beispielsweise nach der Geburt der Kinder zu Hause bleibt und so wirtschaftlich abhängig wird. Oder wenn die Frau sich weiterentwickeln und verändern will und der Mann das nicht akzeptieren kann. „Letztendlich ist Gewalt Ohnmacht“, sagt die Sozialarbeiterin.

Frauen, die den Weg ins Frauenhaus finden, können sich sicher fühlen. „Der Schutz und die Anonymität der Frauen sind unsere oberste Prämisse“, unterstreicht Alper. „Und wir ergreifen Partei für die Frauen.“ Sie können im Frauenhaus wohnen, das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen suchen und auch Unterstützung und Begleitung bei Behördengängen oder Besuchen beim Arzt, Rechtsanwalt oder im Krankenhaus in Anspruch nehmen. „Wir gehen auch mit zum Jobcenter oder begleiten bei Gerichtsterminen“, zählt die Frauenhaus-Mitarbeiterin auf. „Die Frauen können entscheiden, wie viel sie von sich erzählen und welche Unterstützung sie brauchen.“ Weil aber die Anonymität einen so hohen Stellenwert in der Arbeit des autonomen Frauenhauses hat und möglichst keine Außenstehenden in das Haus kommen sollen, steht seit September letzten Jahres eine weitere Wohnung bereit, in der Kontakte zwischen den Frauen und dem Jugendamt, Gutachtern oder Verfahrenspflegern stattfinden können. Hier tagen auch die Arbeitskreise, finden Teamsitzungen statt, ist Platz für Yoga-Angebote und eine Möglichkeit für Mütter, ihre Kinder zu treffen, falls diese noch beim Vater leben. Außerdem steht noch ein Büroraum zur Verfügung. „Als autonomes Frauenhaus müssen wir unsere gesamte Verwaltung selbst machen, auch dafür brauchen wir Platz“, sagt Alper.

Der Lions Club Mönchengladbach St. Vitus hat die Hälfte der Miete der Wohnung übernommen und auch noch ein Benefizkonzert des Chorensembles Stimmlich am 31. März 2019 in der Rheydter Hauptkirche organisiert. Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Rheydt freut´s. „Wir müssen jährlich zwischen 15.000 und 20.000 Euro Spenden für unsere Arbeit einwerben“, sagt Angela Alper. Die restlichen Mittel kommen vom Land NRW und der Stadt Mönchengladbach.

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des autonomen Frauenhauses Rheydt ist auch eine Fotoausstellung in Vorbereitung. Die Fotografin Brigitte Kraemer setzt sich darin mit dem Leben im Frauenhaus auseinander.

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