Handball, Frauen-Bundesliga Elfen ernten viel Lob, aber keine Punkte

Leverkusen · Die Bundesliga-Handballerinnen des TSV Bayer Leverkusen sind für den Tabellenzweiten bis zur Halbzeit ein Gegner auf Augenhöhe, doch dann schleichen sich zu viele Fehler ins Spiel des Teams von Trainer Johan Petersson ein.

Leverkusens Mareike Thomaier (Mittte) wird von zwei Gegenspielerinnen in die Zange genommen.

Leverkusens Mareike Thomaier (Mittte) wird von zwei Gegenspielerinnen in die Zange genommen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Vor ihrer bislang größten Kulisse in dieser Spielzeit gaben die Bundesliga-Handballerinnen des TSV Bayer noch einmal alles. Zum Sieg reichte es zwar nicht beim 27:33 (17:17) gegen den Tabellenzweiten Thüringer HC. Aber etwas mehr als eine Halbzeit lang lieferten die Elfen dem großen Favoriten und Europapokal-Teilnehmer vor 912 Zuschauern in der Ostermann-Arena ein Duell auf Augenhöhe – und bewiesen eindrucksvoll, dass ihre Moral durch die unglückliche Niederlage in Blomberg keinen Schaden erlitten hat.

Das war ganz nach dem Geschmack der Leverkusener Fans und beunruhigte Gäste-Coach Herbert Müller. Der bekannte nach der Partie: „Im ersten Durchgang haben wir in der Abwehr keinen Zugriff gefunden. Als dann auch noch unsere beiden Spielerinnen im Innenblock nach 15 Minuten schon je zweimal zwei Minuten bekommen haben, hat uns das etwas verunsichert.“ Die Elfen ließen den Favoriten vor dem Seitenwechsel nie davonziehen, kamen nach Rückstand 11:14, 14:7) wieder heran und führten zwischenzeitlich auch selbst (4:3, 8:6). Entsprechend zufrieden war Trainer Johan Petersson mit dem Auftritt der Elfen. Er konnte anders als in Blomberg, wo er wegen einer Erkrankung fehlte, diesmal wieder an der Seitenlinie stehen. „Wir haben es in der ersten Halbzeit wirklich gut gemacht. Thüringen ist eine Topmannschaft, die ein unheimlich hohes Tempo gehen kann“, betonte er.

Die Qualität des Gegners setzte sich nach der Pause schließlich durch – und das deutete sich schon kurz nach Wiederanpfiff an, als sich Ungenauigkeiten ins Angriffsspiel der Elfen einschlichen. „Wir haben die zweite Hälfte mit zu vielen Fehlwürfen begonnen. Und dann ist uns immer mehr die Kraft ausgegangen“, analysierte Petersson. Das sei aber kein Wunder im zweiten Spiel binnen vier Tagen, zumal gegen einen Gegner, der diesen Rhythmus durch den Europapokal gewohnt ist.

Zum Abschluss gab es für die couragierte Vorstellung – wie schon in Blomberg – Anerkennung durch den Sieger. „Es war ein ganz, ganz schweres Auswärtsspiel. Aber das hat mich nicht überrascht. Ich wusste, dass uns dieser Gegner mit seinem dynamischen Handball richtig fordern wird“, sagte Müller. Fast wortgleich mit Blombergs Coach Steffen Birkner wenige Tage zuvor betonte er: „Es macht Spaß, dieser jungen Mannschaft zuzusehen.“

Kontinuierlich Lob vom Gegner zu erhalten, ist zwar nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen. Aber nach dem Jahreswechsel möchten sich die Schützlinge von Johan Petersson nun gerne in einer anderen Währung für ihre Leistungen belohnen: Punkte. Die sind auch dringend nötig, um den Vorsprung zum Tabellenkeller auszubauen. Derzeit trennen den TSV Bayer auf Platz zehn und den Vorletzten Sachsen Zwickau nur vier Zähler.

Bis zum schwierigen Nachbarschaftsduell gegen Borussia Dortmund am 1. Februar in der Ostermann-Arena müssen die Leverkusenerinnen zu Beginn von 2023 zunächst zweimal auswärts antreten. Am Samstag geht es zur Sport-Union Neckarsulm und eine Woche darauf zum SV Union Halle-Neustadt. Dass die erste dieser Partien zum „Spiel der Woche“ erklärt wurde, das vom Streamingportal Sportdeutschland TV mit besonderem Aufwand produziert wird, dürfte wohl kein Zufall sein. Verdient haben die Elfen dieses Privileg mit ihren begeisternden Auftritten zum Jahresabschluss allemal.

Und vielleicht findet ja sogar Thürngens Coach Müller Zeit, reinzuschauen – nach dem Spiel seines Teams in der European League gegen Paris am Samstag.

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