Stadtrundgang durch Leverkusen-Rheindorf In Rheindorf ist viel Historisches erhalten

Leverkusen · Das älteste Fachwerkhaus Rheindorfs wurde 1656 errichtet. Der Grundschullehrer war zugleich Küster und Organist, berichtet Stadtführer Walter Montkowski.

 Walter Montkowski (74) führt auf einem Stadtrundgang durchs Oberdorf in Rheindorf-Süd. Er wohnt seit 1972 in Rheindorf und ist Mitglied der Stadtgeschichtlichen Vereinigung.

Walter Montkowski (74) führt auf einem Stadtrundgang durchs Oberdorf in Rheindorf-Süd. Er wohnt seit 1972 in Rheindorf und ist Mitglied der Stadtgeschichtlichen Vereinigung.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Der Stadtteil Rheindorf ist im Grunde zweigeteilt. Während Rheindorf-Nord als ein „mit seinen siedlungs- und sozialstrukturellen Indikatoren benachteiligter Standort“ gilt, wie die Studie „Soziale Stadt Rheindorf“ beschreibt, ist die Welt in Rheindorf-Süd weitgehend in Ordnung. Dort, im so genannten Oberdorf, schauen wir uns heute um, weil noch vieles aus der alten Zeit erhalten ist. Zum Beispiel das 1720 von Laurenz Adolphs erbaute Haus, die heutige „Villa Knöterich“.

Adolphs hatte einst als Marktschiffer das Recht, Industriewaren aus dem Herzogtum Berg zu verfrachten. Möglich, dass er die Waren verzollen musste. Der Weg zum Zollhaus gegenüber in die Unterstraße war kurz. Seit 1377 gehörte Rheindorf zu einer der ältesten Zollstationen in der Region. Mag das denkmalgeschützte Gebäude von außen auch nicht ganz so hübsch aussehen, so hat es Besitzer Michael Oelke im Inneren doch hübsch renovieren lassen.

Lange vor ihm wohnte Johann-Heinrich Wirtz darin, der letzte Rheindorfer Gemeindevorsteher. Bis 1929 hat er vieles bewirkt. Beispielsweise ließ er den Deich sowie eine Brücke von Rheindorf nach Bürrig bauen und die Wupper regulieren. „Unter seiner Ägide erhielt Rheindorf – das bis dahin von Hitdorf mitverwaltet wurde - eine gewisse Selbstständigkeit“, berichtet Walter Montkowski. Und: „Wirtz führte die Verhandlungen, um Rheindorf mit Wiesdorf, Bürrig, Küppersteg und Schlebusch 1930 zur Stadt Leverkusen zu vereinigen.“

Die Unterstraße soll die älteste Straße des Stadtteils sein, erhielt ihren Namen vermutlich wegen der Tieflage. Bei Hochwasser wird sie regelmäßig überschwemmt. Von der Pracht der einstigen Burg Rheindorf – dem heutigen Haus Rheindorf – an der Burgstraße ist nicht mehr viel übriggeblieben. Erhalten sind noch das restaurierte Nebengebäude, die Umfassungsmauern mit dem Hoftor sowie die Reste der ehemaligen Hofzugänge. Die Burg stammt aus dem elften Jahrhundert und diente einer Reihe von Adelsgeschlechtern als Rittersitz. Im 13. Jahrhundert residierten dort die Grafen von Berg. Die Burgruine wurde Ende der 1950er Jahre abgerissen.

Der Bergerhof, das Backsteinhaus mit den grünen Fensterläden seitlich der Kirche, diente ab 1784 als Haupthaus des Altenberger Hofes. Bis zur Säkularisation gab es dort eine Tuchhandlung, später wurde es Gaststätte und Gründungslokal zahlreicher örtlicher Vereine. Heute ist es im Eigentum der in Rheindorf ansässigen Firma Denso GmbH.

Das weltweit agierende Familienunternehmen verlegte seinen Sitz 1950 aus Hamburg nach Leverkusen. An der Felderstraße werden mittlerweile Produkte für Korrosionsschutz, unter anderen von Pipelines, sowie für Straßen-, Gleis- und Ingenieurbau entwickelt, produziert und vertrieben. Das Wort Denso leitet sich aus dem Lateinischen ab und steht für „dicht machen“. 2012 wurden die Geschäftsführer Max Wedekind und Thomas Kaiser als Leverkusener Unternehmer des Jahres ausgezeichnet.

Im heutigen Denso-Lager war die erste Rheindorfer Grundschule untergebracht. Sie wurde 1830 erst mit nur einem Raum erbaut, die Kinder wurden einst von Lehrer Ziskoven unterrichtet. Montkowski fand Unterlagen im Stadtarchiv, wonach ein Lehrer im Jahr 1770 Folgendes können musste: Katechismus, Deutsch, Latein, Buchstabieren, Lesen, Schreiben, Rechnen und Chorgesang. Das Fachwerkhaus des ehemaligen Lehrers, der zeitgleich Küster und Organist war, steht in der Felderstraße. Montkowski: „Nach Ziskoven haben drei Generationen der Familie Lütgenau ebenfalls dort unterrichtet, ein Mitglied ließ die neue Grundschule an der Burgstraße errichten.“

 Der Kern des Wehrturms von St. Aldegundis stammt aus dem 12. Jahrhundert, Inneneinrichtung und Kirchenschiff wurden um 1784 errichtet.

Der Kern des Wehrturms von St. Aldegundis stammt aus dem 12. Jahrhundert, Inneneinrichtung und Kirchenschiff wurden um 1784 errichtet.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)
 In diesem Fachwerkhaus wohnte einst der Grundschullehrer Ziskoven.

In diesem Fachwerkhaus wohnte einst der Grundschullehrer Ziskoven.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Das älteste Fachwerkhaus aus dem Jahr 1656 steht am Burgweg. In den schwarzen Fachwerkbalken ist auf weißer Schrift zu lesen: „Disz Haus steht in Gottes Hant, er beware es for Feuer und Brant. Johann Scholl ist der Bauherr genannt.“ Weitere Infos enthält das Buch „Leverkusen-Rheindorf in alten Fotografien“ von Wilfried Longerich.

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