Mettmann Straffällige Jugendliche arbeiten fürs Gemeinwohl

Mettmann · Der Verein „neue Wege“ hat ein Sozialisierungsprojekt in Mettmann mit gemeinnützigen Arbeiten gestartet.

 Manfred Cserni, Jugendgerichtshelfer in Mettmann, arbeitet mit Jugendlichen.

Manfred Cserni, Jugendgerichtshelfer in Mettmann, arbeitet mit Jugendlichen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Zwölf Jugendliche aus dem Kreis Mettmann verschönern und renovieren derzeit das Umfeld der Grundschule Herrenhauser Straße in Mettmann. Das Besondere: Alle sind mit dem Gesetz in Konflikt gekommen und von der Staatsanwaltschaft und vom Jugendgericht zu Arbeitsstunden „verdonnert“ worden. Sie müssen 30 Stunden an vier Tagen ableisten.

Der Verein „Neue Wege“, der sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmert, hat sein mittlerweile elftes Sozialisierungsprojekt gestartet. „Wir waren schon einmal an der Grundschule Herrenhaus im Einsatz“, berichtet Richard Stark aus Wülfrath, der als Jugendgerichtshelfer in der Kalkstadt tätig ist. Damals haben die Jugendlichen eine triste Wand mit Graffiti verschönert. In  dieser Woche streichen sie Holzbänke und Blumenkübel, schleifen Geländer ab und jäten Unkraut.  „Die Jugendlichen sollen handwerkliche Leistungen erbringen und vor allem Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit, Pünktlichkeit und soziale Kooperationsfähigkeit erlernen“, sagt Manfred Cserni, der wie sein Kollege Stark Jugendgerichtshelfer ist, allerdings in Mettmann. Die Organisatoren hatten eigentlich mit 16 Jugendlichen gerechnet, doch vier sind nicht erschienen. Sie müssen mit Konsequenzen rechnen, es droht ihnen Beugearrest.

Gerade ist Mittagspause.  S. bekennt sich freimütig zu seinen Verfehlungen: Handy abgezockt, Raub auf öffentlichen Straßen, Einbruch, Beamtenbeleidigung und Tabak geklaut. „Die Bestrafung, also der Arbeitseinsatz, ist nicht so schlimm.“ Er möchte eine Lehre als Maler und Lackierer beginnen, sagt er. B. zählt ebenfalls sein „Sündenregister“ auf: Beleidigung, gefährliche Körperverletzung. Er war mehrfach vor Gericht. „Ich mache das hier nicht gerne, aber ich mache das.“ Er habe sich geändert und  sei auf einem besseren Weg. C. ist mehrfache Schwarzfahrerin. Sie musste zur Schule kommen, das Geld für eine Bahn- und Busfahrt hatte sie nicht. Jetzt besitzt sie ein Schokoticket, das die Schule bezahlt.  Sie büßt quasi mit ihrer jetzigen Arbeit ihre Schwarzfahrten ab und freut sich über eine Ausbildungsstelle. Die Teilnehmer sind unterschiedlich strafrechtlich aufgefallen und kommen aus  Mettmann, Erkrath, Heiligenhaus, Wülfrath und Haan.

Ob sich die Zahl der jugendlichen Straftäter insgesamt erhöht hat, fragen wir Manfred Cserni. „In Mettmann und in Wülfrath haben die Delikte zugenommen. Aber das liegt auch an einzelnen Intensivtätern, die für eine ganze Anzahl an taten in Frage kommen.“ Seit einer der Haupttäter in Haft genommen sei,  ist es ruhiger geworden. Und: Die meisten Jugendlichen werden nach einer Strafe nicht mehr rückfällig.

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