Lokalsport Die Krise: Langenfeld steht vor einem Rätsel

Langenfeld · Der Handball-Oberligist liegt nach einem missratenen Saisonstart auf dem vorletzten Platz. Die Ursachenforschung ist schwierig.

Lokalsport: Die Krise: Langenfeld steht vor einem Rätsel
Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der Handball-Oberligist SG Langenfeld (SGL) versteht die Welt nicht mehr. Und er ist sich in vielen Bereichen selbst ein echtes Rätsel. Es führt aber nach dem ersten Viertel der neuen Saison definitiv kein Weg daran vorbei, dass sich die Mannschaft mit einer Top-Platzierung derzeit überhaupt nicht beschäftigen darf. Der drittletzte Tabellenplatz und die 5:9 Punkte sind eine derart miserable sportliche Bilanz, dass der Oberliga-Vizemeister des vergangenen Jahres erst einmal wieder etwas festeren Boden im Mittelfeld unter die Füße bekommen muss. Den Aufstieg aus dem tiefen Tal Niedergeschlagenheit soll nach Möglichkeit heute Abend (19.30 Uhr, Rückertstraße) beim Tabellensiebten ART Düsseldorf beginnen.

Trainer Leszek Hoft weiß trotz seiner immensen Erfahrung gar nicht so recht, wo er mit der Ursachenforschung beginnen soll. "Es ist wirklich unglaublich", sagt der Coach, "aber im Moment kommt wirklich alles zusammen." Damit meint er vor allen Dingen die permanent wiederkehrenden personellen Schwierigkeiten, die ihm sowohl bei den Übungseinheiten als auch vor den Spielen sehr oft einen dicken Strich durch die Planungen machen. Das war unter anderem zuletzt vor dem fahrlässig als doch mehr oder weniger lästige Pflichtaufgabe eingestuften Heimspiel gegen den Nachbarn Bergischer HC II der Fall (18:26). Der im Grunde für die Defensive unverzichtbaren Deckungschef Andreas Nelte konnte wegen einer Muskelverletzung nicht an einen Einsatz denken. Christian Majeres, in der Abwehr ebenfalls ein stabilisierender Faktor, fehlte aus beruflichen Gründen.

Der Linkshänder steckt derart im Prüfungsstress, dass er in Absprache mit Trainer Hoft die zeitliche Notbremse zog und sich für die kommenden Wochen komplett aus dem Handball-Geschehen verabschiedete. Während sein Ausstieg auf Zeit geklärt ist, herrscht im "Fall" Nelte eine Mischung aus Hoffen und Bangen vor. Der 32-Jährige, erfahrenster Spieler im Langenfelder Kader, will es am liebsten unbedingt versuchen - und Hoft ihn auf der anderen Seite nur lassen, falls ein Einsatz kein erhöhtes Risiko für eine schlimmere Folge-Verletzung bedeutet. Eine Entscheidung fällt hier vielleicht erst sehr kurzfristig. Als kurzfristig verfügbarer Majeres-Ersatz soll Niklas Körner, der früher sowieso lange zur ersten Mannschaft gehörte, aus der Zweiten aufrücken und die rechte Seite im Rückraum gemeinsam mit Sven Kniesche beackern.

An der Suche nach Erklärungen beteiligt sich natürlich auch Klaus Majeres. "Es sind wohl mehrere Mosaiksteinchen dafür da, dass wir momentan eine Krise haben. Eine richtige Antwort darauf habe ich aber auch noch nicht", erklärt der Abteilungsleiter, "für mich gibt es dabei keine Schuldigen, sondern nur viele Fragen." Zu dieser Mischung aus Puzzleteilen dürfte gehören, dass sich der eine oder andere die neue Saison in der Oberliga etwas zu einfach vorgestellt haben dürfte, zumal die vier Zugänge Lars Lipperson, Tim Lipperson, Frederic König und Max Adams das Team doch zusätzlich voranbringen sollten. Weil selbst das bisher nicht aus verschiedenen Gründen nicht im erhofften Umfang funktioniert hat, befindet sich die SGL momentan in einem gefährlichen Kreislauf - den sie möglichst bald durchbrechen will, um nicht noch stärker in Not zu geraten.

Dass die ursprünglich festgelegten Saisonplanungen mit einem Platz zumindest unter den ersten fünf momentan nicht mehr haltbar sind, steht fest. "Wir müssen unsere Ziele sortieren", bestätigt Majeres, der am grundsätzlichen Willen des Teams zu mehr Leistung keine Zweifel hat: "Die Mannschaft will." Trainer Hoft bestätigt diesen Eindruck, weil er mit dem Auftreten und der Intensität in seinen Übungseinheiten sehr zufrieden ist.

Um das zerbrechliche Gebilde zu schützen, gab es nach dem Debakel gegen den Bergischen HC II keine sonst übliche Detail-Analyse, sondern direkt die Vorbereitung auf die Aufgabe in Düsseldorf. "Wir müssen nach vorne sehen. Ich muss jetzt meine Erfahrung einbringen und die Spieler wieder aufbauen", betont Hoft, "es bringt jetzt gar nichts, da weiter draufzuhauen." Trotzdem erwartet er nach dem total verkorksten Auftritt am vergangenen Wochenende gegen Solingen eine Kehrtwende: "Klar, dass haben wir selbst verbockt. Doch ich bin sicher, dass wir uns in Düsseldorf völlig anders präsentieren und ohne Ende kämpfen werden. Wer das nicht tut, sitzt auf dem falschen Pferd."

Ein größeres Entgegenkommen der Gastgeber darf Langenfeld dabei allerdings nicht erwarten. Düsseldorfs Trainer Jens Sieberger hält die SGL zunächst für besser, als es der schlechte Tabellenplatz aussagt: "Das Team verfügt aber über einen durchaus starken Oberligakader und wird sich im Saisonverlauf ganz sicher weiter nach oben orientieren." Logisch: Gleichzeitig hat er bei ausgeglichenen 7:7 Zählern seine eigenen Ergebnis-Vorstellungen. "Wir wollen alles daransetzen, diese Partie zu gewinnen", kündigt Sieberger an. Langenfeld dürfte demnach allerhand zu tun haben, damit sie die Welt wieder versteht.

(RP)
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