Projekt in Langenfeld Akte L. – Jugendliche entwickeln VR-Spiel

Langenfeld · Virtual Reality: 20 Schüler haben mit der Langenfelder Firma 7th Spath eine virtuelle Erkundung des Rathauses ermöglicht. Mit Avataren und Laserpointern im 3D-Spiel.

 Mia (l.), Anna-Lena und 18 weitere Jugendliche haben das VR-Spiel „Die Akte L“ mitentwickelt.

Mia (l.), Anna-Lena und 18 weitere Jugendliche haben das VR-Spiel „Die Akte L“ mitentwickelt.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Der Bürgermeister ist ganz hin und weg: „Beispielhaft, bahnbrechend, das wird in der Republik für Schlagzeilen sorgen“ – so überschüttet Frank Schneider die freiwillige Projektarbeit von 20 Schülern mit Anerkennung. Die Jungen und Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren haben einen ganz besonderen Beitrag zur politischen Bildung junger Leute geleistet. Sie haben ein virtuelles Spiel entwickelt, das Stadtverwaltung, Rathaus und die Teilhabe an Kommunalpolitik erklärt. Das Ganze ist nun kein dröger Film mit 3-D-Brille geworden, wie die Pädagogen es geplant hatten.

 „Die Kids wollten ein Game haben“, sagt Ingrid Graser, für Kinder- und Jugendarbeit bei der Stadtverwaltung zuständig und Koordinatorin des ungewöhnlichen Lernprogrammes. „Die Akte L.“ heißt der „Umweltthriller“, in dem die Teilnehmer sich auf die virtuelle Suche nach dem Täter machen, der einen Umweltskandal verschuldet hat. Mit Avataren, Laserpointern, Teleportationen und virtuellen Notizbüchern rätseln sich die jungen Teilnehmer durchs Rathaus – immer auf der Suche nach Ansprechpartnern. Für Jugendliche ist das sicher einfacher als für ältere Erwachsene.

„Ich bin schon am Rathaus-Eingang gescheitert“, gesteht Frank Schneider, „weil ich es gewohnt bin, einfach jemanden anzurufen, wenn die Tür zu ist.“ Im Spiel geht es jedoch darum, mit den virtuellen Greifhänden versteckte Hilfsmittel zu finden, mit denen sich die Tür öffnen lässt.

Ein Jahr konsequente Arbeit haben Anna-Lena, Kevin, Mia, Benedikt, Erik, Jan und Christopher allen voran in die Entwicklung gesteckt. Sie sind der harte Kern der Truppe. Ihnen zur Seite standen Jugend-Fachbereichsleiter Ulrich Moenen und vor allem die beiden jungen Chefs der Langenfelder Firma 7th Space. Nurdin Ankouri und Remigius Rupik haben sehr viel Erfolg  mit virtuellen Lernspielen und Entdeckungsfilmen. „Das hat uns ganz ganz viel Spaß gemacht“, sagt  Rupik, von den Jugendlichen liebevoll Remi genannt. „Wir sind mitten im digitalen Weltalter. Die virtuelle Realität (VR) spielt eine immer größere Rolle. Das ist ein tolles Lernprogramm.“

Am professionellen Auftritt haben die beiden mit ihrem Team an der Hans-Böckler-Straße erheblich mitgewirkt. Das Rathaus wurde liebevoll und detailliert nachgebildet durch viele Fotos und Beschreibungen. Der Spieler kann komplett in eine ihm bekannte Umgebung eintauchen.

Die „Akte L“ soll zukünftig in Schulen gespielt werden. Die achten Klassen in Langenfeld bekommen erst einmal gratis einen  Einblick. Das Spiel kann auch auf andere Städte und Rathäuser übertragen werden. Mia und Anna-Lena, beide 13, geben zu: „Wir sind eigentlich keine Gamer. Wir waren froh, dass einige unserer Jungs sich in der Technik ganz gut auskennen.“ Gereizt haben die beiden Mädchen vor allem die Story, das Drehbuch und das Sprechtraining.

„Ich habe gelernt, wie man Wörter noch betonen kann, damit sie Gewicht bekommen“, sagt Anna-Lena. „Das wusste ich vorher gar nicht.“ Profis in Sachen Drehbuch, Intro und Moderation halfen den Kids,  ein professionelles Produkt zu schaffen. „Am Anfang hatten wir ganz schön viele wilde Ideen. Wir haben auch Arbeit in Szenen gesteckt, die wir nachher verwerfen mussten“, sagt Anna-Lena weiter. Wenn die jungen Akteure heute das fertige Spiel sehen, können sie es kaum glauben. „Das ist schon richtig cool“, sagt Mia. Und alles sei in demokratischer Abstimmung geschehen, alle Ideen hätten Gehör gefunden.

68.000 Euro hat die Realisierung gekostet, 28.000 Euro hat der Landschaftsverband Rheinland (LVR) beigesteuert. Den Rest hat die Stadt übernommen.

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