Volkshochschule Meerbusch Eine Broschüre voller Erinnerungen

Meerbusch · 24 Teilnehmer der Jahrgänge 1924 bis 1962 haben beim Schreibprojekt der Volkshochschule Meerbusch ihre Kindheits- und Jugenderlebnisse detailliert aufgeschrieben. Eine Sammlung der Schriften ist ab Juli erhältlich.

 VHS-Leiterin Beatrice Delassalle-Wischert (v.l.) und Illustratorin Barbara Wylon stellen die 70-seitige Broschüre zum Schreibprojekt zusammen.

VHS-Leiterin Beatrice Delassalle-Wischert (v.l.) und Illustratorin Barbara Wylon stellen die 70-seitige Broschüre zum Schreibprojekt zusammen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

24 Autoren mit 51 Text-Beiträgen und ganz unterschiedlichen Einblicken in bewahrte Erinnerungen aus der Kindheit, Jugendzeit oder grundsätzlich der Vergangenheit sind ein Resultat, das Beatrice Delassalle-Wischert „mehr als zufrieden“ macht. Die Leiterin der VHS Meerbusch hatte Anfang Mai zu einem Schreibprojekt aufgerufen. Mitten in der Corona-Krise lautete die Erklärung: „Gerade in Zeiten, in denen die Einschränkungen des gewohnten Lebens uns alle überrollen und zum Teil hart treffen, wollten wir insbesondere ältere Meerbuscherinnen und Meerbuscher anregen, sich an dem Schreibprojekt ‚Erinnerungen bewahren – Als weniger mehr war‘ zu beteiligen.“ Dass sich damit auch Leser der Rheinischen Post in Krefeld, Willich und Düsseldorf angesprochen fühlten, sieht sie als zusätzlichen Erfolg: „Ich bedanke mich bei allen, die mitgemacht haben. Mit einem so engagierten Zuspruch hätte ich nicht gerechnet.“

Delassalle-Wischert freut auch, dass die VHS – zum Organisationsteam gehören Rita Blick und Clara Schlicklin – nicht anonym im Hintergrund blieb, sondern Kontakt zu den Einsendern hatte. So wurde schnell deutlich, dass die Vorschriften rund um die Pandemie parallel zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren vor allem Menschen angesprochen haben, die Kriegs- und Nachkriegszeit noch bewusst miterlebt haben. Viele Details sind im Gedächtnis geblieben, die meisten der Schilderungen berühren sehr. Unter anderem geht es bei Gudrun Broock um „Kostbare Geschenke zu jener Zeit“ und damit um 500 Gramm Weißbrot zum Geburtstag, bei Eri Krippner um ein Spielzeugauto, das sie an Weihnachten von ihrem großen Bruder geschenkt bekam, der später als Soldat im Krieg fiel oder die Erinnerung von Gisela Höffmann, dass ein „sachlicher Viehzähler“ regelmäßig überprüfte, ob die Familien in Büderich nicht irgendwo Tiere versteckt hält, um die „sparsame Ernährung“ aufzubessern.

Viele der sich Erinnernden aus den Jahrgängen 1924 bis 1962 haben ihre Eindrücke handschriftlich aufgeschrieben. Nach der aufwendigen Erfassung stellt Delassalle-Wischert fest: „Allein das Inhaltsverzeichnis liest sich mehr als spannend.“ Auch deshalb werden die Beiträge der 24 Teilnehmer in einer rund 70-seitigen Broschüre zusammengefasst. Die Künstlerin Barbara Wylon wird die Erinnerungen mit „Aquarellen in leichter Technik“ illustrieren: „Nach dem Lesen der Geschichten habe ich einen Plan erstellt und einige der Autoren gebeten, mir Fotos oder Zeichnungen zur Verfügung zu stellen.“ Die restlichen Erzählungen wird sie mit künstlerischen Darstellungen unterstreichen. Delassalle-Wischert freut sich ebenfalls über den Dank, den viele der Teilnehmer des Projekts ausgesprochen haben: „So bekamen sie Gelegenheit, darauf aufmerksam zu machen, dass sie weitaus größere Entbehrungen und Einschränkungen erlebt haben, als die, die rund um COVID-19 gelten.“

Die Broschüre in einer Auflage von 300 Stück wird Mitte Juli fertig sein. Jeder Projektteilnehmer erhält ein kostenloses Exemplar; die anderen werden kostenlos an interessierte Personen abgegeben. „Ich möchte auch jüngere Menschen ansprechen, womöglich in einen generationsübergreifenden Dialog zu treten“, so die VHS-Leiterin. Wer an der Broschüre interessiert ist, kann sich melden unter volkshochschule@meerbusch.de oder 02159 916500. Außerdem wird die RP-Redaktion hier in loser Reihenfolge einige der teilnehmenden Meerbuscherinnen und Meerbuscher mit ihren Erlebnissen vorstellen.

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