„Das Leben unserer Kinder aufs Spiel gesetzt“ Leverkusener Eltern kritisieren zu langsame Evakuierung des Zeltlagers

Leverkusen · Nach der Überschwemmung eines Ferienlagers in Südfrankreich werfen Eltern aus Leverkusen den Betreuern fahrlässiges Handeln vor. Kinder berichten, dass die Evakuierung des Camps chaotisch verlaufen sei.

Überschwemmung in französischem Ferienlager mit Kindern aus Leverkusen
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Überschwemmung in französischem Ferienlager mit Kindern aus Leverkusen

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Foto: dpa/Jose Rocha

Vier Tage nach der Überschwemmung des südfranzösischen  Ferienlagers an der Ardèche mit Kindern aus Leverkusen und Umgebung mehren sich kritische Stimmen von Eltern zum Ablauf der Rettungsaktion. „Die Evakuierung ist viel zu spät erfolgt, alles lief chaotisch ab“, berichtet eine Mutter, die anonym blieben möchte. „Die haben das Leben unserer Kinder fahrlässig aufs Spiel gesetzt.“

Ihr Kind berichtet, dass beim morgendlichen Aufstehen, kurz nach acht Uhr, bereits Wasser im Zelt stand. Die Kinder hätten dann ihre Koffer und Rucksäcke auf die Feldbetten gestellt und seien auf den Platz gegangen, um sich nach der Lage zu erkundigen. Sie seien von Betreuern ins Essenszelt gerufen worden, um sich dort zu sammeln. Später seien sie aber wieder zurück in ihre Schlafzelte geschickt worden, um ihre Sachen zu holen. „Da stand das Wasser schon knietief im Zelt“, berichtet das Kind. Betreuer seien umhergelaufen und hätten teilweise Sachen aus dem Zeltlager gesichert, andere seien noch mit Kindern auf Ausflügen unterwegs gewesen.

Später seien die jungen Camper in die nahegelegene Küche, einem etwas höher gelegenen Bau mit festem Fundament geschickt worden. Um die Mittagszeit habe es dann „Alle raus!“ geheißen, und die jungen Teilnehmer seien schließlich auf einen sicheren Parkplatz geführt worden, wo wenig später die Feuerwehr eintraf. Die Evakuierungsaktion der Camp-Leitung habe sich über mehrere Stunden hingezogen, berichtet das Kind. Im Essenszelt, wo die Kinder zuerst untergebracht waren, seien die Camper noch mit Brötchen versorgt worden.

„Es gab offenbar keinen Evakuierungsplan“, sagt der Vater des Kindes. Anders sei nicht zu erklären, dass die Evakuierung so lang dauerte und offenbar chaotisch abgelaufen sei. „Wasser kann ebenso gefährlich sein wie Feuer“, sagt der Mann. „Und bei einem Feuer bleibe ich doch auch nicht mitten im Wald stehen.“

Die Eltern reagieren mit ihrer Kritik auch auf öffentliche Äußerungen des Vereinsvorstands des Veranstalters „Jugendförderung Leverkusen“. Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins hatte der Deutschen Presse-Agentur gesagt: „Wir haben uns absolut nichts vorzuwerfen.“ Die Justiz in Nîmes hatte am Wochenende Ermittlungsverfahren gegen ihn und den Vereinsvorsitzenden eingeleitet, unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung. Man habe im Camp sehr früh Alarm ausgelöst und die Jugendlichen zunächst geordnet auf einen höher gelegenen Parkplatz geleitet, sagte der zweite Vorsitzende, der sich noch in Frankreich aufhält. Danach sei Panik ausgebrochen, weil viele zurück in die Zelte gestürmt seien, um ihre Sachen zu holen. Als die Lage nicht mehr beherrschbar schien, wurde die Feuerwehr gerufen.

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