Neueröffnung in Opladen Der Pirat lebt in der Kaschemme weiter

Opladen · Panagiotis Arampatzis und Magda Golaio haben an der Birkenbergstraße die „Kaschemme“ wieder eröffnet, im Andenken an den früheren Besitzer.

 Panagiotis Arampatzis und  Magda Golaio in ihrer „Kaschemme“. An den Wochenenden dreht sich dort alles um Musik.

Panagiotis Arampatzis und  Magda Golaio in ihrer „Kaschemme“. An den Wochenenden dreht sich dort alles um Musik.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Eine eigene „Kaschemme“ hat sich Panagiotis Arampatzis, der von allen nur „Pano“ genannt wird, schon seit langem gewünscht. Und zwar, seit er zum ersten Mal den Höhner-Titel „Die Karawane zieht weiter“ hörte. Denn der 34-jährige Opladener mit griechischen Wurzeln verbindet mit dem Pseudonym nicht etwa ein „verrufenes Gasthaus“, wie es eine alte Bezeichnung aus dem 19. Jahrhundert weismachen will. Sondern in seinen Augen ist die „Kaschemme“ vielmehr eine „Gaststätte mit Herzblut, die schön und sauber ist, aber dennoch einen widersprüchlichen Namen trägt“.

Seit wenigen Wochen hat diese – seine – „Kaschemme“ also in der Opladener Birkenbergstraße 19 geöffnet. „Wir wollen, dass sich jeder bei uns wohl fühlt“, sagt der junge Wirt. Hinter der Theke steht er meistens gemeinsam mit seiner portugiesischen Lebensgefährtin Magda Golaio (25), die wiederum seit sieben Jahren in Opladen lebt. Dass jetzt beide jene Kneipe übernommen haben, die zuvor „Pirat 111“ hieß und bis Mitte 2016 vom stadtbekannten Gastronom Manni Gruse geleitet wurde, verdanken sie gleich mehreren Umständen. „Ich bin auf der Birkenbergstraße aufgewachsen“, beschreibt Pano einen der Gründe, wie er zur 65 Quadratmeter kleinen Kneipe in dem alten Haus des Baujahres 1901 kam.

Seine Freundin wohnte seit ihrer Ankunft in Deutschland ebenfalls in der Birkenbergstraße und hat oft genug die Partys beobachtet, die Gruse bis zu seinem Tod im „Pirat“ veranstaltete. Die Musik gefiel ihr, so dass sie sich sehnlich wünschte, eines Tages auch dort hingehen zu können.

Vorerst ergab sich jedoch keine Gelegenheit, denn beide mussten ihren Lebensunterhalt verdienen: Pano als Mitarbeiter eines Paketdienstes am Flughafen Köln-Bonn, Magda als Thekenbedienung im Opladener Eiscafé Panciera. Das hielt das junge Paar dennoch nicht von gemeinsamen Gesprächen über und Gedanken an die Kneipe ab.

Nachdem sie eine Weile leer stand, hatten sie mehrmals versucht anzurufen, aber bis vor etwa vier Monaten niemanden erreicht. Als sie Glück hatten und endlich einen Besichtigungstermin vereinbaren konnten, gefiel ihnen auf Anhieb, was sie sahen. „Es war alles so schön, sämtliche Details waren mit viel Liebe gestaltet“, staunte Magda. Das ist der Grund, warum vieles im ehemaligen „Pirat“ – der neuen „Kaschemme“ – beim Alten geblieben ist. Zum Beispiel die Theke, an der Dom-Kölsch, Warsteiner-Pils, König Ludwig-Weißbier, Weine und anti-alkoholische Getränke ausgeschenkt werden. Die Wände sind neu gestaltet mit schwarz-weiß Bildern internationaler Künstler. Die Galerie soll künftig ergänzt werden durch Fotos von Stammgästen.

Zu diesen gehören inzwischen auch Claudia Heid, die jüngste Tochter des Verstorbenen, mit ihrem Lebensgefährten. Beide sind hochgradig angetan von der neuen „Kaschemme“. Auch andere ehemalige Besucher sind zurückgekehrt und erzählen Pano voller Stolz, sie seien ebenfalls „Piraten“ gewesen. Entfernt wurde lediglich die ehemalige Küche; sie wird als zusätzlicher Raum für Thekenspiele und Automaten genutzt. Auf kleine Snacks wird zwar nicht verzichtet, diese werden aber fertig angeliefert. Insgesamt wollen die neuen Pächter das Andenken an den „Opladener Tausendsassa“ ganz bewusst wachhalten. Magda hat gespürt: „Die Erinnerung an Manni muss bleiben. Er ist immer noch hier.“

Mit der Eröffnung ist die „Kaschemme“ gut angelaufen. Vielleicht, weil die ganze Familie mithilft. Morgens öffnet die Mama und steht hinter der Theke, am frühen Abend löst der Sohn sie ab. In Zukunft soll sich die „Kaschemme“ unter anderem als Musikkneipe etablieren. Jedes Wochenende ist ein anderer Schwerpunkt geplant, es soll von Fado über Karaoke bis zur Latino-Nacht reichen, von Musik der 1950er Jahre bis in die Neuzeit.

Bis die jungen Leute in der Lage sind, von den Erträgen der Kneipe zu leben, wird aber noch eine Weile vergehen. Bis dahin behalten sie ihre Jobs am Flughafen und im Eiscafé bei.

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