Mönchengladbach Borussen verwandeln Sitzung in Nordkurve

Mönchengladbach · Das Kunstwerk in Wickrath schwofte, schunkelte und rockte bei Borussias Prunksitzung gemeinsam mit den "Bläck Fööss".

 Stephan Schippers, Borussia-Geschäftsführer, als Pirat und Rainer Bonhof, Vize-Präsident, als Schotte.

Stephan Schippers, Borussia-Geschäftsführer, als Pirat und Rainer Bonhof, Vize-Präsident, als Schotte.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Der Elferrat trug die 12. Wie Günter Netzer 1973, als er von der Bank kam und gegen den Effzee aus Köln ein kurioses Tor schoss, das Borussia zum Pokalsieger machte. Doch die 12, die der Elferrat im Wickrather Kunstwerk auf seine Gladbach-Trikots hatte drucken lassen, hatte mit dieser Geschichte nichts zu tun.

 Norbert Bude und Barbara Gersmann.

Norbert Bude und Barbara Gersmann.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Borussia machte mit ihrer Prunksitzung am Sonntag ganz einfach das Dutzend voll. Borussias Abteilung Sport würde es Kontinuität nennen. Für Karnevalisten ist es eher 11 plus 1. Doch eines ist für alle gleich: Karneval ist gut gegen schlechte Laune. Weswegen sich die Borussen auch nicht die Stimmung vermiesen ließen vom 0:2 gegen die Bayern. Die 1100 Jecken, die zur Sitzung kamen, waren in Feierlaune und bei der Kostümauswahl mindestens so kreativ wie Borussias Fußball unter Lucien Favre.

 Chefs unter sich: Rolf Königs (Borussia-Präsident mit Mikro) und Bernd Gothe (MKV-Boss, l. neben Königs) umrahmt von der Gladbacher und Rheydter Prinzengarde.

Chefs unter sich: Rolf Königs (Borussia-Präsident mit Mikro) und Bernd Gothe (MKV-Boss, l. neben Königs) umrahmt von der Gladbacher und Rheydter Prinzengarde.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Borussia-Profis verpassten Lob aus Köln

Und für fünfeinhalb Stunden Frohsinn, da dürfen dann auch Kölner kommen — und zwar die karnevalistische Creme des Karnevals. Die war aber erst mal voller Demut, des Fußballs wegen. Guido Cantz, im Effzee-Rot gekommen, gestand: "Fußballerisch seid ihr uns ja weit voraus." Ein Lob, das die Borussen-Profis verpassten: Sie waren nicht da.

Gleichwohl machte der eine oder andere Doppelgänger aus. So schaute einer der wilden Trompeter von Querbeat ein wenig aus wie Stürmer Max Kruse, da war sich mancher sicher. Cantz und seine Redner-Kollegen Martin und Fritz Schopps, der besser als "de Rumpelstilzche" bekannt ist, machten einen guten Job.

Allerdings haben sie wohl alle im selben Themenpool gefischt: Die Scherze über die Satzverluste des Boris Becker und die Eheferien des Monsieur Hollande gab es zuweilen wortgleich und dreifach zu hören. Da war Cantz im Vorteil, denn er war der Erste. Was an Karnevalsmusik aus Köln kam, war uneingeschränkt top: Ekstasen und Gladbacher Möwen gab es zuhauf. Das Kunstwerk schwofte, schunkelte und rockte. Querbeat war der bunt-dröhnende Farbtupfer und bekam zurecht die erste "Möwe" des Abends. De Räuber und die Micky-Brühl-Band waren das klangvolle Aufwärmprogramm. Und dann kamen die Bläck Fööss.

Bläck Fööss und ein bisschen Nordkurve

Von denen gab es nicht nur ihre Klassiker zu hören, sondern auch einen besonderen Gruß an Borussias Vizepräsident Rainer Bonhof, der ja auch mal für den Effzee spielte. Weswegen ihm die Kölner Karnevalssongs gut von den Lippen gehen: "Ich habe gesehen, du hast alles mitgesungen!", rief Kafi Biermann Bonhof zu. Dann kamen nach der artistischen Luftflotte noch die Rabaue, die als traditionell letzter Akt des Borussen-Karnevals den Beatles-Song "Hey Jude" zum Rausschmeißer erkoren.

Doch der emotional-sentimentale Höhepunkt des musikalischen Programms war, Verzeihung an alle Jecken, als kurz vor der Programmpause die "Elf vom Niederhein" und "Die Seele brennt" gesungen wurde. Ein bisschen Nordkurve im Kunstwerk — wo auf dem großen Bühnenbild die Borussen-Raute wie ein Fixstern über der närrischen Gemeinde schwebte. Karnevalsboss Bernd Gothe, Schützenchef Horst Thoren und Borussias Präsident Rolf Königs haben eine gelungene Union der Brauchtümer in der Stadt geschmiedet.

Das Gladbacher Prinzenpaar war begeistert ob der Zusammenkunft ihrer beiden Hobbys: Karneval und Borussia. "Unbeschreiblich, das lässt sich nicht toppen", erklärte Prinzessin Andrea ihre Gefühlslage. "Borussia hat uns in der Hinrunde strahlen lassen" — und nun tat sie es auch im Kunstwerk, getreu des Sitzungsmottos: "Borussia — unsere Perle vom Niederrhein".

(RP)
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