Klimawandel Esskastanien – 600 neue Bäume für Leverkusens Wälder

Leverkusen · Dürre und Borkenkäfer setzen unseren Wäldern weiter zu. Neue Baumarten sollen dem Klimawandel widerstehen. Esskastanien-Bäume haben dabei einen Vorteil: Ihre Früchte lassen sich genießen. In den Wäldern um Leverkusen und Leichlingen wurde jetzt ein Anfang gemacht.

 Warme Baumfrucht zur kalten Jahreszeit: Esskastanien schmecken auch aus dem heimischen Backofen gut.

Warme Baumfrucht zur kalten Jahreszeit: Esskastanien schmecken auch aus dem heimischen Backofen gut.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

Die Wälder in Leverkusen und Leichlingen haben einige harte Jahre hinter sich. Speziell die Trockenheit der letzten Sommer – dieses Jahr einmal ausgeklammert – hinterließen deutliche Spuren. Kein Wunder, dass sich Förster Karl Zimmermann vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW nach Alternativen umschaut. Eine davon lautet Esskastanien. „Wir kennen die Esskastanie eigentlich schon ziemlich lange“, sagt Zimmermann. „Diese zu pflanzen hatten wir aber nie wirklich auf dem Schirm.“ Speziell am Engstenberger Weg in Leverkusen hat Zimmermann nun einige Lücken gefüllt mit jenen Bäumen, die ursprünglich aus wärmeren Gefilden kommen und warme Temperaturen gut vertragen können. Einige andere stehen schon länger am Sportplatz Birkenberg in Opladen. Allerdings, räumt Zimmermann ein, seien Esskastanien längst nicht so exotisch, wie viele dächten. Er verweist auf die riesigen Kastanienwälder, die Römer bereits vor 2000 Jahren in der Pfalz anlegten. Bis heute prägen sie dort die Vegetation und sind fest verwurzelt mit der Pfälzer Kultur und Lebensart. Immer, wenn die Kastanien – „Keschde“ genannt – reif sind, stehen sie  entlang der südlichen Weinstraße im Fokus. Dann gibt es dort Kastanienkirmes und Kastanienfeste. Das Angebot reicht von Brot, Nudeln und Wurst über Honig und Likör bis hin zu Bier, alles hergestellt aus Kastanien.

Doch Zimmermann warnt vor allzu großen Hoffnungen. „Bis es in Leverkusen so weit ist, und die Bäume ertragreich sind, wird es noch gut 30 Jahre dauern.“ Bislang seien die Setzlinge aus der Baumschule maximal 50 Zentimeter hoch und noch dazu wegen der starken Nachfrage aus Leverkusen recht teuer. Überdies nehme man nicht jeden Baum, der irgendwann mal gewachsen sei, sondern versuche, Bäume aus der Region für die Region fortzupflanzen. Immerhin: ein Anfang ist gemacht. „Seit letztem Jahr habe ich ungefähr 100 Esskastanien gepflanzt. Im Frühjahr kommen weitere 500 dazu, verteilt im gesamten Stadtgebiet.“

 Leverkusen:Karl Zimmermann

Leverkusen:Karl Zimmermann

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Auf diese Weise will sich Zimmermann unabhängiger als zuvor aufstellen. Wenn dann mal wieder eine Sorte ausfalle, verschwinde nicht gleich ein ganzer Wald, sagt Zimmermann. Esskastanien seien aber auch als Ersatz für Fichten geeignet, die von Borkenkäfern vernichtet wurden. Oder für Buchen, die wegen der langen Trockenheit abgestorben sind. Ein Pilz sorgt aktuell für großen Sorgen bei Ahorn und Eschen. Zimmermann: „Ich hätte gewettet, dass Esche kein Problem ist. Schließlich steht die Sorte schon seit 5000 Jahren in unseren Wäldern und passt zu den örtlichen Klima- und Bodenverhältnissen.“ Nun müsse diese Baumart ebenfalls entfernt und ersetzt werden. Zimmermann hat dafür auch schon Ideen und zählt auf: amerikanische Eichen, auch Robinien oder „Falsche Akazie“ genannt. Douglasien, eine Pflanzengattung aus der Familie der Kieferngewächse, kommen für ihn ebenfalls infrage.

Mit Küstentannen, die ursprünglich im Westen Nordamerikas beheimatet sind, will er sich zudem noch breiter aufstellen. „Diese Arten lassen sich vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels gut integrieren“, bestätigt der Experte, der zum allergrößten Teil noch immer auf heimische Hölzer, vor allem auf Eiche, Buche, und Kirsche schwört.

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