Corona-Krise Therapeuten gehen die Patienten aus

Mönchengladbach · Physiotheraputen, Ergotherapeuten und anderen Heilmittelerbringer sind systemrelevant und halten ihre Praxen offen. Doch weil nur noch wenige Patienten kommen, drohen hohe Umsatzeinbußen.

 Nicht nur Physiotherapeuten wie Jens Weber und Anne Prinzen haben Schwierigkeiten in der Corona-Krise.

Nicht nur Physiotherapeuten wie Jens Weber und Anne Prinzen haben Schwierigkeiten in der Corona-Krise.

Foto: Andreas Gruhn

Die Liste im Terminbuch von Jens Weber und Anne Prinzen ist lang. Die Liste der abgesagten Termine. Die beiden Physiotherapeuten, die eine Praxis am Bunten Garten betreiben, haben seit vergangenem Montag viel Zeit. Denn seit der Kontaktsperre hat ein Patient nach dem anderen seine Behandlungstermine abgesagt. Und neue kommen schon seit einiger Zeit nicht mehr hinzu. „Normalerweise haben wir jede Woche zwei bis drei neue Operationspatienten. Weil aber aufschiebbare Operationen abgesagt worden sind, fehlen die auch“, sagt Jens Weber. Und so kommt es: Die Physiotherapeuten haben kaum etwas zu tun, sind aber systemrelevant und halten deshalb ihre Praxis geöffnet. Und die Kosten laufen ohnehin weiter.

Das Problem haben sie mit vielen ihrer Berufskollegen gemein. Ebenso wie Ergotherapeuten und anderen Heilmittelerbringer sind sie medizinisch notwendig, nur kommt nach der durch die Corona-Krise ausgerufenen Kontaktsperre kaum mehr ein Patient in die Praxen und Behandlungsräume. „Massive Absagen von verunsicherten Patienten führen zu deutlichen Umsatzeinbußen, so dass bereits in fast jeder Praxis Kurzarbeit angemeldet werden musste und dennoch keine klärende Absicherung in Sicht ist“, schimpft Jutta Junker, die in Winkeln eine Praxis für unter anderem Ergotherapie betreibt. Der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) erwartet Umsatzrückgänge von 60 bis 90 Prozent in den Praxen und damit ein Praxissterben. Physiotherapeut Axel Richter hatte allein am Montag 28 Absagen: „Für uns gibt es keinen Rettungsschirm, wir sind völlig auf uns allein gestellt.“

Der Verband fordert Hilfszahlungen der Krankenkassen, die von den ausfallenden Therapien profitieren: Sie müssen nichts bezahlen. Und Jens Weber mahnt auch Patienten, die jetzt Behandlungen aufschieben, vor Rückfällen: „Wer ein Rezept hat, für den ist eine Behandlung medizinisch notwendig. Und wer therapiebedürftig ist, sollte jetzt weitermachen, sonst drohen Folgeschäden.“

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