Giants-Ikone Achim Kuczmann im Interview „Ich habe nie darüber nachgedacht, den Klub zu verlassen“

Der langjährige Giants-Trainer spricht über Trainings mit Dirk Nowitzki, seine größten Erfolge und weshalb er sich nun aufs Zuschauerdasein freut.

 Mannschaft und Trainerteam der Giants verabschiedeten Achim Kuczmann (untere Reihe, 2. v.r.) mit „Einheitsbart“ in den Ruhestand.

Mannschaft und Trainerteam der Giants verabschiedeten Achim Kuczmann (untere Reihe, 2. v.r.) mit „Einheitsbart“ in den Ruhestand.

Foto: imago images/Beautiful Sports/BEAUTIFUL SPORTS/Mueller-Laschet via www.imago-images.de

Herr Kuczmann, Sie haben für den Leverkusener Basketball gelebt. Vorige Woche Donnerstag sind sie mit 65 Jahren in Rente gegangen. Können Sie das schon begreifen?

Kuczmann Ich habe mich darauf vorbereitet, indem ich bereits vor einem Jahr den Trainerposten an Hansi Gnad abgegeben habe. So fiel der Schritt jetzt leichter, und ich konnte mich darauf konzentrieren, meinen Nachfolger als Geschäftsführer, Henrik Fronda, einzuarbeiten. Da sind noch ein paar Fragen offen, so dass ich ab und an noch aushelfe. Es ist also auch kein abrupter Abschied.

Was machen Sie nun mit Ihrer neu gewonnenen Zeit?

Kuczmann Da mache ich mir keine Sorgen. Meine Frau Maria und ich werden es genießen, auch an den Wochenenden einen anderen Ablauf zu haben als in den vergangenen Jahrzehnten. Meine Tochter Janina spielt in Ludwigsburg in der 2. Liga, dazu ist mein Sohn Michael weiterhin bei den Bayer Giants aktiv. Gut möglich, dass wir Ausflüge in den Süden dann auch mit Basketballspielen verbinden.

Bis auf einen Wechsel nach Düsseldorf, als Leverkusen seine Bundesliga-Lizenz dorthin abgab, sind sie immer bei Bayer geblieben. Was schätzen Sie an dem Verein?

Kuczmann Nachdem ich 1969 als Jugendspieler zu Bayer gekommen war, habe ich schon fünf Jahre später mit etwa 20 Jahren als Spieler der 1. Bundesliga gleichzeitig im Nachwuchs trainiert. Es war eine Zeit, die mich geprägt hat, während der Leverkusen zu meiner sportlichen Liebe geworden ist. Bayer Leverkusen war damals der Basketballverein in Deutschland, und er ist bis heute sehr anerkannt – gerade, wenn es um die Jugendabteilung geht. Ich habe nie ernsthaft darüber nachgedacht, den Klub zu verlassen.

Vier Mal sind Sie als Spieler Deutscher Meister geworden, als Coach waren Sie Trainer des Jahres 2008. Welche Momente bleiben besonders in Erinnerung?

Kuczmann Es ist schwer, einen herauszunehmen. 1975 bis 1977 bin ich als Trainer der weiblichen C-, B-, und A-Jugend drei Mal hintereinander Deutscher Meister geworden. Es war eine tolle Sache, das zu erleben, denn quasi nebenher bin ich auch als Bundesliga-Spieler noch Pokalsieger und Meister geworden. In bleibender Erinnerung werde ich auch die Zeit als Co-Trainer in der Nationalmannschaft behalten. Ich habe mit Dirk Nowitzki im Training gearbeitet, und als Abschluss war ich 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking. Leider haben wir das Viertelfinale knapp verpasst. Trotzdem: Besser konnte es insgesamt kaum laufen.

Gab es auch Tiefpunkte?

Kuczmann 1976 habe ich mich schwer am Knie verletzt. Passiert ist es im letzten Spiel, als wir Pokalsieger wurden. Da musste ich auch operiert werden und bin fast die gesamte nächste Saison ausgefallen. Dadurch habe ich auch im Europapokal gefehlt. Das war bitter. Nicht vergessen werde ich auch das letzte Bundesliga-Play-off-Spiel mit Bayer gegen Frankfurt. Es war das entscheidende Duell der Serie, das wir mit einem Punkt verloren haben. Alle wussten, dass es gleichzeitig das letzte Bundesliga-Spiel für Leverkusen war. Dieses Ende war hart – für alle in der Halle.

Zur vorigen Saison haben Sie sich in den administrativen Bereich zurückgezogen. Wie viel Spaß hat es gemacht, das Geschehen aus dieser Perspektive zu beobachten?

Kuczmann Ich habe den Bereich meiner Arbeit abgegeben, der mir mehr Spaß gemacht hat. Wir hatten mit Hansi einen guten Trainer, aber leider noch keinen neuen Geschäftsführer. Deshalb hat es sich angeboten. Ganz leicht ist es mir nicht gefallen, doch ich habe auch das Positive gesehen, zum Beispiel nicht mehr jeden Abend in die Halle zu müssen. Die Entscheidung war richtig, und es war toll, zu erleben, wie gut die Saison mit dem Aufstieg dann auch gelaufen ist.

Das nächste Spiel gegen die Tigers Tübingen wird das erste sein, in dem sie nicht mehr in offizieller Funktion sind. Kommen Sie trotzdem?

Kuczmann Ich werde mich mit meiner Frau auf die Tribüne setzen – ganz normal als Zuschauer. Da freue ich mich drauf.

Was ist dem Team in dieser Saison zuzutrauen? Mit der 6:3-Bilanz hatte sicher niemand gerechnet.

Kuczmann Die Mannschaft ist auf einem sehr guten Weg, in der Liga zu bleiben. Das war das große Ziel. Alles weitere werden wir sehen. Im Moment stehen wir sehr gut da, aber vor Verletzungen ist man leider niemals sicher.

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