Stadtsparkasse Düsseldorf in der Corona-Krise „Unser Kreditbuch ist robust“

Monheim · Vorstandsmitglied Uwe Baust von der Stadtsparkasse Düsseldorf, die auch in Monheim Filialen betreibt, zieht Corona-Bilanz – mit einem Plus von 164 Prozent bei Kreditzusagen für den Mittelstand.

 Die Zentrale der Düsseldorfer Sparkasse an der Berliner Allee.

Die Zentrale der Düsseldorfer Sparkasse an der Berliner Allee.

Foto: Bußkamp, Thomas (tbu)

Uwe Baust ist Mitglied des Vorstandes bei der Stadtsparkasse Düsseldorf, die auch in Monheim Filialen betreibt, und verantwortlich für das Firmenkundengeschäft. Er zog eine Bilanz des ersten Halbjahres, das  stark von Corona geprägt war.

Herr Baust, der Wirtschaft droht eine Pleitewelle, Kredite könnten in großer Zahl platzen, sogar Banken in Schieflage geraten.  Wie bewerten Sie diese Lage?

Baust Ich gehe auch davon aus, dass die Zahlen der Insolvenzen steigen werden. Aber das wird keine Pleitewelle, die ins Unermessliche steigen wird, da die Branchen sehr unterschiedlich betroffen sind. Sorgen mache ich mir vor allem um die Veranstaltungsindustrie, die Dienstleister rund um Messen, Gastronomen, individuelle Einzelhändler und Kulturschaffende, sie alle sind für Düsseldorf sehr wichtig. Allerdings wachsen nach Insolvenzen neue Unternehmen nach. Zudem ist der Mittelstand ganz anders als noch zur letzten Finanzkrise mit guten Eigenkapitalquoten für die Krise gewappnet. Das gilt auch für die Banken. Das heißt, die prognostizierten Insolvenzzahlen sind nichts, was unsere Volkswirtschaft aushebeln wird. Im historischen Kontext haben wir zum Beispiel 2003 doppelt so hohe Insolvenzen wie noch im Jahr 2019 verkraftet.

 Uwe Baust von der Stadtsparkasse

Uwe Baust von der Stadtsparkasse

Foto: Stadtsparkasse Düsseldorf/Heike Katthagen

Wie sieht die Stadtsparkasse den Insolvenzen entgegen? Ist sie nicht besonders betroffen, da sie klassischer Weise Kredite an kleine und mittelständische Unternehmen vergibt?

Baust Ja und nein. Unser Schwerpunkt liegt tatsächlich bei dieser Zielgruppe. Aber die Region ist gekennzeichnet von einer stabilen Handwerker- und Unternehmerschaft und einem guten Branchenmix. Folgerichtig ist auch unser Kreditbuch robust.

Mit wie vielen platzenden Krediten rechnen Sie?

Baust Das ist seriös nicht vorherzusagen. Im ersten Halbjahr gab es relativ geringe Ausfälle, da staatliche Hilfspakete und die ausgesetzte Pflicht zur Anmeldung der Insolvenz den Unternehmen Zeit gekauft haben. Aber wir rechnen schon mit einem nennenswerten Zuwachs im vierten Quartal und darüber hinaus.

Wie lautet Ihre Bilanz des ersten Halbjahrs für das Firmenkundengeschäft?

Baust Wir haben im dritten Jahr in Folge ein zweistelliges Kreditwachstum erreicht und damit unsere Marktführerschaft klar untermauert. Der Gesamtertrag lag bei 42 Millionen Euro und damit wie in den beiden Vorjahren über Plan. Der Zinsüberschuss im Kreditgeschäft stieg gegen den Markttrend um 2,3 Prozent auf 28 Millionen Euro. Und das Provisionsergebnis blieb trotz coronabedingt rückläufigem Zahlungsverkehr stabil.

Wie sehr macht sich die Corona-Krise denn bei der Kreditvergabe bemerkbar?

Baust Insgesamt haben wir im ersten Halbjahr neue Kredite in Höhe von 639 Millionen Euro zugesagt. Das sind gut zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch im durchschnittlichen Kreditbestand ging es, obwohl unsere Kunden aufgrund des Shutdowns deutlich weniger Investitionsdarlehen und kurzfristige Kontokorrentkredite zur Vorfinanzierung in Anspruch nahmen, ebenso um über zehn Prozent nach oben, auf rund fünf Milliarden Euro. Rechnen wir die gewerblichen Immobilienkunden, für die sich das Geschäft im zweiten Quartal beruhigte, heraus und konzentrieren uns auf die mittelständischen Unternehmen mit Jahresumsätzen zwischen 500.000 Euro bis 20 Millionen Euro, wird es noch interessanter. Da haben wir bei den Kreditzusagen einen Zuwachs um 164 Prozent erreicht. Diese Zahl liegt signifikant über dem Markt und belegt glasklar, dass wir in unserer Heimatregion Verantwortung übernommen haben.

Wie viel Geld mussten sich die Unternehmen coronabedingt über die Stadtsparkasse bei der KfW-Bank leihen?

Baust Wir haben mehr als 900 Hilfskredite bearbeitet und bis dato ein Volumen von 188 Millionen Euro an die KfW-Bank vermittelt und jeweils die Hälfte der Summe direkt unseren Kunden zur Vorfinanzierung angeboten. Eine weitere Folge von Corona: 172 Kunden haben bei uns ihre Tilgungen ausgesetzt.

Wie helfen Sie Ihren Kunden jenseits der Kreditvergabe weiter?

Baust Schrittweise wird der Innovations- und Investitionsbedarf wieder in den Fokus rücken, zum Teil wurde er durch Corona schonungslos offengelegt. Wir haben daher eine Offensive für den Mittelstand gestartet. Dazu zählt ein neu entwickelter, kostenloser Digitalisierungscheck, mit dem die Unternehmen ermitteln können, wo bei ihnen Handlungsbedarf besteht.

Manchen Unternehmen hilft das aber nicht mehr, sie haben existenzielle Nöte.

Baust Ja, es wird mehr und mehr Unternehmen geben, die ihre Verschuldungsgrenze erreichen. Manche Unternehmer sind zudem mit der Digitalisierung überfordert oder sie finden in fortgeschrittenem Alter keinen Nachfolger. Hier könnten externe Eigenkapitalgeber mit ins Boot geholt werden. Dafür sollten sich mehr Unternehmen öffnen. Wir stellen dafür unser Netzwerk zur Verfügung und beraten über öffentliche Fördermittel, die solche Prozesse stützen.

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