Lesung „Lesung gegen Rechts“ im JuCa

Meerbusch · Der vielfach ausgezeichnete Kinder- und Jugendbuchautor Christian Linker hat mit seiner Lesung ein Zeichen gegen Rechts gesetzt.

 Christian Linker bei der Lesung seines Werkes „Der Schuss“.

Christian Linker bei der Lesung seines Werkes „Der Schuss“.

Foto: Kafaii/Nina Kafaii

Eine lebhafte Diskussion, die zum Nachdenken anregte, gab es bei der Lesung des mehrfach ausgezeichneten Kinder- und Jugendbuchautors Christian Linker im JuCa/Halle 9 in Osterath. Organisiert hatte die Lesung die Initiative „Meerbusch gegen Rechts – für mehr Toleranz und Weltoffenheit“ und die Organisation „Wir sind mehr – Aufstehen gegen Rechts“.

Der Leverkusener Autor las aus seinem Buch „Der Schuss“ vor. Darin geht es um einen jungen Mann aus der rechten Szene, der ermordet wird. Am gleichen Ort wird ein investigativer Journalist schwer verletzt. Protagonist Robin rettet das eine Opfer, kennt den Mörder, ist aber selber auf Bewährung wegen Dealerei und möchte unter keinen Umständen in irgendetwas hineingezogen werden. Doch er gerät immer tiefer in die Geschichte hinein, bis er sich nicht mehr entziehen kann und will.

Im Kapitel „Nacht“, das Linker unter anderem präsentierte, bekommt Robin von dem verwundeten Journalisten einen USB-Stick überreicht, der brisante Informationen zu enthalten scheint. Dieser verschwindet im Laufe der Geschichte und könnte somit für Fred Koschinsky, einen erfolgreichen Geschäfsmann und Mitglied der fiktiven rechten Partei „DAF“, imageschädigend sein.

Nachdem „Der Schuss“ erschienen war, so erzählte Christian Linker später, fühlte sich die Alternative für Deutschland (AfD) angesprochen und reagierte verstimmt auf sein Werk. Auf der sächsischen Landesverbandseite der AfD sei sogar vor der „Gehirnwäsche“ durch dieses Buch gewarnt worden, erzählte er weiter.

„Rechts ist nicht monokausal“, betonte der Autor in der anschließenden Diskussion, an der sich die Zuhörer intensiv beteiligten. Es wurden Erfahrungen über Begegnungen mit „Rechts“, Sorgen und Erklärungsansätze für das Aufkommen rechter Gesinnung ausgetauscht. Auch Christian Linker fürchtete zunächst negative Reaktionen, sei aber bisher davon verschont geblieben.

„Wir haben alle einen Rassisten in uns“, sagte der 43-jährige Autor, der nach seinem Theologiestudium für die katholische Kirche und die Jugendpolitik arbeitete. Er erzählte, dass er für „Der Schuss“ kaum recherchiert habe. Die authentischen Kommentare in öffentlichen Netzwerken hätten dies überflüssig gemacht. Er machte deutlich, wie ähnlich sich extreme Strömungen häufig sein können. Es gehe dabei häufig um eine „toxische Männlichkeit“ und damit verbunden eine bestimmte Auffassung von „Ehre“ und „Identität“. „Der Schuss“ sei für ihn eine „Erkundung der eigenen dunklen Winkel“ gewesen, so Christian Linkers Fazit.

Das Werk und die anschließende Autorenbegegnung stießen auf reges Interesse beim Publikum, darunter beispielsweise Vertreter der Diakonie Meerbusch-Pappkarton, der Stadtverwaltung Meerbusch sowie der Integrationsrat. Hans Günter Focken, Organisator und Sprecher von „Meerbusch gegen Rechts“ beendete den Abend mit den Worten: „Wir sind wirklich mehr“.

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