Gelungener Auftakt Mit Kammermusik in der Kirche raus aus der Corona-Pause

Leichlingen · Ein sommerlicher Blumenstrauß beim Live-Konzert in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist: Als kleine Anerkennungen für die Musiker gabt es keine Blumen, sondern Mund-Nasenschutz mit Notenaufdruck. Und die Ausgangsspende ist für mittellose selbständige Musiker bestimmt.

 Endlich! Das Konzert in St. Johannes Baptist in Leichlingen war das erste seit März in dem Gotteshaus.

Endlich! Das Konzert in St. Johannes Baptist in Leichlingen war das erste seit März in dem Gotteshaus.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

„Wenn eine Tür zugeht, dann öffnet sich eine andere“ – das sagte Pfarrer Michael Eichinger zur Begrüßung der Zuhörer, die sich zum ersten Konzert in seiner Pfarrkirche St. Johannes Baptist seit der Corona-Pause ab Mitte März eingefunden hatten. So geschah es in der Kirchengemeinde, die vom aktiven Chorgesang geprägt ist. Der ist aber seit Wiederaufnahme der Präsenzgottesdienste nicht erlaubt. Um die Messen weiter mit Musik zu bereichern, öffnete Kantorin Pia Gensler die Tür zur Kammermusik.

Für jedes Wochenende erarbeitete sie mit engagierten Instrumentalisten aus der Gemeinde ein Kurzprogramm für die Gottesdienste. Erstaunlich, was in den letzten acht Wochen zustande kam. Offensichtlich hat die Kirchenmusikerin offene Türen eingerannt. Die haben kräftig geübt und waren glücklich, nun alles noch einmal aufzuführen, gebündelt zu einem bunten Blumenstrauß der Kammermusik, den „Fiori musicali“.

Genauso wie die Instrumentalisten haben auch die Konzertbesucher nur darauf gewartet, Musik endlich wieder live zu genießen, statt sich mit Kost aus der Konserve bei Laune zu halten. Beinahe ausverkauft war die große Leichlinger Pfarrkirche, nachdem die Ensembles bereits am Nachmittag im Pilgerheim Weltersbach aufgetreten waren. Allerdings bedeutet „ausverkauft“ in Zeiten des Pandemie-Schutzes, dass jede zweite Bank vollkommen gesperrt und die Lücken zwischen den Sitznachbarn groß waren.

Der Applaus für das jeweilige Ensemble am Ende eines jeden Programm-Blocks war allerdings heftig wie sonst. Die Mischung von Kompositionen und Bearbeitungen aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert war den verfügbaren Besetzungen angepasst und für alle gut spielbar. Und sie war als Maßnahme gegen die allgemein gedrückte Stimmung nach Wochen des Lockdowns ebenso angemessen wie dem Konzertdatum am Mittsommertag.

Vorwiegend heiter und beschwingt stimmten die barocken Werke, mit denen beispielsweise das erste Ensemble den Abend eröffnete. Die Alt-Flötisten Uschi Mauer und Holger Koslowski wurden von Angela Rösgen am Cello begleitet. Pia Gensler, die bei sämtlichen Werken Continuo oder an der großen Orgel unterstützte, leitete das Ganze von der Truhenorgel aus. Scarlatti und Telemann bündelte das erweiterte Familien-Unternehmen (Benjamin und Christoph Rösgen, Geige, Angela Rösgen Cello) mit Oboenklang und quirliger Piccoloflöte (beide Koslowski). Wohlige Melodik und leicht perlende Läufe, gefolgt von sommerlicher Spielfreude, so ließen Querflötistin Monika Bertram und Cellistin Silvia Sommer eine Händel-Sonate erklingen. Im Verbund mit der Geigerin Gisela Schmitz sorgten sie für einen pulsierenden Telemann-Abschluss.

In die Klassik wechselte Anna Schröter mit drei Klarinetten-Stücken. Nach heftigem Applaus verbündeten sich alle Mitwirkenden – fast spontan – zum letzten Satz von Händels Wassermusik.

Nach dieser unverhofften Zugabe wurden kleine Anerkennungen verteilt, keine Blumen, sondern Mund-Nasenschutz mit Notenaufdruck. Und die Ausgangsspende ist für mittellose selbständige Musiker bestimmt.

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