Kinderschutzbund Mehr Anfragen nach Missbrauchsverdacht

In 50 Fällen wendeten sich Leverkusener Eltern Hilfe suchend an den Kinderschutzbund. Benefizkonzert am 21. September.

 Die Sensoren sind feiner geworden: Kindesmissbrauch ist ein weit verbreitetes Thema, entsprechend mehren sich Hinweise.

Die Sensoren sind feiner geworden: Kindesmissbrauch ist ein weit verbreitetes Thema, entsprechend mehren sich Hinweise.

Foto: Julian Stratenschulte dpa

Eltern zu sein, ist manchmal ganz schön schwer, Kind zu sein aber auch. Gibt es Probleme, können sich Eltern und Kinder beim örtlichen Kinderschutzbund Hilfe holen. Nahezu 750 Anfragen erreichten im Vorjahr die Beratungsstelle, die als wichtigste Einrichtung gilt, weil sie direkte, neutrale und vor allem zeitnahe Hilfe für Kinder und Jugendliche ermöglicht.

Ein Thema, das zurzeit nicht nur in allen Medien präsent ist, sondern dass auch Leverkusener Eltern und Erziehungsberechtigte stark beschäftigt, ist sexueller Missbrauch von Kindern. „Die Sensibilität für dieses Thema hat sich extrem erhöht“, sagt Diplompädagogin Antje Lachmann. In rund 50 Fällen vermuteten Eltern, dass ihre Kinder missbraucht worden seien und glaubten, bei den kleinen Schützlingen ein auffälliges Verhalten festgestellt zu haben. Das sei eine deutliche Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr, bestätigte Lachmann. Auch alle anderen Beratungsstellen hätten mehr Nachfragen erhalten als jemals zuvor.

Bei einigen Kindern habe sich der Verdacht bewahrheitet. In diesen Fällen sei schnelle Hilfe erforderlich. Dabei gehe es darum, Kinder und Jugendliche zu unterstützen, die Grenzverletzungen erlebt hätten, aber auch das Familiensystem zu stärken. „Mit Kindern und Jugendlichen kann ich nicht lange diskutieren, sondern sie brauchen eine andere Möglichkeit, um das Geschehene entweder kreativ oder spielerisch zu verarbeiten“, sagt die Pädagogin. Dabei kann beispielsweise die sogenannte Tresortechnik als Mittel der Traumatherapie hilfreich sein. Erst kürzlich konnte Lachmann – nicht zuletzt dank der finanziellen Unterstützung durch Bürgerstiftung und Sparkasse Leverkusen – einen kleinen Holzkasten anschaffen, indem es mehrere bunte Klappen zum Abschließen gibt. Dort hinein können Kinder belastende Gedanken und Erlebnisse legen, die ihnen gerade zu viel werden. Alles, was dort gut verwahrt liegt, kann bei Bedarf zum späteren Zeitpunkt erneut hervorgeholt werden.

Der Kinderschutzbund arbeitet mit einem Jahresetat in Höhe von 200.000 Euro, erhält aber nur 6000 Euro als jährlichen Zuschuss von der Stadt Leverkusen. Insofern ist der Verein mit 280 Mitgliedern, von denen sich rund 130 ehrenamtlich engagieren, dringend auf zusätzliche Unterstützung angewiesen. Um den Bedarf decken zu können, werden regelmäßige Veranstaltungen in der Stadt angeboten.

Nächster Termin des Kinderschutzbunds ist ein Benefizkonzert mit den Leverkusener Musikern Peter Lorenz, Tobias Sauter und Bastian Korn am Samstag, 21. September, um 19 Uhr im Opladener Kulturausbesserungswerk (KAW).

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